Wir schauen The Returned - 1. Staffel, Folge 3 & 4

02.10.2014 - 12:06 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Returned
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The Returned
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Wie kam Julie zu ihren Narben und der kleine Victor zu seinem frühen Ende? Zwei starke Episoden von The Returned geben Auskunft.

Nachdem die zweite Episode von The Returned einen Gang zurückgeschaltet hat, dreht die Folge Julie sowohl formal als auch inhaltlich richtig auf. Wer Zweifel hatte, ob The Returned den Mahlstrom der Mysterien aufrechterhalten kann, wird sowohl mit Julie als auch Victor eines Besseren belehrt. Während die Eigensinnigkeiten des Staudamms sich langsam in den Vordergrund bewegen, begeistert The Returned weiterhin in erster Linie durch das menschliche Drama in der beschaulichen Alpenstadt.

The Returned S01E03 - Julie

Vor 7 Jahren: Batman und Catwoman küssen sich, Feuerwerk erleuchtet den Nachthimmel. Wir erfahren, dass Julie und die Polizistin Laure damals ein Pärchen waren und wir sehen vor allem eine andere Julie: aufreizend, extrovertiert, lebensfroh scheint sie zu sein, bis sie in dieser fatalen Nacht die Unterführung betritt. Wieder wird eine (erste) Attacke des Serienkillers Serge aus dem gleichen Winkel festgehalten, der die Klaustrophobie des Tunnels hervorstechen lässt. Es gibt kein Entkommen, wenn auf der anderen Seite der Kapuzenmann erscheint. Gleichzeitig, und das rechne ich den Machern hoch an, ergeht sich die Inszenierung nicht in der Gewalt. Anstatt erneut jeden Stich im Detail zu zeigen, wird schnell auf das verängstigte Gesicht Julies geschnitten, die von Serge seltsam intim beruhigt wird. Julie jedoch ist die erste Episode, die nach einer Lebenden benannt wurde, eine die zwar dem Tode entronnen ist, von dieser Erfahrung aber nachhaltig geprägt wurde.

Mehr: Wir schauen The Returned - 1. Staffel, Folge 1 & 2


Wie üblich erfolgt vor der Titelsequenz ein Zeitsprung in die Gegenwart und wir bekommen eine großartige Mini-Episode bei der Beerdigung von Herr Costa zu sehen, die auf einer Mikroebene den aktuellen Stand der Serie verdichtet. Von Julies aufgerissenem Auge erfolgt der Schnitt auf die sieben Jahre ältere Überlebende auf dem Friedhof. Wir erhalten zunächst keinen Überblick über den Ort. Stattdessen ist da nur Julie, die von ihrer nervigen Nachbarin und Crazy Cat Lady vollgelabert wird, die im Verlauf der Folge ein grausames Schicksal ereilt. War es Victor? Hat sie Mörderkatzen herangezüchtet? Wird sie zu Catwoman? (Eine grandiose Rahmung übrigens) Wir wissen es nicht.

Die Kamera folgt Julie, verharrt auf dem Priester, der die Gäste begrüßt, während im Vordergrund Adèles entspanntes Gesicht auftaucht. Adèle, die sich endlich mit der Vergangenheit arrangiert, nur um in dieser Episode zu erfahren, dass Simon real ist und kein Geist. Dann nimmt die Kamera Pierre in den Fokus, der mit seiner Helping Hand immer mehr Kontakt zu den Wiedergekehrten erhält, weiß er doch sowohl von Camille als auch Simon. Pierre scheint alle Gäste zu kennen, grüßt Adéle wie auch die Teenager sowie Laure und landet schließlich bei Léna und ihrer Familie, zu der er eine besondere Beziehung hegt. Alles scheint vergleichsweise idyllisch für eine Beerdigung. Die Stadt versammelt sich, um einen (weiteren) Verlust zu beklagen. Gleichzeitig brüten alle vorgeführten Figuren über ihren eigenen Geheimnissen und diese kehrt die subtile Inszenierung wunderbar hervor. Alles, was wir bisher gesehen haben, wurde ohne Schnitt inszeniert. Eine fließende Bewegung, Fahrten von einer Person zur nächsten, Stillsstand beim Gespräch, eine leichter Rückzug, wenn die nächsten Figuren auf der Bühne erscheinen. Viele Elemente, die zu einem Netz verwoben werden, Verbindungen, derer sich die Bewohner vielleicht noch nicht gewahr sind. Und dann die Frage: "Glaubst du, dass es mehr von ihnen geben könnte?" Die Fragestellerin: Claire, Camilles Mutter. Der Befragte: Pierre, bei dem im Laufe der Folge immer mehr Fäden zusammelaufen. Ein Schnitt bricht die Plansequenz ab, Pierre wird in einer Nahaufnahme isoliert. Das Bild der Gemeinschaft wird durch das Geheimnis aufgebrochen.

Später kehrt die Kamera wieder zurück zu ihrem beobachtenden Modus und findet ihr vorletztes Bild bei Herr Costas verstorbener Ehefrau, die das Treiben aus der Distanz beobachtet. Erst dann erlaubt uns Regisseur und Co-Autor Fabrice Gobert einen Überblick des Friedhofs. Er wirkt klein und sauber aus der Vogelperspektive, umgeben vom Grün der Täler und Berge, aber auch abgeschottet und irgendwie undurchdringlich. Man ahnt nur, was sich für Erinnerungen, für Narben in den Köpfen und auf den Körpern seiner lebenden wie toten Besucher verbergen.

Bild der Folge:

Julies Song - 2005:


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