Woodwalkers-Autorin Katja Brandis spricht über Harry Potter-Parallelen und die Herausforderung Kino: "Ich habe den leichteren Job"

24.10.2024 - 14:34 UhrVor 2 Monaten aktualisiert
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Die Buchreihe Woodwalkers ist ein Fantasy-Phänomen und wird nun für gleich mehrere Filme adaptiert. Autorin Katja Brandis verrät mehr über die Verfilmung, Zukunftsideen und was Woodwalkers eigentlich mit Harry Potter gemeinsam hat.

Mit Woodwalkers startet am heutigen 24. Oktober 2024 eine der beliebtesten deutschen Fantasy-Reihen des Kinder- und Jugendbuch-Sektors im Kino. Die Romane von Katja Brandis über eine Schule für Kinder, die sich in Tiere verwandeln können, erobern regelmäßig die Spiegel-Bestseller-Listen  und umfassen mittlerweile über 20 Bände.

In Woodwalkers begleiten wir Carag (Emile Chérif), der manchmal ein Mensch und manchmal ein Puma ist, an eine Schule für Gestaltwandler: die Clearwater High von Direktorin Lissa Clearwater (Martina Gedeck). Hier findet er neue Freunde (Lilli Falk, Johan von Ehrlich) und Rivalen (Emil Bloch) und lernt seine Fähigkeiten besser zu kontrollieren. Nur was will Carags mysteriöser Gönner Andrew Milling (Oliver Masucci) von ihm? All das darf das Kinopublikum nun in der Verfilmung herausfinden. Teil 2 und Teil 3 der Fantasy-Verfilmungen sind ebenfalls schon in Planung.

Woodwalkers-Autorin Katja Brandis spricht im Interview über Harry Potter-Ähnlichkeiten der Fantasy-Verfilmung

Zum Start der Dreharbeiten im Sommer 2023 stattete Moviepilot dem Woodwalks-Set im Harz einen Besuch ab. Dort fragten wir in einer Höhle im Wald Vorlagen-Autorin Katja Brandis zur Verfilmung ihrer Fantasy-Reihe aus und erfuhren so mehr über die Zukunft des Woodwalkers-Universums, literarische Fantasy-Geheimtipps und unbeabsichtigte Parallelen zu Harry Potter.

Moviepilot: Du hast schon über 70 Bücher geschrieben, aber Woodwalkers ist die erste Verfilmung auf Grundlage deiner Werke. Hast du dir das von Anfang an erträumt?

Katja Brandis: Nein, daran habe ich tatsächlich nie gedacht. Aber ich sah beim Schreiben im Kopfkino immer alles filmisch vor mir. Nur leider habe ich sehr aufwendige Szenen geschrieben, was ungünstig ist, weil jetzt alles sehr teuer wird. Ich schreibe mal schnell eine Verwandlungs- oder Action-Szene und die Woodwalkers-Verfilmung muss Millionen von Euro ausgeben und Tiere trainieren, um das umzusetzen. Ich habe da den leichteren Job. [lacht]

Wie viel Mitspracherecht hattest du bei der Verfilmung von Woodwalkers?

Mein Buch Woodwalkers wurde als Theaterstück, als Hörbuch und als Hörspiel adaptiert. Alle wollen es kürzen, umwandeln, weniger Figuren darin haben etc. – Man muss loslassen können. Bei der Verfilmung muss die Handlung in einen Kinofilm passen, also machen die Produktionsfirma blue eyes Fiction und der Verleih Studiocanal natürlich ihr eigenes Ding. Ich habe aber, so gut es ging, darüber gewacht, dass der Charme und die Atmosphäre der Vorlage gewahrt blieben.

Ich war sehr deutlich, wenn mir etwas nicht gefallen hat. Meine Verbesserungsvorschläge wurden aber dankbar angenommen. Ich denke, jetzt haben wir eine Version, mit der ich und die Fans zufrieden sein können.

Hattest du Einfluss auf die Woodwalkers-Besetzung?

Ich habe die Top 20 jeder Rolle gesehen und durfte mir die Casting-Videos anschauen. Anschließend habe ich meine drei Favoriten für jede Rolle mitgeteilt. Ich habe auch gesagt, wenn ich fand, dass jemand gar nicht passte – zum Beispiel von der Ausstrahlung her. Mit den endgültigen Schauspieler:innen bin ich jetzt sehr happy.

[Bison-Wandler] Brandon hat zum Beispiel so eine absolute 'Brandonhaftigkeit'. Da war ich sofort überzeugt. Sein Darsteller Johan von Ehrlich wurde sogar bei einem Street-Casting aus 19.000 Bewerbern ausgewählt. Bei Wolfs-Anführer Jeffrey (Emil Bloch) war es auch so. Der sieht zwar nicht aus wie auf dem Buch-Cover, aber hat eine sehr starke Präsenz. Er hat einfach die richtige Ausstrahlung, da war der Unterschied dann nicht schlimm.

Hast du eine Lieblingsfigur in deinen Büchern oder liebst du alle deine Kinder?

Natürlich habe ich meine Lieblinge. Carag habe ich nicht umsonst zur Hauptfigur gemacht. Außerdem macht es unheimlich Spaß, Holly-Dialoge zu schreiben, weil sie so frech und witzig ist. Und dann liebe ich auch noch [Wolfs-Wandlerin] Tikaani, die im ersten Band noch eine Nebenfigur ist. Aber meine Praktikantin hat damals gesagt: 'Hey, die passt doch viel besser zu Carag als [Wapiti-Mädchen] Lou.' Und dann wurde sie immer weiter zur Hauptfigur, bis sie jetzt eine der beliebtesten Charaktere überhaupt ist.

In den Woodwalkers-Büchern verarbeitest du nicht zuletzt deine eigene Tierliebe: Hast du selbst ein Lieblingstier?

Das ist eine ganz harte Konkurrenz: Ich liebe alle Raubkatzen, natürlich auch Pumas. Ich bin ein großer Greifvogel-Fan. Aber mein absolutes Lieblingstier ist der Delfin. Weil ich selber ein Wasserwesen bin: Ich gehe zweimal pro Woche schwimmen und tauche schon seit langem. Unser Familien-Lieblingstier ist wiederum der Otter. Otter sind einfach genial.

Du bist eine deutsche Schriftstellerin, trotzdem ist Woodwalkers in den Rocky Mountains in der USA angesiedelt. Warum?

Ich hatte die Idee zu Woodwalkers, als ich für drei Wochen im Yellowstone-Nationalpark war. Da bin ich ganz viel gewandert und habe jede Menge Tiere gesehen. Das hat mich so sehr inspiriert, dass mir klar war: Meine Geschichte muss in der grandiosen Landschaft von Yellowstone spielen. Die Schule musste dort sein. Außerdem wusste ich schon, dass ich einen Puma als Hauptfigur wollte und das geht in Deutschland natürlich nicht.

Ich finde, in den USA gibt es einfach die spannenderen Tiere. Da existiert noch echte Wildnis, was Kinder unheimlich fasziniert. Tiere und Wildnis sind die Faszination meiner Bücher. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine riesige Bison-Herde. Und einmal lag ein Elchbulle hinterm Waschhäuschen.

Es wurde vor allem in Deutschland gedreht, aber die Filmhandlung spielt weiterhin in den USA?

Ja, deshalb haben sie zum Beispiel die Landschaft im Harz ausgewählt. Die Kiefern sind typisch amerikanische Bäume. Die Location-Scouts waren in ganz Europa unterwegs, um Gegenden zu finden, die wie Amerika aussehen. Aus Umweltschutzgründen wollten wir nicht drüben [in den USA] drehen. Das wäre eine Öko-Schweinerei und auch super-aufwendig gewesen. Und deshalb haben wir Alternativen gesucht: Österreich, Südtirol, Deutschland.

Woodwalkers ist ein Fantasy-Buch. Was sind deine eigenen Fantasy-Vorlieben?

Ich liebe [US-Schriftstellerin] Naomi Novik. Großartig! Großartig! Ich wünschte, ich hätte ihre Bücher geschrieben. Zum Beispiel Das kalte Reich des Silbers * oder Das dunkle Herz des Waldes *. Sie hat eine einzigartige Erzählstimme, die immer frisch klingt. Und nie das übliche 'Eine-auserwählte-Person-rettet-die-Welt', was ich echt nicht mehr sehen kann.

Außerdem habe ich Game of Thrones durchgesuchtet. Ich musste allerdings lange warten, bis ich die Serie gucken konnte. Denn nachdem ich die Bücher gelesen hatte, musste ich die Handlung erstmal wieder vergessen: damit ich nicht das Gefühl hatte, schon alles zu wissen.

Beim Lesen hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass in Woodwalkers auch Harry Potter-Liebe drinsteckt.

Ich habe zwar vor 20 Jahren Harry Potter gelesen, aber hatte vieles schon wieder vergessen. Beim Schreiben hat mir zum Beispiel jemand gesagt, dass einer meiner ursprünglichen Figuren-Namen schon bei einer Harry-Potter-Nebenfigur auftaucht. Das wusste ich gar nicht mehr.

Woodwalkers hat sich im Laufe der Entstehung immer mehr zum Internats-Roman gewandelt, weil der Verlag das wollte. Da kommt natürlich immer der Harry Potter-Vergleich, weil Internats-Romans in diesem Sinne ähnlich sind: Es gibt immer Lehrer, die man mag und welche, die man nicht mag. Schüler, mit denen man gut und weniger gut klarkommt.

Ursprünglich war Woodwalkers ein Roman ab 12 Jahren mit Thriller-Elementen – also etwas ganz anderes. Er hat sich dann über eineinhalb Jahre bei der Ausarbeitung immer mehr in die Richtung einer jüngeren Leserschaft entwickelt und auch immer stärker in Richtung der Schule.

Was steht bei dir als Nächstes an? Schreibst du das Woodwalkers-Universum immer weiter?

Das wäre zu langweilig. Ich schreibe zwischendurch auch viele Fantasy-Romane ab 12, die nichts mit Verwandlungen zu tun haben. Aber ich führe die Reihe in dem Sinne weiter, dass ich gerade Woodwalkers - Die Rückkehr * schreibe: Das ist die 2. Staffel. Danach kommen für mich die Windwalkers, da geht es um Flugtiere. Und als Nächstes schaue ich mal, ob ich vielleicht die 2. Staffel von den Wasser-Tieren der Seawalkers * angehe.

Es wurden bislang drei Woodwalkers-Filme angekündigt: Werden damit die 6 Bände der 1. Buch-Staffel von Woodwalkers abgedeckt?

Ja, soweit ich weiß schon. Die Produktionsfirma blue eyes Fiction und der Verleih Studiocanal haben mir aber schon gesagt, dass manches weggelassen wird, weil es sonst zu teuer ist. Zum Beispiel den Schüleraustausch in Costa Rica werden sie nicht drehen. Der dritte Film wird dann wahrscheinlich die Verfilmung des großen Woodwalker-Showdowns Tag der Rache *. Also denke ich, sie werden grob die sechs Bände adaptieren.

Und dann haben blue eyes Fiction und Studiocanal ja, wenn sie weitermachen wollen und Woodwalkers erfolgreich ist, noch die Seawalkers * und Woodwalkers-Rückkehr *. Von daher geht ihnen der Stoff bestimmt nicht so schnell aus.

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