Es verbleiben nur noch vier Folgen nach dieser, um den großen Kreis zu schließen. Das drohende Ende rückt also immer näher, dennoch ist kein Ende abzusehen. Wir fragen uns gemeinsam mit Grant: "What happens now?" Wird Kurt Sutter sein Baby Sons of Anarchy wirklich abschließen wie der im Zusammenhang mit der Serie vielzitierte Shakespeare seinen Hamlet? Wir werden es sehen. Bis dahin suhlen wir uns im Gefühl, dass sich da etwas zusammenbraut, das der Motorrad-Gang nicht schmecken wird. Aber dieses Gefühl haben wir eigentlich schon seit der allerersten Episode.
Die Folge What a Piece of Work Is Man beginnt mit einer ungewohnt harmonischen Szene voll trauten Familienglücks. Jax liegt mit seinem Sohn im Arm im Bett und kann nicht schlafen. Wendy kümmert sich ihrerseits rührend um ihren Sohn und mich beschleicht das Gefühl, dass zwischen ihr und Jackson Teller vielleicht doch nochmal was gehen könnte. Schließlich wissen wir, dass sie noch starke Gefühle für ihn empfindet. Der wahrscheinlich ultra-traumatisierte Abel dürfte ebenfalls sehr starke Gefühle in sich tragen, weiß er doch, dass Oma Gemma seine Mutter getötet hat - wenn auch mehr oder weniger aus Versehen. Wird er das irgendwann ausplaudern?
Grant, der Sohn der Kirchenfrau Loutreesha Haddem, weigert sich, Jax zu vertrauen, als der ihn beruhigen will ("You've got to trust me."). Aus gutem Grund: "Please stop saying that. Everytime you do, something else bad happens." Damit hat er natürlich Recht. Überhaupt geht es diese Woche sehr viel um gegenseitiges Vertrauen. Damit ist es in Charming allerdings nicht sehr weit her. Grant nimmt dann auch kurzerhand Reißaus und will sich selbst August Marks anbieten, um seine Mutter zu schützen. Nicht mit uns, denken sich die Sons of Anarchy und halten ihn auf. Sie wollen Marks zumindest anscheinend den Körper des Priesters samt des belastenden Sexvideos liefern. Grant und seine Mutter sollen dabei trotz allem ungeschoren davon kommen.
Währenddessen brieft Unser Gemma, damit die bei Sheriff Jarry den Chinesen identifiziert, der Tara ermordet haben soll. Juice tut nämlich wie ihm geheißen und schwärzt ebenfalls den fraglichen Chinesen an. Ratboy, dessen Charakter immer mehr Tiefe gewinnt, belauscht das Gespräch und stimmt Unser im Anschluss zu: "Jax is going to need you to identify Dun." Eine weitere Lüge auf Gemmas Kerbholz macht den Bock ja auch nicht mehr fett. Den Bock schießt jedoch Ratboy, als er seine süße Freundin Brooke anherrscht, sie solle im Kinderzimmer warten, bis er sie rufe. Dafür liest ihm Gemma dann erfreulicherweise auch gleich die Leviten: "Don't be a dick." Das gibt ihm dann doch zu denken, wie wir später sehen.
Gemma ist eine brave Mutti und begibt sich zu Sheriff Althea Jarry ins Büro. Dort identifiziert sie, wie verlangt, Chris Dun, der laut Juice kurz nach Taras Mord ihr Haus verlassen haben soll. Die beiden Frauen geraten danach recht heftig aneinander, weil sich Jarry nicht von Gemma sagen lassen will, sie stünde auf der Gehaltsliste des MCs und auf den Penis von Chibs. Sie verpasst Gemma daraufhin eine Ohrfeige und die boxt ihr Gegenüber im Gegenzug einfach um. Gemma wird mir in letzter Zeit wieder sehr viel sympathischer. Die beiden einigen sich dann doch noch halbwegs friedlich. Gemma drückt es so aus: "I'll keep on telling myself that I'm a model citizen and you keep on pretending that that badge ain't tarnished ."
August Marks erscheint höchstpersönlich zum ersten Treffen mit den Sons in dieser Folge. Er wirft Jax exakt dasselbe vor, was der Jury letzte Woche angekreidet hatte: Er hätte offen und ehrlich sein sollen und früher zu ihm kommen müssen. Aber so ist das halt, wenn die Ehefrau im eigenen Haus brutal ermordet wird - da fällt es schwierig, nicht emotional, sondern rational zu handeln. "Is that what you wanted? Piles of bodies, relationships destroyed, and the guy you were going after is still alive", gibt Marks zu bedenken. Er lässt sich jedoch darauf ein, Bobby gegen die Leiche des Priesters und das Smartphone mit dem Video zu tauschen. Er verspricht sogar, Grant am Leben zu lassen, er wolle ihn nur von der Wichtigkeit des Schweigens überzeugen.
Während Happy und Tig Leichen ausbuddeln, zersägen und zusammennähen, spricht Tig folgende denkwürdige Sätze: "You know why I like teaming up with you, Happy? Because when we do, I'm the normal one." Neben Tylers Ausspruch ("You guys have gone full redneck"), als er die Hütte sieht, eindeutig der humoristische Höhepunkt der Folge. Viel mehr gibt es aber auch nicht zu lachen. Die Indian Hills-Biker statten dem Redwood-Charter nämlich einen unangekündigten Besuch ab. Es besteht natürlich Klärungsbedarf wegen Jurys Tod, vorerst geschieht jedoch nichts. Aber das klingt nicht gut: "This is bigger than Redwood and Indian Hills." Oh-oh.
Nero möchte nach wie vor raus aus der ganzen Sache, seinen Anteil an Diosa verkaufen und ein ruhiges Landleben führen. Gemma würde er gern dabeihaben, die ziert sich aber immer noch und hält den armen Mann hin. Obwohl er beteuert, ja nicht aus der Welt zu sein, außerdem könnte und soll sie ja mitkommen. Ich halte das ebenfalls für eine sehr gute Idee - eine der ganz wenigen in dieser Serie. Ungefähr gleichzeitig findet Sheriff Jarry heraus, dass Chris Dun gar nicht der Mörder von Tara Knowles sein kann. Er befand sich zur fraglichen Zeit nämlich wegen Trunkenheit in Polizeigewahrsam - außerhalb von Kalifornien. Unser weiß genau so wenig Rat wie der Sheriff, sie wollen jedoch zumindest verhindern, dass Juice im Gefängnis an Henry Lin herankommt und Juice wandert in Einzelhaft.
Dann kommt es zum zweiten Treffen und der Übergabe mit August Marks. Die geht gehörig schief, auch wenn Marks Grant immerhin am Leben lässt. Stattdessen statuiert er ein Exempel an Bobby, den er einfach erschießt. Das kommt dann doch wie ein Schlag ins Gesicht und irgendwie unerwartet. Gerade, als wir uns schon in Sicherheit wiegen, gerät unsere Welt völlig aus den Fugen. So läuft das also, wenn jemand August Marks hintergeht. Grant hat seine Lektion jedenfalls gelernt, davon ist auszugehen. Aber wie reagiert der MC?
Wer nach diesen Ereignissen noch nicht weint, tut es wahrscheinlich nach den nächsten. Ratboy entschuldigt sich bei seiner kleinen Brooke in einer äußerst rührenden, geradezu herzzerreißenden Szene. Endlich! Die beiden kämpfen zwar jeweils mit ihren eigenen Problemen, raufen sich aber zusammen und gestehen sich gegenseitig ihre Liebe. Schnüff. Wendy gerät kurzzeitig in Versuchung, ein bisschen von Loutreeshas Medizin zu probieren, lässt es aber glücklicherweise sein. Was geben die der armen Frau da überhaupt? Ich dachte, sie würde in der Waldhütte einen Entzug machen.
Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse in Charming wieder einmal. Chibs und Althea klären endlich die Frage, ob sie füreinander etwas empfinden oder nicht. Und zwar auf der Motorhaube eines Polizeiautos, während Quinn zuschaut. So soll es sein. Dank der Informationen, die sie davor austauschen, kann August Marks letztlich doch verhaftet werden. Die Kirchendame muss gegen ihn aussagen und der MC liefert die halbe Leiche des Pastors. Ob das eine gute Entscheidung war, sehen wir dann in den nächsten Wochen. Und so oft, wie Abel in nachdenklichen Posen gezeigt wird, gehe ich schwer davon aus, dass der kleine Mann ebenfalls noch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen wird.
Zitat der Folge: "I'm not done yet." (Jackson Teller)
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