Mit der zweiten Staffel von BoJack Horseman ist Will Arnett einmal mehr auf unseren Bildschirmen zu hören. Dass dabei sein Äußeres nicht zu sehen ist, stört keineswegs. Denn die Stimme des Kanadiers ist ein grandioses Geschenk der Natur, auf das es sich zu konzentrieren lohnt.
Komiker mit Gesicht
Gob Bluth ist die wahrscheinlich interessanteste Rolle in der Comedyserie Arrested Development. Was für Will Arnett den Beginn einer Karriere bedeutete, ist für uns ein Geschenk der Unterhaltung. Sicherlich ist die Serie gespickt mit Egozentrikern, die sich im Paket Familie schimpfen. Aber der vollkommen von sich überzeugte Gob ist der Gipfel dieser Berggruppierung. Ein ausdrucksloses Gesicht, das sich als Sinnbild aller Serientrottel in unsere Gehirne einbrennt, bleibt wahrscheinlich unvergessen. Doch sobald Gob den Mund aufmacht, durchfährt uns ein Schaudern. Diese tiefe Reibeisenstimme erinnert nicht nur an den Urkriminellen eines jeden Mafiastreifens, sondern zwingt uns innerlich, ihm ab jetzt die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Kurz vergessen wir, dass Arrested Development eigentlich eine Comedyserie ist, noch schneller sind Gobs trottelige Handlungen aus unserem Kopf verschwunden. Der sonore Bass in Arnetts Stimme, der sich mit eine gefühlten Stange Zigaretten und einem Liter Whiskey gepaart hat, ist ein Ohrenschmaus des Stimmenschauspiels. Wir können uns unfassbar glücklich schätzen, dass dies auch einige andere Menschen mitbekommen haben.
Respektable Nebenrollen
Wenn ihr euch durch die amerikanische Animationslandschaft schaut, werdet ihr immer wieder über Will Arnetts Stimme stolpern. Nach diversen Werbejobs, in denen er uns Autos und Medizin verkaufen wollte, ist Arnett 2005 in der The Comedy Network-Serie Odd Job Jack erstmalig in Verbindung mit einer Zeichentrickfigur zu sehen. Nicht anders als bei Arrested Development spielt er hier einen Playboy, den keiner haben möchte. Eine Rolle, die er auch 2009 in Sit Down Shut Up übernimmt. Egal ob als alternder Science-Fiction-Schauspieler Tiberius McKorkindale in ersterer oder als Englischlehrer Ennis Hofftard: Immer wieder spricht er den von sich selbst überzeugten Trottel, der am Ende doch allein dasteht. Es scheint fast, als wäre BoJack Horseman die logische Weiterentwicklung seiner bisherigen Zeichentrickkarriere.
Es klingt fast traurig, wenn eine gigantische Stimme wie die von Will Arnett immer wieder für den gleichen Stereotyp verwendet wird, doch ich kann euch beruhigen. Es ist eigentlich nur logisch, den brummigen Ton Arnetts zu nutzen, um ihn für eine Respekt verlangende, wenn nicht sogar als Bösewicht angedachte Rolle zu verwenden. Schon 2005 war er in der Nickelodeon-Serie Danny Phantom als reimender Ghostwriter zu hören, der dem Titelhelden reichlich Probleme beschert. Auch im Kino wurde kurz darauf Will Arnetts Stimme für Momente der Angst genutzt. In Ice Age 2 - Jetzt taut's leiht er dem Geier Lone Gunslinger seinen kratzigen Bass, der mit seiner Familie nur darauf wartet, die Überreste der Protagonisten zu verspeisen. Respektspersonen, seien es nun die Guten oder die Bösen, erweitern Arnetts Repertoire, sodass er für den geheimnisvollen Horst in Ratatouille ebenso fabelhaft besetzt wurde wie für Mr. Perkins in Ich - Einfach unverbesserlich. Auch als Geier professioniert er sein Talent, als er den russischstämmigen Vlad in Horton hört ein Hu! auditiv darstellt.
Ikonische Zukunft
Will Arnett scheint immer gern gesehen im Aufnahmestudio der Animationsfirmen. Sicherlich liegt dies zum einen an seiner langen Karriere im Voice-over-Business und der damit einhergehenden Professionalität. Auch sein komödiantisches Talent und das humoristische Timing werden ihr Übriges für seine fortwährende Besetzung tun. Doch der Fan in mir möchte einfach nur glauben, dass die Studios seine grandiose Stimme wertschätzen können. Sie müssen es tun!
Bis zum Jahr 2014 schien Arnett sich neben der Schauspielerei einfach ein sicheres Einkommen durch die Arbeit mit seiner Stimme gesichert zu haben. Das könnte sich in der nächsten Zeit jedoch gewaltig ändern. Denn neben dem trinkenden Pferd BoJack Horseman war er im letzten Jahr auch in einer der ikonischsten Rollen der Filmgeschichte zu hören: Will Arnett ist der neue Batman. Ja, ich weiß, derzeit gibt es viele Gespräche über Ben Affleck im Fledermauskostüm, aber wenn irgendjemand Michael Keaton in der Rolle des Superhelden das Wasser reichen kann, dann ist es Arnett. Wir können zwar von Glück reden, dass der Kanadier in The Lego Movie nur zu hören ist, aber was wir dort auf die Ohren bekommen, ist der perfekte Einsatz der rauchigen Stimme, die so faszinierend ist. Sowohl Publikum als auch die Verantwortlichen hinter dem Animationsstreifen waren von seiner Leistung so begeistert, dass 2017 ein eigenständiger Lego Batman-Film in die Kinos kommt.
Will Arnett bepflügt ein weites Feld. Sowohl Kino als auch Fernsehen ist zu seiner beruflichen Heimat geworden. Und wenn der gute Herr gerade nicht sein Gesicht vor die laufende Kamera strecken möchte, ist dies auch kein Problem, denn als Sprecher mausert er sich immer mehr zu einem nicht mehr wegdenkbaren Kulturgut. Sollte auch hier irgendwann die Unlust einkehren, dann könnte er wieder zurück zu seinen Wurzeln und sich auf die Werbung beschränken. Denn bei Conan hat er gezeigt, dass auch dieses Talent noch in ihm schlummert.
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