Und nun geht meine Wache zu Ende - Zumindest in der Redaktion

31.03.2016 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Na gut, es schneit nicht mehr, aber ein wenig bedröppelt dreinschauen darf sein.
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Na gut, es schneit nicht mehr, aber ein wenig bedröppelt dreinschauen darf sein.
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Mein Praktikum geht zu Ende. So vergehen sechs Monate. Zum Abschied ein kleiner Blick zurück und ein paar Dankesreden. Das alles möglichst ohne Allgemeinplätze. Mal sehen, wie das klappt.

Hätte mir jemand am zweiten Tag gesagt, dass der Abschiedstext schwerer von der Hand geht als die Vorstellung, hätte ich ihm wohl prustend ins Gesicht gelacht. Nun ist der Tag da und ich ringe mit den Worten. Nicht, weil es nichts zu erzählen gibt. Von der Renaissance des vielleicht größten Kino-Mythos über kontroverse Academy Awards bis hin zum jüngsten Clash der Comic-Titanen, um nur einige Beispiele zu nennen, war es ein bewegtes halbes Jahr, um die Welt durch Zelluloid zu betrachten. Näher dran als in den letzten sechs Monaten bin ich nie gewesen und es war mir ein inneres Blumenpflücken. Zeit für eine kurze Bilanz und eine Menge Danksagungen.

Dicker Dank und dickes Fell

Zunächst natürlich der moviepilot-Redaktion, also Jenny, Christoph und Andrea, denen ich es zu verdanken habe, dass ich nach diesem halben Jahr, das ich meiner Passion widmen konnte, auch mit einer ganzen Sammlung an publizistischem Handwerkszeug meiner Wege gehe. Die mir auch die kleinen Nachfragen nimmermüde beantworteten, geduldig all meine Schusseligkeiten im Blick behielten und auch aus vielen gestelzten Überschriften noch etwas zu machen wussten. Daneben natürlich auch der guten Ines, die immer ein waches Auge auf das große Ganze hatte.

Trotz des neuen Umfelds irgendwo zwischen all den Filmverrückten kam deshalb bald auch eine gewisse Sicherheit auf. Ich möchte fast das böse Wort Routine benutzen. Aber das hatte auch sein Gutes. Vor allem, weil ich in den ersten Redaktionssitzungen gefühlt noch so aus der Wäsche geguckt habe:

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Und ein bisschen Sicherheit brauchte ich auch, wann immer ich einen Blick auf die Kommentare geworfen habe. Das Phänomen Schwarmintelligenz ist mir jetzt ein sehr greifbarer Begriff. Für nahezu jedes Thema fand sich unter euch mindestens ein Experte, der mal mehr, mal weniger diplomatisch sein Wissen kundtat. Auf jeden bissigen Kommentar unter die verschwurbelten Fantheorien aus den Reddit-Foren kam auch immer eine kleine Lektion. Und ein ums andere Mal hatte ich mich auch selbst ordentlich reingeritten. Als Fan der der ersten Teenage Mutant Ninja Turtles-Serie wollen sich bei mir nach wie vor die Nägel kräuseln, wenn ich mir ansehe, dass ich beim ersten Trailer zur Fortsetzung der Realverfilmung von 2014 tatsächlich Schildkröten-Mentor Splinter mit Foot-Boss Shredder verwechselt habe - zumindest dem Namen nach. Also einen dicken Dank an euch für jeden Hinweis und das dickere Fell, das ich mir dank euch auch zulegen konnte.

Erinnerungen und Hüte mitzunehmen

Was die Spielpläne der Lichtspielhäuser und die jährlichen Großereignisse der Filmindustrie angeht, gab es, wie bereits angeklungen ist, wohl keinen günstigeren Zeitpunkt für mein Praktikum. Meinen laxen Studienplänen sei Dank, konnte ich die Chance nutzen. Im Dezember ereignete sich schon das mit Sicherheit am größten angelegte Highlight. J.J. Abrams führte mit all seinem Fanboy-Herzblut die Star Wars-Saga fort. Und auch wenn ich keinen Platz in der Pressevorführung fand, saß ich dennoch kurz vor Weihnachten in "zivil" im Kino und war verzückt. Ein neues Kapitel schlug sich vor meinen Augen auf, das sich hier und da ein wenig zu vertraut anfühlte, nichtsdestotrotz aber meine Begeisterung für reinste Kinomagie entfachen konnte. Vielleicht sehen wir von Rian Johnson demnächst noch einen besseren, weil mutigeren Star Wars-Film. Aber es gab schon wesentlich schwächeres Weihnachtsprogramm.

Daneben kamen natürlich noch eine Reihe anderer nicht weniger beeindruckender Filme in die Kinos. Über Tarantinos jüngsten Kammerspiel-Western bis hin zu ein paar exzellenten Oscar-Kandidaten. Mit den Academy Awards hat aber auch meine lebhafteste Erinnerung an der jüngsten Monate zu tun. Denn in der Nacht der Verleihung fand ich mich gemeinsam mit einer durch Krankheit ausgedünnten kleinen Schar im fast verlassenen Büro wieder. Keine meiner bisherigen Oscarnächte war so schnell vorbei. Dabei fand ich die ausufernden Zeremonien immer recht zäh. Aber bei hausgemachten Zimtschnecken, gefühlt einem Hektoliter Cola und mehr als zwanzig zu begleitenden Trophäenvergaben waren die vier Stunden flugs vorbei. Unser persönlicher John Maynard und Gebäcklieferant René hielt uns dabei souverän über Wasser, wofür ich an dieser Stelle noch einmal meinen nicht vorhandenen Hut vor ihm ziehen möchte. Selten hat ein Feierabendbier so gut geschmeckt wie das um sieben Uhr morgens auf dem Weg nach Hause.

Ich bedanke mich recht herzlich für ein ereignisreiches halbes Jahr und trete ein bisschen wehmütig die Reise zurück nach Leipzig an. Denn meine Wache ist zu Ende. Ich wünsche den Verbleibenden und den Neuzugängen noch viel Freude. Die ist hier auf jeden Fall zu finden.

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