Wir schauen Homeland - Staffel 2, Folge 7 & 8

20.10.2013 - 20:15 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Homeland
Showtime
Homeland
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Der Druck auf Brody wächst. In Folge 7 und 8 von Homelands zweiter Staffel findet er sich in einer Zwickmühle wieder, deren Unlösbarkeit ihn beinahe aufgeben lässt. Wäre da nicht sein Motivationscoach Carrie.

Brodys Status als Doppelagent sorgt in Homeland Staffel 2 vor allem für eines: ganz schlechte Laune. Während alle Welt in ihm einen Held sehen will, geht Brody unter der Last der Dienerschaft zweier Herren fast kaputt. Carrie tut alles, um ihn auf Linie und in Freiheit zu halten, aber der Graben zwischen Brody und seiner Familie wird in The Clearing und I’ll Fly Away immer tiefer. Dabei beweist schon Folge 7, dass das Leben des Ex-Marines auch dann kein Zuckerschlecken wäre, wenn er den Nebenjob bei Abu Nazir nie gehabt hätte. Wie immer wird vor Spoilern im Recap gewarnt!

Homeland Staffel 2, Folge 7: The Clearing

Was passiert: Carrie agiert in The Clearing am Rand. Die von John Dahl inszenierte und Meredith Stiehm geschriebene Folge beschränkt sich größtenteils auf zwei Schauplätze, die Brody und Saul in den Vordergrund rücken. Ersterer besucht mit seiner Familie einen Fundraiser des Walden-Unterstützers Rex Henning, der in Brody den (über)nächsten Präsidenten der USA sieht. Damit kann der frühere Kriegsgefangene aus für den Zuschauer naheliegenden Gründen wenig anfangen, doch in Rex findet Nicholas Brody für kurze Zeit einen Seelenverwandten, einen früheren Soldaten, der vom Krieg nicht gebrochen wurde und der Heldenverehrung skeptisch gegenübersteht. Dass das ehrenvolle Soldatengetue viel Show und wenig Substanz bietet, erfährt Brody, als der Politikzirkus sein wahres Gesicht zeigt. Da wird im Handumdrehen ein Unfall mit tödlichen Folgen unter den Tisch gekehrt, um die Kampagne nicht zu gefährden. Denn Dana will auspacken über die Spritztour mit Finn, doch Walden, seine Gattin und Estes denken gar nicht daran, ihre politische Karriere durch einen Teenager-Ausrutscher aufs Spiel zu setzen. Ausgerechnet Carrie ist es, die Brody schließlich davon abbringen muss, dem Wunsch seiner Tochter zu entsprechen.

Der andere wichtige Handlungsort dieser Episode ist ein kleiner, kahler Raum mit Fenstern. Wie viel das Tageslicht für eine verzweifelte Person bedeuten kann, erfährt Saul auf die harte Tour, als er die Terroristin Aileen Morgan im Gefängnis besucht, mit der er in der letzten Staffel einen gar nicht ulkigen Road Trip unternommen hatte. Aileen führt Saul an der Nase herum, um für ein paar Stunden aus ihrem Gefängnisalltag zu entrinnen und dann in die ewigen Jagdgründe zu verschwinden.

Die Agency: Sauls Treffen mit Aileen hat, das stellt sich am Ende der Folge heraus, keine Auswirkungen auf die Ermittlungen gegen das Terrornetzwerk von Abu Nazir. Diese kleine Episode ist nur das – eine Episode. Trotzdem erfüllt sie abseits der inhärenten Awesomeness eines jeden Saul Berenson-Handlungsstrangs einen Zweck (“You were right. The warden is a bastard.”). Aileen lebt das Leben, welches Brody nur allzu gut kennt und dem er durch den Deal mit der CIA entrinnen will. Eingesperrt in einem Loch ohne Tageslicht (so deprimierend wird ihre Zelle inszeniert), vergessen vom Rest der Welt, left to rot, hat Aileen die Hoffnung auf ein Dasein in Freiheit ein für alle Mal verwirkt. Sie ist gebrochen. Saul will ihr glauben und schätzt die Situation falsch ein, was wiederum an Carries emotionale Bindung zu Brody erinnert. So tragisch der Ausgang von Aileens Leben ist, so einnehmend spielt Marin Ireland diese Frau, die im Sonnenlicht ein letztes Mal erblüht.

Home Sweet Home: Langsam wird ersichtlich, was die Homeland-Autoren mit Danas und Finns Unfallgeschichte vorhaben. The Clearing taucht nämlich ein in einen ganz speziellen politischen Zirkel, in dem Männer mit dem Brandy in der Hand über die Zukunft ihres Landes entscheiden und eine überfahrene Mutter nur ein kleiner Stolperstein auf den Weg zur Macht ist. Letztere dominiert die Folge, ob durch Carries Erkenntnis, dass Brody wieder ein (falsches) Gefühl für Kontrolle braucht, oder Waldens Zurechtweisung seines Posterboys, dessen Familienglück zunehmend von anderen Kräften bestimmt wird. Zwei Minuten mit Carrie reichen aus, meint Brody an einer Stelle, und schon ginge es ihm wieder gut. Auch das ist eine Form von Macht, die Carrie in dieser und der kommenden Folge bewusst zum Einsatz kommen lässt, um die Operation am Laufen zu halten. Das Hin und Her zwischen den beiden auf der Lichtung, toll gespielt von Claire Danes und Damian Lewis, wirkt wie die Variation eines Rituals, das wir so ähnlich in vorangegangenen Folgen gesehen haben. Kaum vorstellbar ist es zu diesem Zeitpunkt, die beiden einmal losgelöst von solchen Sperenzchen zusammen zu sehen.

Das Ungleichgewicht in ihrer Beziehung zeigt sich am Schluss von seiner hässlichen Seite, als Carrie Brody dazu drängt, nicht mit Dana zur Polizei zugehen. Danas Handlungsbogen mag bislang nicht der spannendste dieser (oder irgendeiner) Staffel sein, ihr Status als das personifizierte Gewissen ihres Vaters war seit jenen Stunden im Bunker nicht mehr so wichtig wie jetzt. Mit der Schuld, der Lüge nicht leben wollend, wendet sich Dana an ihre wichtigste Vertrauensperson, einen Experten, wenn es um Lebenslügen geht. Sie wird bitter enttäuscht.

Zitat der Folge: “I’m sorry I’ve become this person, but I have.”

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