Time krönt Whistleblower der Schweigekultur zur Person des Jahres

07.12.2017 - 11:10 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Schauspieler Ashley Judd, Alyssa Milano und Terry Crews wurden alle als Schweigensbrecher von Time geehrt.
Lionsgate/Lifetime/NBCUniversal
Schauspieler Ashley Judd, Alyssa Milano und Terry Crews wurden alle als Schweigensbrecher von Time geehrt.
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2017 brachten dutzende von mutigen Frauen und Männern den systematischen sexuellen Missbrauch in Machtzentren wie Hollywood endlich an die Weltöffentlichkeit. Time würdigt sie nun für die kulturelle Veränderung, die sie lostraten.

Jahrzehnte lang war es eines der schändlichsten offenen Geheimnisse unserer Gesellschaft: Männer, die ihre Macht zu sexuellen Übergriffen missbrauchen und von einer Kultur des Schweigens beschützt werden. Doch 2017 erkämpften sich die Frauen und Männer von Hollywood, Silicon Valley und ganz normalen Orten wie Krankenhäusern endlich das Gehör der Welt und brachten eine potenzielle Revolution ins Rollen, die die Öffentlichkeit erschüttert. Gestern ehrte das Magazin Time  sie als die einflussreichsten Personen des Jahres.

"Die wachrüttelnden Handlungen der Frauen auf unserer Titelseite gemeinsam mit Hunderten anderen sowie vielen Männern haben eine der schnellsten Veränderungen in unserer Kultur seit den sechziger Jahren entfesselt", erklärte Chefredakteur Edward Felsenthal den Entschluss der Redaktion.

Er spricht von dem, was viele nun die #Metoo-Bewegung nennen, einst von Aktivistin Tarana Burke gestartet und von Schauspielerin Alyssa Milano zu einer glorreichen Renaissance geführt, als im Zuge der Enthüllungen über den sexuellen Missbrauch von Männern wie Harvey Weinstein, Kevin Spacey und Charlie Rose Millionen von Frauen und auch Männern unter der Hashtag #Metoo mit ihren eigen Erlebnissen von sexuellem Missbrauch an die Öffentlichkeit gingen. Auf dem Titelbild von Time finden sich einige der einflussreichsten dieser "Schweigensbrecher": Schauspielern Ashley Judd, die es als eines der ersten Opfer von Weinstein wagte, ihn bloßzustellen, Software-Entwicklerin Susan Fowler, die den massiven sexuellen Missbrauch im Unternehmen Uber aufdeckte, sowie die Feldarbeiterin Isabel Pascual, Lobyistin Adama Iwu, und Sängerin Taylor Swift. Auch männliche Opfer und Frauenrechtler wie der Schauspieler Terry Crews und der Journalist Ronan Farrow werden im Artikel für ihre Verdienste in der Bewegung gewürdigt.

Das vielleicht wichtigste Zeichen, das Time setzt, ist die Frau, von der wir nur den Arm im Titelbild erkennen. Ein anonymes Opfer der sexuellen Gewalt, die um ihre Familie fürchtet, sollte sie an die Öffentlichkeit gehen. Sie steht für die Millionen Frauen und Männer, die immer noch unter dem Joch von Macht, Privileg und Angst stehen und erinnert uns, dass der Kampf gerade erst begonnen hat.

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Denn bezeichnenderweise hat Time trotz seiner ehrenhaften Stellungsnahme Donald Trump als die zweiteinflussreichste Person des Jahres gekürt. Ein Mann, der trotz zahlreicher Beschuldigungen und Anklagen des sexuellen Missbrauchs Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte - das ultimative Symbol des Machtprivilegs der Missetäter, das noch lange nicht gebrochen ist. Doch dieses Jahr haben die Schweigebrecher über sie triumphiert, stellen sie zum ersten Mal in der Geschichte in den Schatten. Wie Schauspielerin Rose McGowan, die Harvey Weinstein der Vergewaltigung bezichtigt, sagte: "Wenn wir weiter kämpfen sehen wir irgendwann die Sonne auf der anderen Seite."


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