The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4 im Recap

15.11.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4: ServiceAMC
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In Service, der 4. Episode der 7. Staffel von The Walking Dead, stattet Bösewicht Negan Alexandria einen ungemütlichen Besuch ab. Was folgt, ist die schmerzliche Demütigung aller Figuren, die uns ans Herz gewachsen sind - und das eine Stunde lang.

Seit Beginn der 6. Staffel sind maximal ein paar Tage in der Zombie-Apokalypse ins Land gezogen. Unter der Aufsicht von Showrunner Scott M. Gimple hat The Walking Dead eine Erzählung entwickelt, das sich darauf spezialisiert, die vonstattengehenden Ereignisse aus möglichst vielen Perspektiven zu beleuchten. Dieser Umstand mag auf der einen Seite sehr zähflüssig wirken, da die Handlung im Großen eher zögerlich vorankommt. Auf der anderen Seite verlieren sich die Episoden seit der Kursänderung in der Erzählweise auf einem schmerzlichen Grad, was die Details angeht. Service, die 4. Episode der 7. Staffel, treibt diese unangenehmen Beobachtungen auf die Spitze: 60 Minuten lang werden wir Zeugen davon, was passiert, wenn ein psychopathischer Tyrann vor der Tür steht und mit unverschämter Selbstverständlichkeit darauf wartet, hereingebeten zu werden - nur, damit er sich im Anschluss nach Lust, Laune und Willkür austoben kann.

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Nachdem er im Staffelauftakt effektiv demonstrierte, dass mit ihm nicht zu scherzen ist, hat Negan (Jeffrey Dean Morgan) nun seine Drohung wahr gemacht. "We'll be back", hieß es damals. Jetzt meldet er sich früher als gedacht zurück. Gut gelaunt steht seine Silhouette vor den Toren Alexandrias. Begeistert stolziert er vor dem Zaun umher und kann es gar nicht erwarten, endlich hereingebeten zu werden. Als wäre er ein kleiner Junge, der endlich seine Geburtstagsgeschenke aufreißen will, wippt er auf den Beinen und summt fröhlich vor sich her. Kein Wunder, dass er etwas perplex ist, als der Empfang alles andere als feierlich ausfällt. Spencer (Austin Nichols) bietet dem Bösewicht trotzig die Stirn und riskiert, das erste Opfer der Episode zu werden. Denn Negan ist sichtlich verärgert darüber, dass nach allen Mühen, die er jüngst investiert hat, immer noch jemand glaubt, Widerstand leisten zu müssen/können.

Spencer gehört allerdings zu den glücklichen Bewohnern Alexandrias, die nicht mit ansehen mussten, was ein paar Tage zuvor im Wald passiert ist. Er gehört zu denjenigen, die sich auf die mündlichen Überlieferungen jenes verheerenden Ereignisses stützen müssen und womöglich noch gar nicht erkannt haben, wie ernst die Lage ist. Rick (Andrew Lincoln) dagegen traut sich in Negans Gegenwart nicht einmal mehr, sein Haupt zu heben. Gebrochen, geknickt, am Boden zerstört: Seine Taktik dient ausschließlich der Schadensbegrenzung. Ein einziges Mal wagt er es, dem ungebetenen Gast, der sich einfach nimmt, was er will, in die Augen zu blicken. Keine Minute später soll der einstige Sheriff jedoch dem Aufbegehren endgültig abgeschworen haben. Negan verfolgt sein Ziel mit dermaßen perfiden Methoden, dass es nach all dem, was geschehen ist, für Rick unmöglich geworden ist, seine Stimme zu erheben.

The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4: Service

Dahingehend verwandelt sich Service in ein weiteres Kapitel der absoluten Demütigung. An sich hat The Walking Dead das Anliegen des Antagonisten unlängst ausformuliert und selbst Jeffrey Dean Morgan scheint mit seinem Schauspiel bereits ein Gros seines Negan-Repertoires demonstriert zu haben. Aber genau in dieser Wiederholung - und wie genüsslich sie von Negan ausgelebt wird - liegt der Schmerz verborgen und das Leiden wird (un-)begreifbar. Entgegen der Ausnahmesituation des Cliffhangers dokumentiert Service die Geschehnisse eines ganz normalen Tages. Michonne (Danai Gurira) wacht neben Rick im Bett auf, Rosita (Christian Serratos) will sich mit Spencer auf einen Versorgungslauf begeben und auch ansonsten erwecken die routinierten Vorgänge in Alexandria einen zuversichtlichen Eindruck, bevor das Ekel dem friedlichen Treiben ein Ende setzt. So beruhigend zu sehen war, dass auch an diesem Tag die Sonne wieder aufgegangen ist: Plötzlich verwandelt sich Service in einen bösen Albtraum.

Dwight (Austin Amelio) liefert einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Plünderung. Nicht nur erleichtert er Rosita und Spencer um ihre Waffen, nein, er interessiert sich mindestens genauso sehr für ihre persönlichen Gegenstände. In einer Serie, in der so viele Archetypen mit eindeutigen Erkennungsmerkmalen existieren, hinterlässt diese Geste tatsächlich ein unangenehmes Gefühl. Wie schon Daryl (Norman Reedus) in der vergangenen Woche eines Teils seiner Identität beraubt wurde, machen die Saviors in Service keinen Halt, um auch noch den Rest von Ricks Gruppe an den Punkt zu drängen, wo sie die Antwort auf die Frage, wer wer ist, nur noch mit "Negan" beantworten können. Abartig und unerträglich: Dass zu Beginn der Episode demonstrativ kostbares Wasser verschüttet wird, mag noch das kleinste aller Übel sein. Negan will gefürchtet werden, ohne wenn und aber.

Gleichzeitig ist es ihm ein großes Anliegen, als der großzügige Unterdrücker wahrgenommen zu werden, der nichts dagegen hat, auf professioneller Ebene Geschäfte zu machen. Vorausgesetzt natürlich, er bestimmt die Regeln des Abkommens und muss sich selbst nicht an diese halten. Drehbuchautor Corey Reed legt dem Widersacher Textzeilen von unfassbarer Dreistigkeit in den Mund, die sich im Sekundentakt widersprechen und gekonnt die unberechenbare Gefahr illustrieren, die Negan für die wenigen vernünftigen Menschen in dieser Welt darstellt. Jeden Moment will er genießen und The Walking Dead ist nie verlegen, ihm eine Bühne für seine kranken Machenschaften zu geben. Sein Sadismus kennt keine Grenzen und es gibt keine Situation, die er nicht zu seinen Vorteil zu nutzen weiß. Negan verkörpert das Extrem, das sich nicht bändigen lässt und ausschließlich mittels Demütigung die langfristige Abhängigkeit anderer erzielt.

The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4: Service

Es stellt sich durchaus die Frage, warum ihm überhaupt jemand folgt, warum ihm überhaupt jemand treu zur Seite steht. Ständig schwadroniert Negan pseudo-moralisches Gebrabbel vor sich hin und liefert eine abstoßende Show ab, die sich alleine darum dreht, andere zu erniedrigen. Schlussendlich hat er es mit dieser Methode aber geschafft, selbst Rick zu brechen. Der verbringt nämlich einen Großteil der Laufzeit von Service im Schatten des Demagogen und hat Angst. Ja, Rick hat eine furchtbare Angst, dass noch etwas viel Schlimmeres passieren wird. Obwohl The Walking Dead in den vergangenen Wochen immer wieder eine gewisse Stunde Null kolportierte, weiß Rick genau, wie viele Menschen noch sterben können, und setzt alles daran, um nicht einmal in die Nähe jener Scheune zu gelangen, in der sich das Stroh im Fall einer etwaigen Eskalation entzünden könnte. Rick rudert komplett zurück: "I'm not in charge anymore. Negan is."

Diese Aussage stößt jedoch nicht nur auf Gegenliebe, wenn hier überhaupt noch von irgendeiner Form menschlichen Empfindens die Rede sein kann. Spencer sieht die Zeit gekommen, um die Stimmung gegen Rick wieder etwas anzuheizen, nachdem sich zuletzt Alexandria hinsichtlich seiner Eigenschaft als Anführer einig war. "This is our life now. This is where Rick got us. Maybe if Rick thought it through, it would've been different." Große Worte von einem Mann, der, wie bereits erwähnt, in jener schicksalhaften Nacht im Wald nicht zugegen war. Rick muss weiterhin einstecken. Doch wie viel kann er noch verlangen und opfern, von sich selbst und den Menschen in seiner Umgebung? Service hinterlässt ein vernichtendes Gefühl. Eine abschließende Szene zwischen ihm und Michonne, in der zum ersten Mal seit einer sehr langen Zeit Shanes Name fällt, lässt dennoch hoffen. Die Frage ist nur, ob diese Hoffnung akzeptiert werden kann. "This is not our life."

Was bisher geschah:
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 1: The Day Will Come When You Won't Be
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 2: The Well
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4: The Cell

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