Valerie in einem Film voller Wunder

16.07.2016 - 08:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Kennt ihr das? Nur durch Zufall entdeckt ihr einen Film, der so magisch, so fesselnd ist, dass ihr euch fragt, wie ihr ihn Jahrzehnte übersehen konntet? So einen Film präsentieren wir euch heute: Ein Traum, der nur darauf wartet, geträumt zu werden.

Jeden Samstag laden wir euch ein, einen Film mit den Augen eines ganz besonderen Kommentars zu sehen. Ob zu einem Blockbuster, den alle kennen, einem Klassiker, den alle kennen sollten, oder einem geheimen Film, der sich viel zu lange vor aller Augen versteckt hat - wenn ihr einen Kommentar findet, der euch die Augen übergehen ließ, sagt uns Bescheid, denn so ein Kommentar hat es verdient, Kommentar der Woche zu werden!

Der Kommentar der Woche
Erinnert ihr euch an die Märchenfilme, mit denen wir aufgewachsen sind? Wenn euch Valerie - Eine Woche voller Wunder geküsst hat, werdet ihr erkennen, dass diese Magie längst nicht in der Kindheit enden muss. Lasst euch zuerst von Dergestalt für diesen Film begeistern - und dann sucht kein Pokémon, geht raus und sucht diesen Film!

[Dieser Film ist Teil meiner Liste "Kino als Wahn" und irrsinnig]

Für manche mag "Valerie" einem surrealen Rausch entsprechen, ich halte ihn zunächst schlicht für die konsequente Filmwerdung der Welt eines heranwachsenden Mädchens. Darüber kommen dann die magischen Bilder, merkwürdigen Gegenüberstellungen und obskuren Begegnungen. Alles durchaus Dinge, die dem Surrealen nahestehen. Vor allem deshalb, weil eine scheinbare Alltagswelt hier nahtlos ins Fantastische, Über-Reale, hineingeht. Hinter jeder Tür lauert die Überraschung, mal wunderschön, mal düster, manchmal gar beides. Eine Palette aus Licht und Schattierungen - sicherlich auch märchenhaft.
Jeder dürfte solche Wunder aus der eigenen Kindheit kennen. Die einfachsten Dinge erhalten einen magischen Schleier: Das Schöne wird fantastisch, das Unschöne grauenhaft.
Und gerade die Bilder machen "Valerie" zu einem durchweg fesselnden Film: Schön ineinadergreifende Farben vor weichem Pastell, herrliche hell-dunkel-Kontaste und schließlich auch eine bezaubernd schöne Hauptdarstellerin, die kontroverserweise eben nicht das unschuldige Mädchen bleibt, das man aus dem europäischen Märchenfilm kennt. Gekrönt wird das Ganze vom Soundtrack, der nie platt, sondern immer feinsinnig, stimmig und schlicht schön ist.

Wie in etlichen Kommentaren herausgestellt, ist der Film in seinen Verweisen auf das Unbewusste sehr deutlich. Ich neige eigentlich selten dazu, Kunst und Kultur psychoanalytisch auszusaugen, hier dürfte eine Freud'sche Analyse aber sehr fruchtbar sein. Den Wortwitz muss man stehen lassen: Hier geht es um die Geschlechtsreife, um Lüste und Ängste. Gleichzeitig aber auch um die moralischen Implikationen in einem restriktiven gesellschaftlichen Umfeld. Da finden sich schnell Teufelsbilder für die Sehnsüchte und entsprechend feuert der Film ein Feuerwerk an Symbolen ab. Zu Beginn noch teils verständlich (vor allem für die Psychoanalytiker), dann immer verschränkter und zum Schluss regelrecht überbordernd. Die durchgehend religiös-metaphysische Konnotation der Bilder, die auch vor Verschränkungen mit dem Schauderhaften (Wein - Blut - Vampire) nicht halt macht, öffnet dabei eine weitere, das Persönliche übersteigende Deutungsmöglichkeit. Hier zeigt sich dann auch: "Valerie" bietet sich in seiner Symbolhaftigkeit zwar für Interpretationen an, lässt sich aber unmöglich für eine Deutung vereinnahmen. Ganz typisch für das Surreale und eben auch das Kindhafte: Valeries Welt nimmt sich die Symbole der erwachsenen Welt, bricht sie dann aber auf ganz eigene Weise, sodass der Film am Ende regelrecht arabesk anmutet. Und dieser Verwirrung zuzusehen, macht schlichtweg Spaß.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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