Zeit seines Lebens formte Miklós Jancsó die Filmlandschaft seines Heimatlandes Ungarn und gilt bis heute als einer der wichtigsten Vertreter seines Landes. Im Alter von 92 Jahren ist er am heutigen Freitag, dem 31. Januar, einer langen Krankheit erlegen, wie die Vereinigung ungarischer Filmkünstler mitteilte (via ABC). Jancsó wurde 1972 für seinen Film Roter Psalm mit dem Preis für die Beste Regie in Cannes ausgezeichnet und dort, im Jahre 1979, ebenfalls für sein Lebenswerk geehrt.
Geboren wurde Miklós Jancsó 1921 in Vac, einer kleinen Stadt im Norden von Budapest. Seine Eltern waren Flüchtlinge aus Transylvanien. So handelten auch seine Filme nicht selten von Menschen, die selbstständig die Probleme ihrer Zeit überstehen mussten. In den 1960er Jahren wurde er von den Kritikern im gleichen Atemzug mit Michelangelo Antonioni und Ingmar Bergman genannt. Es waren anfänglich die spärlich bekleideten Frauen, die viele Zuschauer im prüden, kommunistischen Ungarn in die Kinos lockte. International bekannt wurde Jancsó als Teil der ungarischen Neuen Welle, zu welcher auch die beiden Regisseure István Szabó und Károly Makk gehören. Zu seinen bedeutendsten Filmen zählen neben Roter Psalm vor allem Die Hoffnungslosen (1965), Sterne an den Mützen (1967) und Stille und Schrei (1968).
1976 wurde Miklós Jancsó in Italien zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt, da sein Film Die große Orgie seinen Titel zum Thema machte und die sexuellen Anhäufungen offen zur Schau stellte. Das Urteil wurde nach Berufung aber fallengelassen. In den 1990er Jahre war Jancsó Professor an der Filmakademie in Budapest und drehte 2010 mit Sag mir wo die Wahrheit ist seinen letzten Film.