Warum ihr Marvel's Luke Cage Staffel 2 nicht unterschätzen solltet

22.06.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Daredevil und Jessica Jones sind zweifelsohne die Stars der Marvel-Netflix-Serien, während Iron Fist bisher kaum Nennenswertes vollbringen konnte. Marvel's Luke Cage gerät derweil gerne in Vergessenheit, obwohl die Serie einiges zu bieten hat.

Als Marvel's Luke Cage vor zwei Jahren sein Debüt feierte, entpuppte sich die dritte Marvel-Netflix-Produktion als wahre Bereicherung für das Serien-Universum, das sich überwiegend abseits der Ereignisse auf der großen Leinwand abspielte. Selbst wenn hier nicht ausdrücklich die Welt gerettet wurde, ereigneten sich im beschränkten Rahmen viele kleine Weltenrettungen. Die Marvel-Netflix-Serien entführen auf die Straßenzüge, die in den Avengers-Filmen für gewöhnlich in einem beiläufigen Kameraschwenk in Schutt und Asche gelegt werden. Marvel's Luke Cage machte sich vor allem den New Yorker Stadtteil Harlem als Schauplatz zu eigen, nachdem sich seine Kollegen in Hell's Kitchen, Brooklyn und Manhattan ausgebreitet haben. Dabei begeisterte die 1. Staffel im Angesicht des nach wie vor beständigen Superhelden-Booms mit einem Superhelden als Protagonisten, der eigentlich kein Superheld sein wollte.

Luke Cage ist zurück und strotzt vor Selbstbewusstsein

Luke Cage (Mike Colter) wurde uns als demütiger Zweifler vorgestellt, der aufgrund seines tragischen Schicksals jeglichen Grund für seinen Zweifel hatte. Stetig mit der großen Macht und der damit einhergehenden Verantwortung hadernd schleppte er sich durch die Nacht und wäre am liebsten gänzlich unter der Kapuze seines Hoodies verschwunden, wäre da nicht irgendwo doch ein Drang nach Gerechtigkeit gewesen. Am Ende ging es um nicht weniger als das Gewissen von Harlem - ein beachtlicher Einsatz, der da auf dem Spiel stand und Luke Cage schließlich zur Bekenntnis seiner Superhelden-Identität drängte. Nach einem Abstecher in Marvel's The Defenders hat er sich nun in eine selbstbewusste Persönlichkeit verwandelt, die kaum wiederzuerkennen ist. Kugelsicher marschiert er durch die Gegend und versteht sich als Person des öffentlichen Lebens, droht aber genauso schnell an unglücklicher Selbstüberschätzung zugrunde zu gehen.

Marvel's Luke Cage

"Everybody talks about Luke Cage like he's Jesus", hieß es bereits im ersten Trailer, der damit sehr schön einen der zentralen Konflikte der 2. Staffel vorbereitete. Waren Helden der Marvel-Netflix-Serien bisher mehr im Untergrund tätig, genießt Luke Cage seine Verlängerung im Rampenlicht, indem er sprichwörtlich zur Marke wird, die sich sogar in Form von Merchandise-Artikeln verkaufen lässt. Die neuen Episoden spielen gleichermaßen bewusst wie gekonnt mit den Verführungen der Macht und lassen Luke Cage dabei mit den zahlreichen Nebenfiguren kollidieren. Selbst wenn der Held für ganze Passagen aus der Handlung fällt und der Fokus der Geschichte auf den Nebenschauplätzen liegt, sind die (Helden-)Taten von Harlems vermeintlichen Retter stets präsent und motivieren seine Feinde wie Verbündete. Auch Bushmaster (Mustafa Shakir), der neue große Bösewicht der Serie, interessiert sich sehr für den Werdegang des Superhelden.

Marvel's Luke Cage zehrt vor allem von einem tollen Soundtrack

Immer wieder spricht er von seinem Geburtsrecht, wenn es darum geht, die Kontrolle über Harlem zu erlangen. Trotz jamaikanischer Wurzeln ist der Bushmaster seinen Vorgängern in diesem Punkt sehr ähnlich. Bestimmte Stadtteile oder die gesamte Stadt zu kontrollieren ist seit Marvel's Daredevil fester Bestandteil der Masterpläne der bisherigen Antagonisten. Nun will Bushmaster seinen Anspruch auf ein Territorium geltend machen und legt sich dabei unter anderem auch mit Mariah Dillard (Alfre Woodard) an, die nicht nur damit beschäftigt ist, ihre Beziehung ins Reine zu bringen, sondern auch ihren Betrieb. Angenehm ist, dass sich Marvel's Luke Cage nicht auf zwei gegenüberstehende Fronten festlegen will, sondern mehreren Parteien folgt, die sich gegenseitig in die Quere kommen, unter Umständen aber auch auf der gleichen Seite oder zumindest für die gleiche Sache kämpfen. Trotz des gewohnt langsamen Aufbaus verliert die 2. Staffel dadurch vorerst nicht an Interesse.

Marvel's Luke Cage

Was Marvel's Luke Cage weiterhin zu einem Highlight unter den Marvel-Netflix-Serien macht, ist die Gestaltung der Kulisse. Dazu gehört insbesondere ein Bewusstsein für die schwarze Kultur, die in den unterschiedlichsten Facetten zutage tritt - am prominentesten jedoch auf musikalischer Ebene. Schon die 1. Staffel vermochte Harlem mit einer feinen Auswahl an Songs zum Leben zu erwecken und verweilte viel länger als nötig in den Räumen von Harlem's Paradise, wo sich Bands zwischen Hip-Hop- und Jazz-Einlagen in unterschiedlichen Klangwelten verlieren. Die 2. Staffel verwendet die Musik derweil geschickt, um beiläufig im Hintergrund vom großen Umsturz zu erzählen, der dieser kleinen Welt droht, in der es trotzdem um alles geht. Plötzlich schleicht sich der Reggae in die Hallen von Mariah Dillards Palast und Bushmaster ist in ihr Revier eingedrungen, ohne, dass sie es gemerkt hat, geschweigen verhindern konnte.

Die große Krux der Marvel-Netflix-Serien bleibt die Länge

Das ist nur eines von vielen Beispielen, wo Marvel's Luke Cage die gesamte Bandbreite der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzt, um ein und die gleiche Geschichte auf verschiedenen Ebenen zu erzählen. Die Musik sorgt darüber hinaus dafür, dass die 2. Staffel zumindest ansatzweise eine Art Drive entwickelt. Es ist wahrlich kein Geheimnis mehr, dass die Marvel-Netflix-Serien trotz toller Figuren und spannender Themen nur bedingt imstande sind, ihre 13 Episoden pro Staffeln angemessen zu füllen. Auch Marvel's Luke Cage läuft immer wieder Gefahr, sich in seinen üppigen 60 Minuten zu verlieren. Gerade im Hinblick auf den zähen Einstand von Marvel's Iron Fist werden hier aber wenigstens erfrischende Impulse eingestreut, die der dünnen Erzählung trotzen. Da wäre etwa eine plötzlich auftauchende Vaterfigur, die Luke Cages Handeln infrage stellt und sich in Mariah Dillards Mutter-Tochter-Konflikt spiegelt. Oder eben die Musik, die Harlem als vielfältigen Schauplatz aufblühen lässt.

Alle 13 Episoden der 2. Staffel von Marvel's Luke Cage sind seit dem 22.06.2018 auf Netflix verfügbar. Als Grundlage für diesen Serien-Check dienten die ersten sieben Episoden.

Werdet ihr euch die 2. Staffel von Marvel's Luke Cage anschauen?

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