Tatort - Steier & Mey ermitteln Im Namen des Vaters

26.12.2012 - 21:45 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Tatort - Im Namen des Vaters
HR/ARD
Tatort - Im Namen des Vaters
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Tatorte werden selten besser als der neue Fall der Frankfurter Ermittler Conny Mey und Frank Steier, deren Rutsch ins neue Jahr von guten Vorsätzen und einer Frauenleiche begleitet wird.

Zum Ende des Jahres sorgt der Hessische Rundfunk noch einmal für einen Paukenschlag. Heute ist zwar nicht Sonntag, aber der neue Tatort aus Frankfurt weiß trotzdem zu begeistern. So souverän inszeniert und detailverliebt geschrieben wie Tatort: Im Namen des Vaters zeigt sich deutsches Fernsehen, ja sogar das Kino, selten. Wieder einmal bleibt nur das Staunen über die kongeniale Zusammenarbeit von Joachim Król, Nina Kunzendorf und Autor/Regisseur Lars Kraume, in das sich wegen des baldigen Abgangs der Hauptdarstellerin auch etwas Trauer mischt.

Lokalkolorit: Die ranzigen Ecken des Frankfurter Viertels Gallus bestimmen die Atmosphäre von Tatort – Im Namen des Vaters. Lars Kraume erkundet in dem wieder einmal auf wahren Begebenheiten beruhenden Fall das soziale Umfeld der Toten, Agnes Brendel (Anna Böttcher), das von Verwahrlosung, Gewalt und Alkoholmissbrauch bestimmt wird. Während Conny Mey und Frank Steier bei ihren Untersuchungen von Wohnung zu Wohnung, Kneipe zu Kneipe steuern, bleibt der Blick immer wieder an den umnebelten Gestalten im Hintergrund hängen, ihren abgearbeiteten Gesichtern und Körpern. Der neue Tatort aus Frankfurt bringt im Gegensatz zu vielen Vertretern der Reihe ein echtes Gespür für das Milieu auf und lässt es vor unseren Augen lebendig werden.

Plot: Am Neujahrsmorgen wird in Frankfurt die Leiche einer Frau gefunden, die neben einer Kopfwunde auch Würgemale trägt. Agnes, so der Name der Toten, gehörte zum Rand der Gesellschaft. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Viktor (die schauspielerische Naturgewalt Paulus Manker aus Slumming) versoff sie das wenige Geld, das ihr zur Verfügung stand. Ihr Sohn Christian (Vincent Redetzki) glaubt trotzdem an das Gute in ihr und nimmt schon bald den Pater Markus (Florian Lukas) ins Visier, was verheerende Ereignisse in Gang setzt.

Unterhaltung: Tatort – Im Namen des Vaters ist bis in die Nebenrollen erstklassig besetzt, so dass Conny Mey und Frank Steier trotz einiger entzückender Auseinandersetzungen (“Sagen Sie mal, seit wann dutzen Sie mich eigentlich?”) diesmal nicht im Zentrum des Interesses stehen. Statt ihrer dürfen wir uns an dem einzigartig verschrobenen Paulus Manker satt sehen, Florian Lukas bei einer Gewissenskrise beobachten und erleben, wie Rainer Bock (Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte) seinem Werner Krabonk eine unscheinbare Bedrohlichkeit einimpft, die in seiner grauenhaft unterkühlten Schilderung der Tat ihren Höhepunkt erreicht. Darüber hinaus entwickelt sich der inszenatorisch dichte und mit Split-Screens angereicherte Tatort zu einem wahren Pulverfass, das in einer überraschenden tarantinoesken Pointe lakonisch explodiert.

Tiefgang: In Tatort – Im Namen des Vaters wird sich, anders als der Titel es vermuten lässt, vordergründig nicht mit dem Gewissenskonflikt des Paters beschäftigt, der das Geständnis des Mörders Krabonk zu verschweigen hat. Viel wichtiger als dieser altbekannte Krimikniff geraten die verlassenen Figuren, die durch das Viertel driften auf der Suche nach unterschiedlichsten Formen der Zuneigung und sie die meiste Zeit am Boden einer Flasche finden. An einem Sylvesterabend prallen sie schließlich aufeinander und setzen eine Kettenreaktion in Gang, in der sich auch der dem Fusel entsagende Frank Steier und seine Kollegin Conny Mey wiederfinden.

Mord des Mittwochs: Lassen wir Viktor Kemper sprechen: “Äh, ich glaub, wir haben hier ein Problem.”

Zitat des Mittwochs: “Ich bin zur Polizei gegangen, weil ich glaube, dass man die Welt verbessern kann.”

In einem großartigen Tatort beweist das Frankfurter Team sein Können. Oder hat euch Im Namen des Vaters weniger begeistert?

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