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Vor 60 Jahren: Rock Hudson in der Klemme

24.11.2016 - 00:01 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Stars der 50er: Rock Hudson & James Dean
Hieronymus Hölzig
Stars der 50er: Rock Hudson & James Dean
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Am 24.11.1956 kam "Giganten" in die amerikanischen Kinos. Medien feierten das Western-Epos als den letzten Auftritt von James Dean. Welch ein Einschnitt dieser Film für den eigentlichen Hauptdarsteller Rock Hudson war, blieb dagegen geheim.

Im Herbst 1955 überschlugen sich die Ereignisse. Regisseur George Stevens saß am späten Abend des 30. September gerade mit Elizabeth Taylor und weiteren Schauspielern im Vorführsaal und schaute sich eine Rohschnittfassung seines soeben abgedrehten Films Giganten an, als ein Anruf  einging. Produzent Henry Ginsberg  teilte mit, dass der zweite Hauptdarsteller James Dean mit seinem Porsche 550 Spyder rund 180 Meilen nordwestlich von Los Angeles tödlich verunglückt war. Dean war 24 Jahre alt. Als im folgenden Monat sein zweiter Film ... denn sie wissen nicht, was sie tun anlief, ihn zur Legende machte, als "lebensechte James-Dean-Köpfe" aus Gips  plötzlich zum Renner wurden und täglich obskure Fan-Briefe an den Verstorbenen eingingen, war bei Warner Bros. klar: Der Erfolg von "Giganten", dem dritten, letzten und schauspielerisch besten Film der baldigen Hollywood-Ikone ist nur noch eine Frage der Vermarktung. Und so wurde die Uraufführung des schließlich 200-minütigen Film-Wälzers auf den Jahrestag der Beerdigung, den 8. Oktober 1956 gelegt. Was damals nicht öffentlich wurde: Die lange Anlaufzeit wurde auch zur Image-Rettung des ersten und eigentlichen Hauptdarstellers genutzt. Am 3. Oktober '55, drei Tage nach dem tragischen Unfall, brachte das "LIFE magazine" eine ganz andere Titelstory: "Rock Hudson - Hollywood's most handsome bachelor" . Der netten Überschrift folgte ein zweideutiger Artikel, in dem es hieß:

Fans drängen den 29-jährigen Rock Hudson, sich zu verheiraten - oder zu erklären, weshalb er das nicht tut.

Dieser harmlos klingende Satz ließ bei Henry Willson , Hudsons Agenten und Entdecker, die Alarmglocken läuten.

"Hollywoods attraktivster Junggeselle"

Roy Harold Scherer Jr. aus Winnetka bei Chicago wurde 1947 von Henry Willson, einer schillernden Persönlichkeit der kalifornischen Traumfabrik, unter die Fittiche genommen und nach dem Fels von Gibraltar  und dem New Yorker Hafen auf den Spitznamen "Rock Hudson" getauft. Auf ähnlich lapidare Weise entstanden auch die schnittigen Namen anderer Willson-Schützlinge: "Ty Hardin", "Rory Calhoun", "Tab Hunter " und viele mehr. Willsons Auswahlkriterien: gutes Aussehen, Charisma, guter Körperbau - Das schauspielerische Können blieb meist nebensächlich und das nicht ohne Grund. Wessen Talent eigentlich nicht ausreichte, der war von Willsons Wohlwollen abhängig. Und das hing oft entscheidend von der Bereitschaft ab, sich sexuell auf den Talentsucher einzulassen . Rock Hudson war homosexuell - einer der Gründe für Willsons Interesse an dem 1,93 Meter großen Mann, der die Gesichtszüge eines typischen Hollywood-Frauenschwarms mitbrachte. Doch jener wusste mit ersten Auftritten in kleineren Filmen (z.B. 1954 in Die wunderbare Macht) auch darstellerisch zu überzeugen. Bevor im Mai 1955 die Dreharbeiten zu "Giganten" mit Rock Hudson in der Hauptrolle begannen, durfte sich dieser sogar aussuchen , ob er an der Seite von Liz Taylor oder Grace Kelly spielen wolle. Er entschied sich für Taylor, was der Beginn einer Freundschaft werden sollte, die ein Leben lang hielt. Doch bereits jetzt drohten Details zu Hudsons Privatleben aufzufliegen. Das Skandalblatt "Confidential" deckte monatlich Geheimnisse aus der Welt der Reichen und Schönen auf, versorgt mit Informationen durch unzählige Hotelangestellte und Liebhaber der Stars . Als das Magazin andeutete, "gefährliche Fotos" von Rock Hudson zu besitzen, kam Henry Willson erneut ins Spiel. Rock Hudsons Privatleben musste geschützt werden - Ein Schwuler in den Rollen eines "Liebling der Frauen" wäre damals undenkbar gewesen. Willson einigte sich mit dem Chefredakteur von "Confidential" und lieferte zwei andere Schauspieler ans Messer. Im Mai '55 berichtete das Blatt über die kleinkriminelle Vergangenheit von Rory Calhoun, im September über das, Zitat, "ungebührliche Benehmen" von Tab Hunter - und deckte dessen Homosexualität auf. Als sich kurz darauf "Life" mit den Gerüchten zu Hudsons fehlender Ehefrau einmischte, mussten beharrlichere Maßnahmen ergriffen werden. Henry Willsons Sekretärin Phyllis Gates war ohnehin entzückt gewesen vom großgewachsenen, charmanten Schauspieler. Hudsons Heiratsantrag erfolgte noch im Büro seines Agenten , Gates willigte ein, Hochzeit am 9. November 1955 , Flitterwochen in Jamaica, all das organisiert durch Willson, keine weitere Titelstory zu Hudsons Privatleben. Die Büroangestellte ahnt damals nichts von der Gratwanderung, hält Hudsons Liebesversprechen nach eigener Aussage für echt. Die "Giganten"-Premiere im Jahr darauf würde gerettet sein.

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