The Interview - Die Filmanalyse

04.01.2015 - 14:54 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Interview Filmanalysemoviepilot
Viel Lärm um nichts? Kim Jong-un kann sich beruhigen: The Interview sagt mehr über die Absender als über den Adressaten.

Evan Goldberg und Seth Rogen hätten sich für ihren banalen Film keine bessere Werbung wünschen können. Die Veröffentlichung allen Drohungen zum Trotz von The Interview wird nun als großer Akt der Freiheit bewertet und in der Tat gehört es zur Freiheit, schlechte Filme sehen zu dürfen, vor allem aber hat es mit der Freiheit des Marktes zu tun. Es ist ein gutes Geschäft, das nun auch von Friedensnobelpreisträger und Präsident Obama geadelt wurde. Der Film, der keine Satire ist, nicht mal eine schlechte, erweist sich aber vor allem dann als interessant, wenn man den Spieß einmal umdreht und seine Botschaft gegen die Macher und die westliche ‚freie‘ Welt wendet.

Kim Jong-un hat im Film wenig mit einem autoritären Kommunistenführer gemein, vielmehr gleicht er einem westlichen Superstar, der nicht erwachsen werden will und seine Neurosen mit unnützem Konsum zu bekämpfen versucht. Sein wehleidiges Geschwätz würde gut in die Oprah-Winfrey-Show passen. Eben deshalb ist der verrückte Diktator auch ein großer Fan der Promi-Talkshow, die der selbstgefällige Skylark, gespielt von James Franco, moderiert. Kim Jong-uns Lifestyle ist völlig verwestlicht, nur gibt es hinter all dem Bling-Bling eine unschöne, brutale Seite. Das nordkoreanische Volk hungert, während der Diktator und seine Schergen sich ein Leben in Saus und Braus gönnen, mit tollen Frauen, schnellen Autos und gutem Essen. Der Luxus ist also teuer erkauft und Skylark läßt sich genau davon blenden bzw. er will genau das nicht wahrhaben.

Doch ist die Erkenntnis, dass hinter dem Luxus ein autoritäres Gewaltsystem steckt nicht auf den Kapitalismus im Allgemeinen übertragbar? Denken wir beispielsweise an Dubai – gutmenschelnde Hollywoodstars haben kein Problem damit, dort in gigantische Immobilienprojekte zu investieren –, wo wir eine moderne Version der Sklaverei vorfinden. Evan Goldberg, Seth Rogen und James Franco beißen sich, um sich einmal auf das Niveau des Films herab zu begeben, in ihre eigenen Schwänze.

Mehr dazu im Video!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News