TV total ohne Stefan Raab war die einzig richtige Entscheidung

13.11.2021 - 11:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Stefan RaabProSieben
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TV total ohne Stefan Raab können sich viele nicht vorstellen. Die erste Folge des Reboots beweist aber: Der Moderator war nie das Beste an der Kultsendung.

Es war eins der größten TV-Ereignisse der letzten Jahre: Eine der beliebtesten Shows der deutschen Fernsehgeschichte kam überraschend zurück und versammelte Millionen vor dem Fernseher. Innerhalb von nur zwei Tagen hat ProSieben das TV total- Revival erst bestätigt und dann ausgestrahlt.

Der Trailer zum neuen TV total bei ProSieben

TV Total - Rückkehr Spot (Deutsch)
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Eine schlechte Nachricht gab es aber für alle Fans: Stefan Raab, der das Format 16 Jahre von 1999 bis 2015 moderiert hatte, ist nur noch als Produzent und Verwalter seines Erbes tätig. Stattdessen nimmt bei der Neuauflage Sebastian Pufpaff auf der fahrbaren Bühne Platz. Und zeigt, dass wir all die Jahre ein komplett falsches Bild davon hatten, was TV total als Sendung so gut gemacht hat.

Stefan Raab hat mit seinem Weggang von TV total eine Lücke hinterlassen, die kaum zu füllen schien – bis jetzt

Kann Pufpaff das, dieses übergroße Erbe antreten? Darf er das? Dieser Pufpaff, den ja nur 3sat und ZDF-Zuschauende kennen? Seit Mittwoch steht fest: Er kann. Und es scheint ihm gar nicht schwerzufallen. Sicher, es war nur die erste Ausgabe. Late Night-Shows (auch wenn sie wie TV total zur Prime-Time laufen) müssen sich über einen längeren Zeitraum beweisen.

Aber Pufpaffs Auftritt hat schon jetzt etwas viel Größeres bewirkt. Er hat innerhalb von Sekunden den gigantischen Raab-Mythos auf ein angemessenes Normalmaß geschrumpft. Und das war bitter nötig. Sechs Jahre vermissten wir Raab. Wenn irgendwo über die bröckelnde Qualität des deutschen Show-Fernsehens gejammert wurde, fiel verlässlich und sehnsuchtsvoll ausgesprochen sein Name. Ach wär' doch Stefan Raab noch hier, mit ihm wäre alles besser. Das Mantra der TV-Misanthrop:innen.

Ein paar der Raab-Verehrer kurz vor Ausstrahlung der ersten TV total-Ausgabe

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Doch dann kam alles anders: Pufpaff stürmte durch seine erste Sendung wie ein Rennpferd, das man zu lange in seiner Startbox gelassen hat. Selbstbewusst, voller Elan und Lust am Showmastern.

Entsprechend verwundert, ja geschockt reagiert Twitter. Es war, als erwachten die Raab-Fans aus einer Art Trance. Häh, es geht ja auch ohne ihn?! Könnte es sein, dass Raab gar nicht der große TV-Magier ist, für den wir ihn hielten?

Larger than life: Die verlogene Legendenbildung von Stefan Raab

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Stefan Raab gehört zu den wichtigsten deutschen TV-Persönlichkeiten der letzten 20 Jahre. Seine Musik- und Spiele-Shows haben das Fernsehen geöffnet, es interaktiver, moderner und spannender gemacht.

Aber der Kult um ihn hat auch eine lähmende Legende der Unentbehrlichkeit erschaffen, bei der nur die Glanzlichter gesehen werden. Er verschweigt die vielen Schatten: die Dauerwerbesendungen, den gähnenden Leerlauf bei den stundenlangen Turmspringen-Events, die Witze über Menschen, die sich nicht wehren können, die Lustlosigkeit am Ende seiner Moderatoren-Karriere.

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Gleichzeitig stimmt es nicht, dass sich deutsche Shows seit Stefan Raabs Weggang im freien Fall befinden. Wer stielt mir die Show, Jan Böhmermanns ZDF Magazin, das Browser Ballett und The Masked Singer sind alle modern, jung, unterhaltsam und stoßen nicht immer, aber oft genug Diskussionen an, die an die ganz großen Raab-Momente erinnern.

Moment, werdet ihr jetzt sagen, aber was ist mit TV total? Die Show war Raab in Reinform, zumindest hier zeigt sich doch, wie sehr er fehlt? Nun ja. Geht so.

Stefan Raab war nie weg, nur weniger sichtbar – und hat damit seine Legende bewahrt

Zum einen war Raab nie richtig weg. Er produzierte weiter, allerdings ohne den ganz großen Erfolg. Es fällt uns nur nicht auf, weil er sein Gesicht nicht mehr in die Kamera hält. Der Free ESC, eine aus dem Boden gestampfte Eurovision Song Contest-Ersatz-Show, schlug letztes Jahr keine großen Wellen und wurde nicht wiederholt.

Dem irritierend mies konzipierten Täglich frisch geröstet fehlte jeglicher Bezug zu den Anforderungen modernen Fernsehens. Wen genau soll eine Late Night mit wechselnden Moderator:innen und ohne jede Persönlichkeit abholen? Ohne den Namen Raab hätten sie noch weniger Menschen wahrgenommen als ohnehin schon.

Wir müssen Stefan Raab hinter uns lassen
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Es jetzt noch einmal mit TV total zu versuchen, wirkt beinahe wie ein Eingeständnis daran, dass Raab die ganz neuen Ideen ausgehen. Glücklicherweise fühlt sich die Staffelstab-Übergabe trotzdem besser und richtiger an als alles, was der TV-Altmeister nach seinem Fernseh-Rückzug ausprobiert hat. Und das hat elementar mit seinem Nachfolger zu tun.

Sebastian Pufpaff zeigt, dass Stefan Raab nie das Wichtigste an TV total war

Raab stellt Pufpaff in der TV total-Neuauflage die von ihm erfundenen Werkzeuge zur Verfügung: Medien-zentriertes Stand-up, Nippelboard, die Band Heavytones und vorproduzierte Einspieler, die gewohnt mal mehr, mal weniger lustig sind. Sebastian Pufpaff und sein Autor:innen-Team kopieren die Erfolgsformel aber nicht einfach, sondern wenden sie auf die Mediengegenwart an. Das neue TV total mixt die üblichen TV-Beobachtungen (die Spielwiese des Originals) mit Instagram-Spitzen und sogar einer Podcast-Satire (!).

Das Reboot beweist, dass TV total als Show-Grundgerüst so stark ist, dass es auch ohne Stefan Raab funktioniert. Mehr noch, eine authentische Modernisierung der Sendung wäre mit der Legende Raab und seinem nostalgisch verklärten TV-Vermächtnis nie und nimmer möglich gewesen.

Es klingt paradox, aber: Erst mit der Rückkehr von TV total hat Stefan Raab Platz für etwas Neues gemacht. Man muss Pufpaff jetzt nicht gleich den "besseren Stefan Raab" nennen. Vielleicht geht es auch ohne Extreme. Früher war nicht alles besser, sondern auch nur irgendwie okay. Und heute ist auch nicht alles schlecht. Das neue TV total ist sogar richtig gut.

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Squid Game ist die erfolgreichste Netflix-Serie überhaupt. Doch das Serien-Phänomen ruft teils extreme Reaktionen hervor. Aus Kitas, Schulen und Bildungsministerien kommen Warnschreie, Squid Game könnte Kindern Schaden zufügen.

In dieser Folge des Moviepilot-Podcasts Streamgestöber diskutierten Jenny Jecke und Lisa Ludwig deshalb, was dran ist an den Bedenken rund um den Netflix-Hit. Warum wurde ausgerechnet diese Serie zu solch einer Ausnahme-Erscheinung, die selbst die Politik beschäftigt? Und sind die Ängste berechtigt?

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Wie findet ihr die erste Ausgabe nach Raab?

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