Wie Kathleen Kennedy zur mächtigsten Frau Hollywoods wurde

05.06.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Kathleen Kennedy
Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America (Kathleen Kennedy) [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons, bearbeitet
Kathleen Kennedy
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Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy feiert heute ihren 65. Geburtstag. Zu diesem Anlass blicken wir auf das Leben der Filmproduzentin zurück, die derzeit die mächtigste Frau Hollywoods ist.

Heute feiert die amerikanische Filmproduzentin Kathleen Kennedy ihren 65. Geburtstag. Der Öffentlichkeit ist sie in den letzten Jahren vor allem durch ihre Beteiligung an den Star Wars-Filmen bekannt. Seit dem Kauf von Lucasfilm durch Disney für 4 Milliarden Dollar ist Kennedy die neue alleinige Präsidentin des Studios. Anlässlich ihres heutigen Ehrentags blicken wir auf die Karriere der Frau zurück, die mittlerweile zur absoluten Spitze Hollywoods gehört und die derzeit wohl mächtigste Frau in der Traumfabrik ist.

Kathleen Kennedy: Von der Sekretärin zur Produzentin

Kathleen Kennedy kam 1953 in Berkeley, Kalifornien zur Welt. Während ihres letzten Jahres an der San Diego State University fand Kennedy Beschäftigung bei dem lokalen TV-Sender KCST, wo sie verschiedene Rollen in filmtechnischen Bereichen übernahm. Schließlich produzierte sie vier Jahre lang eine lokale Talkshow mit dem Titel You're On für den Sender, bevor sie nach Los Angeles zog. Hier sicherte sich Kennedy ihren ersten Job bei einer Filmproduktion als Assistentin von John Milius, der zur damaligen Zeit der Ausführende Produzent von Steven Spielbergs 1941 - Wo bitte geht's nach Hollywood? war.

Spielberg stellte Kennedy wenig später als Sekretärin an, stellte allerdings schon bald fest, dass sie darin überaus schlecht war, da sie sich niemals Notizen machte. Den Job behielt Kennedy nur, weil sie regelmäßig gute Ideen bezüglich der laufenden Produktion lieferte. Nachdem sie anschließend bei Filmen wie Jäger des verlorenen Schatzes und Poltergeist als Aufnahmeleiterin mitwirken durfte, bekam Kathleen Kennedy ihren ersten Posten als Produzentin für E.T. - Der Außerirdische an der Seite des Regisseurs. Ihr erster bedeutender Beitrag, wie Fortune  berichtet: Sie betonte die Wichtigkeit von E.T.s Augen, die am Ende so lebensecht aussahen.

Kathleen Kennedy mit Steven Spielberg am Set von BFG - Big Friendly Giant

Kennedys sensibler Ansatz, bei dem sie die gängige Meinung vertrat, dass die Augen das Fenster zur Seele seien, machte sich bezahlt. E.T. - Der Außerirdische wurde ein gigantischer Erfolg am Box Office und sicherte der Produzentin schlagartig einen festen Platz in Spielbergs Team aus Mitarbeitern, die sich der Regisseur über den langen Verlauf seiner Karriere für die regelmäßige Zusammenarbeit bewahrt hat. Über vier Jahrzehnte hinweg arbeitete Kennedy für Spielberg als Produzentin und wirkte in diesem enormen Zeitraum an Filmen wie Das Reich der Sonne, Jurassic Park, Hook und München mit. Dabei war sie zu Beginn selbst nicht einmal der größte Fan des Regisseurs. Wie sie in einem Interview mit Vanity Fair  verrät, tat sie einen Film wie Der weiße Hai in den 70er-Jahren, als sie hauptsächlich Truffaut, Antonioni, Fellini und Bergman schätzte, als Schund ab. Erst Unheimliche Begegnung der dritten Art hatte eine derart starke Wirkung auf Kennedy, dass sie dazu inspiriert wurde, selbst ins Filmgeschäft einzusteigen.

Kathleen Kennedys eigene Produktionsfirma und George Lucas

Im Jahr 1992 gründeten Kathleen Kennedy und ihr Ehemann, der Produzent Frank Marshall, ihre eigene Produktionsfirma. Unter dem Namen The Kennedy/Marshall Company wagte sich das Ehepaar zusätzlich auch an experimentellere Filme, die von Kritikern hoch gelobt wurden und in denen die Produzenten daher ein bemerkenswertes Potenzial erkannten. Filme wie The Sixth Sense, Persepolis und Schmetterling und Taucherglocke entstanden so beispielsweise unter der Produktionsleitung von Kennedy und Marshall. Als Retterin aus einer persönlichen Krise erwies sich die Produzentin schließlich für Regisseur George Lucas. Zuvor begegneten sich beide schon wiederholt, als Lucas, Spielberg und Kennedy am Set der Indiana Jones-Filme vereint waren.

Kathleen Kennedy, George Lucas und Frank Marshall am Set von Indiana Jones und der Tempel des Todes

Einen schicksalhaften Anruf erhielt Kathleen Kennedy im Jahr 2012, als sich George Lucas bei ihr meldete und verkündete, sie zu seiner Nachfolgerin für die Leitung von Lucasfilm ernennen zu wollen. Nach all den negativen Stimmen und Vorwürfen, mit denen der Regisseur aufgrund seiner Star Wars-Prequel-Trilogie und Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels konfrontiert wurde, fühlte sich Lucas mehr und mehr ausgebrannt. Sein Entschluss, einen entscheidenden Wechsel in seiner eigenen Produktionsfirma vorzunehmen, dürfte den Moment markieren, in dem Kathleen Kennedy endgültig aus dem Schatten der mächtigen Männer getreten ist. Nur wenige Monate später, bevor sie sich überhaupt in ihrer neuen Position eingewöhnen konnte, sprach Lucas über den Disney-Deal mit ihr.

Kathleen Kennedy an der Lucasfilm-Spitze

Mit der Übernahme von Lucasfilm durch Disney ließ der Mäusekonzern 2012 zugleich die große Bombe platzen: Eine neue Star Wars-Trilogie sollte erscheinen, die zeitlich nach den Ereignissen von Episode VI spielt. An Kathleen Kennedys heutigem 65. Geburtstag fühlen sich diese Ereignisse, die in den Medien hohe Wellen schlugen, fast schon wieder nostalgisch an. Im Jahr 2018 sind bereits zwei Episoden der neuen Trilogie sowie zwei Spin-off-Filme erschienen, während Disney längst den festen Plan verfolgt, das Star Wars-Universum als konstantes Franchise mit jährlich erscheinenden Beiträgen auf unbestimmte Zeit kontinuierlich auszubauen. In diesem Zusammenhang geriet Kennedy wiederholt in die Kritik. Zunächst verpflichtete sie J.J. Abrams weitestgehend erfolgreich als Regisseur für Star Wars 7. Abrams brachte die neue Trilogie umgehend mit einem massiven Erfolg auf Kurs, der Film spielte weltweit mehr als 2 Milliarden Dollar ein. Doch schon hier kam Kritik auf, dass sich Abrams zu sehr auf nostalgische Reize und simpel reproduzierte Erzählmuster aus Episode IV verlassen habe.

Auch wenn das erste Spin-off Rogue One: A Star Wars Story finanziell ebenfalls ein Erfolg war und weltweit über 1 Milliarde Dollar einspielte, wurde die Produktion dieses Films von negativen Berichten überschattet. Tony Gilroy wurde von Kennedy für Nachdrehs angeheuert, da der Ton von Gareth Edwards' ursprünglicher Fassung offenbar zu düster und hart war. Damit nahmen die Komplikationen hinter den Kulissen des Star Wars-Franchise aber kein Ende. Josh Trank, der eigentlich einen Boba Fett-Film inszenieren sollte, wurde von Kennedy aufgrund seines Berichten zufolge unausstehlichen Verhaltens am Set von Fantastic 4 direkt wieder fallen gelassen. Auch Colin Trevorrow, der für Episode IX im Gespräch war, sprang noch vor den Dreharbeiten von dem Projekt ab. Nachdem Rian Johnson mit Episode VIII für starke Kontroversen gesorgt hatte, entschied sich Kennedy wieder für J.J. Abrams als Regisseur für Episode IX. Dieser gilt als sichere Karte, wenn es um risikofreie Inhalte des Star Wars-Franchise geht.

Kathleen Kennedy: Eine Zukunft mit neuen Herausforderungen

Auch das eben erst erschienene Spin-off Solo - A Star Wars Story war von einer chaotischen Produktionsgeschichte betroffen. Nachdem Phil Lord und Chris Miller die Dreharbeiten für den Film schon so gut wie abgeschlossen hatten, wurden sie von der Produzentin entlassen und gegen Ron Howard ausgetauscht. Als Lucasfilm-Chefin ist Kathleen Kennedy daher mittlerweile für einen ebenso entschlossenen wie konsequenten Führungsstil bekannt, bei dem riskante Komponenten oder etwaige Wagnisse lieber schnell umgangen oder beseitigt werden. Ein Vorgehen, das sich aufgrund des sich anbahnenden finanziellen Misserfolgs von Solo erstmals folgenreich gegen sie auswirken könnte.

Und doch existieren auch andere Meinungen über diese Frau, deren Art als eine Mischung aus ungebremster Kreativität und Workaholic beschrieben wird. Dreamworks-Produzentin Kristie Macosko Krieger, die von Kennedy in den Beruf eingeführt wurde, sagte beispielsweise 2015 über ihre Mentorin: "Wäre ich in einem türkischen Gefängnis gefangen, wäre sie die erste Person, die ich anrufen würde." In einer beruflichen Domäne wie Hollywood, in der ältere Frauen bekanntlich gerne gegen jüngere Nachfolgerinnen ausgetauscht werden, befindet sich Kathleen Kennedy mit 65 Jahren auf der Spitze ihrer Karriere, wo sie wohl aber auch mit den größten Herausforderungen ihrer Laufbahn konfrontiert wird. Zu ihrem heutigen Geburtstag wünschen wir der momentan mächtigsten Frau Hollywoods alles Gute.

Was haltet ihr von Kathleen Kennedys Werdegang im Filmgeschäft?

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