Ulrich Tukur hat die Gier erfasst

15.01.2010 - 08:50 Uhr
Ulrich Tukur und Jeanette Hain als Dieter Glanz und Gloria.
ARD Degeto
Ulrich Tukur und Jeanette Hain als Dieter Glanz und Gloria.
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Gier ist der neue Zweiteiler im Ersten, in dem Ulrich Tukur als skrupelloser Finanzbetrüger naive Anleger in seinen Bann zieht. Über den Glanz des Geldes und die Macht von Hochstaplern spricht Hauptdarsteller Ulrich Tukur im Interview.

Mit Glanz und Gloria, der erste Teil des TV-Films Gier von Regisseur Dieter Wedel, ist ein aktueller Film zum Thema Geldsucht und Verblendung. In dem Film geht es um Andy Schroth (Devid Striesow), den Angestellten einer mittelgroßen Immobilienfirma. Mit Hilfe seiner schwerreichen Kundin Eva Wendler (Sabine Orléans), die sich zum Freundeskreis des sagenhaften Dieter Glanz (Ulrich Tukur) zählt, gelingt es ihm, an den neuen „König Midas“ heranzukommen. Geblendet vom weltmännischen Gastgeber und dessen attraktiver Frau Gloria (Jeanette Hain), will auch Andy bei Glanz investieren und kratzt sogar die verlangten 1,5 Millionen Euro zusammen. Als der ersehnte Geldsegen sich verzögert, kommen Gerüchte um die Seriosität des Finanzjongleurs auf. Erst nach Bekanntwerden einer ausstehenden Steuernachzahlung über 200 Millionen Euro, die sagenhafte Gewinne beim Finanzgenie vermuten lässt, wollen die Stars wieder bei Dieter Glanz investieren. Der aber verschwindet und zieht sich auf seine Farm in der Nähe von Kapstadt zurück. Seine gläubigen Jünger folgen ihm nach daher Südafrika.

Im Interview erzählt uns Ulrich Tukur, ob er sich zum Edel-Hochstapler eignen würde und was er von Gier sowie Mit Glanz und Gloria hält.

Herr Tukur, hätten Sie Dieter Glanz gern zum Freund?
Ulrich Tukur: Wie könnte ich das wollen? Der Mann ist bindungsunfähig und gespalten. Wie alle Hochstapler.

Was fasziniert Sie an ihm?
Ulrich Tukur: Schnelligkeit. Intelligenz. Witz. Risikobereitschaft. Charme. All das, was mich zur gleichen Zeit bei ihm auch abstößt, denn diese seine Anlagen dienen nur dem Zweck der Machtfestigung, der Bereicherung, der Durchsetzung seiner gesellschaftlichen Anerkennung und der Rache an denen, die dies verhindern.

Warum fallen Menschen auf Hochstapler wie ihn herein?
Ulrich Tukur: Weil Menschen gern hören, was sie hören wollen. Weil sie es lieben, ihre Verantwortung an der Garderobe der Illusionen abzugeben und sich stets danach sehnen, in etwas Größerem aufzugehen. Und weil es tatsächlich auch Menschen gibt, die so überzeugend auftreten, dass man ihnen glaubt, die Erde sei eine Scheibe.

Könnte Ihnen das auch passieren?
Ulrich Tukur: Heute wahrscheinlich nicht mehr, aber ich hätte nicht zu allen Zeiten die Hand für mich ins Feuer gelegt.

Glanz wird irgendwann klar, dass er offenen Auges ins Verderben rennt. Warum hört er trotz seiner psychischen und physischen Probleme nicht auf zu betrügen?
Ulrich Tukur: Immer wieder setzen Menschen Mechanismen in Gang, die ihre Kräfte schnell übersteigen, und während sie noch glauben, alles unter Kontrolle zu haben, sind sie schon längst auf der rasenden Fahrt in den Abgrund. Bei Glanz ist das Lügen und Geschichtenerzählen so Teil seiner Persönlichkeit geworden, dass er nicht aufhören könnte, ohne als Person zu verschwinden.

Gier ist bereits Ihre zweite Produktion mit Regisseur Dieter Wedel. Wie ist die Zusammenarbeit?
Ulrich Tukur: Respektvoll, höflich, amüsant. Er mag nicht mit allen Menschen harmonieren, unsere Zusammenarbeit funktioniert jedoch sehr gut. Ich bewundere seine Wutausbrüche und Rage am Drehort, seine Leidenschaft und Kompromisslosigkeit, eine interessante Geschichte mitreißend zu erzählen.

Genauso beeindruckend wie die Schönheit der südafrikanischen Metropole sind die Gegensätze: Kapstadt offenbart Glamour und Not, Hoffnung und Verzweiflung, Reichtum und Armut gleichermaßen. Wie haben Sie dort die Dreharbeiten erlebt?
Ulrich Tukur: Südafrika besteht aus zwei Welten, die bis heute weitgehend parallel nebeneinander existieren und sich erst seit zwei, drei Jahrzehnten vorsichtig berühren. Es gibt die weiße und die schwarze Wirklichkeit. Beide habe ich erlebt. Ich war in den Townships mit ihrer Armut und ihrem trotzig-bunten Leben und an Kapstadts eleganter „Waterfront“. Es ist ein wunderschönes Land, das sich in einem zerbrechlichen Zustand befindet und dem man nur wünschen kann, von Menschen mit Augenmaß und politischer Klugheit regiert zu werden.

Was bedeutet Ihnen persönlich das Parkett der Reichen und Schönen?
Ulrich Tukur: Nichts.

arte zeigt heute Abend beide Teile von Mit Glanz und Gloria ab 20.15 Uhr. Die ARD folgt wenige Tage später: De erste Teil des TV-Films Gier wird am 20. Januar 2010 um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Teil Zwei folgt am 21. Januar, ebenfalls um 20.15 Uhr. Falls ihr euch für etwas anderes interessiert, holt euch Tipps in unserem Fernsehprogramm.

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