Tim Burton, sein Dumbo-Remake & PETAs Änderungswunsch

21.03.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Klassisch auskatern auf Dumbo-Art
Walt Disney
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Nach zwei Wochen Auszeit wird sich endlich wieder aufgeregt: Tim Burton dreht ein Dumbo-Remake, PETA wünscht sich ein alternatives Ende und alle rasten aus. Ist das anmaßend, nachvollziehbar oder irgendwo dazwischen? Was wäre besser für die Elefanten?

Tim Burton dreht ein Remake von Dumbo. Daran stört mich jetzt erstmal nichts, schließlich dürften wir uns ja alle mittlerweile an Sequels, Remakes, Reboots, Prequels und Inbetweequels gewöhnt haben. Ob wir sie dann gut finden, steht auf einem ganz anderen Blatt. Bezüglich des Dumbo-Remakes hat sich allerdings die Tierschutz-Organisation PETA in einem offenen Brief  an Tim Burton gewandt und um ein neues, anderes Ende gebeten. Da wird es schon ziemlich kritisch. Das kann PETA natürlich machen, aber die Reaktionen darauf waren abzusehen. Schließlich ist ein Regisseur keine Wunschfee, genauso wenig wie ein DJ eine Jukebox ist. Die machen alle nur ihren Job. In diesen beiden Fällen ist der Beruf aber auch gleichzeitig Kunst - und welcher Künstler lässt sich schon gern in sein Werk hineinreden?

Es wirkt also erst einmal ziemlich anmaßend, so etwas zu verlangen. Wobei es sich hierbei ja vielmehr um eine recht bescheiden vorgetragene Bitte handelt. Die kann Tim Burton einfach gepflegt ignorieren, wenn er sich dadurch in seiner künstlerischen Freiheit beeinträchtigt sieht. Es kommt aber natürlich auch sehr auf die dahinter stehende Motivation an. Da hat PETA gewissermaßen das Ass im Ärmel, denn der Organisation geht es bekanntermaßen um Tierschutz. Heiligt der Zweck hier also die Mittel? Ist Tim Burton ein Unmensch und Tierhasser, wenn er sich der Bitte wiedersetzt und das Ende des Originals beibehält? Ich weiß es nicht. Ich befinde mich hier im Zwiespalt und bin hin- und hergerissen.

Es geht im Kern darum, ob Dumbo am Schluss der Tim Burton-Version beim Zirkus bleibt oder nicht. (ACHTUNG, SPOILER!) Im Original von 1941 war das der Fall - und das gilt als Happy End. Da muss ich der PETA Recht geben: Ein echter Elefant dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Zirkustier nicht besonders glücklich werden. Schließlich fristet er sein Leben in Gefangenschaft und wird dort meistens sehr schlecht behandelt, was im Allgemeinen weder Mensch noch Tier sonderlich gut finden. Geschützt, umgeben von Artgenossen und in freier Wildbahn stehen die Chancen auf einen zufriedenen Dumbo schon sehr viel besser. Ich denke, wir können uns alle darauf einigen, was einem Elefanten wohl besser gefallen würde. Aber wie sinnvoll wäre es, diese Änderung einzufügen?

Happy End oder kein Happy End, das ist hier die Frage

Ich frage mich, was dem Tierschutz den größeren Dienst erweist und welches Ende wohl mehr zum Nachdenken anregt. Das kommt natürlich vor allem auf die restliche Beschaffenheit des Films und das Gesamtbild an. Wenn wir insgesamt einen düsteren, leidvollen Dumbo erleben, kann ich mir vorstellen, dass ein weniger glückliches Finale am Ende mehr Menschen davon überzeugt, dass Elefanten besser geschützt werden müssen und nichts im Zirkus verloren haben. Wenn die Story allerdings 1:1 aus dem Film von 1941 übernommen wird (was ich mir bei Tim Burton bei bestem Willen nicht vorstellen kann) und das Verbleiben im Zirkus als höchste Glückseligkeit dargestellt wird, wäre das dem Schutz von Elefanten mit hoher Wahrscheinlichkeit eher nicht zuträglich.

Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass der Original-Dumbo ein Film von 1941 ist. Political Correctness wurde zu dieser Zeit bekanntermaßen nicht sehr groß geschrieben - im Gegenteil. Immerhin betrinkt sich hier ein Baby-Elefant - wenn auch unwissentlich - und sieht daraufhin rosa Elefanten. Die als Pink Elephants On Parade  in die Geschichte eingegangene Sequenz dürfte sich aber trotzdem mit einiger Sicherheit so oder so ähnlich in Tim Burtons Version wiederfinden. Sie passt einfach zu gut zur ebenfalls überbordenden Phantasie und teilweise sehr psychedelischen Inszenierung des Regisseurs. Auch hier gilt meiner Meinung nach: Es kommt auf das Wie und den Kontext an.

Denn es erscheint aus heutiger Sicht natürlich schon fragwürdig, dass eine der Schlüssel-Szenen (Dumbo entdeckt, dass er fliegen kann) nur durch Alkohol-Konsum beziehungsweise Alkohol-Missbrauch zustande kommt. Das sendet keine sehr vorbildliche Botschaft an die heranwachsende Jugend. Mal ganz davon abgesehen, dass das total unrealistisch ist, auch wenn der Ausdruck "Rosa Elefanten sehen" mittlerweile eine feste Redewendung darstellt: Alkohol verursacht keine Halluzinationen, sondern nur der Entzug davon. Das nennt sich dann Delirium tremens  und stellt eine wohl sehr unangenehme Entzugs-Psychose dar. Davon ist Dumbos erster Rausch aber meilenweit entfernt. Die unglaubliche, fünfminütige Sequenz des Films möchte ich trotzdem keinesfalls missen.

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