Tatort: Frohe Ostern, Falke - Der flauschige Tod

06.04.2015 - 20:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Bad Easter Bunnies
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Thorsten Falke gegen bewaffnete Hasen - so viel Potenzial! Trotzdem fällt den Machern von Tatort: Frohe Ostern, Falke viel zu wenig ein, um den versprochenen Feiertagsthrill zu liefern.

Eigentlich ist die Grundidee nett. Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring), Rächer der Witwen und Waisen Hamburgs, muss draußen bleiben. "Drinnen" bezieht sich in Tatort: Frohe Ostern, Falke auf den entgleisten Polit-Stunt einiger Aktivisten, der in kürzester Zeit zwei Leichen fordert. Was eben noch eine langweilig-selbstgefällige Charity-Aktion mit Fünf-Gänge-Menü war, verwandelt sich im Nu zum Geiseldrama. Mittendrin Falkes Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller). In Ansätzen geht Autor und Regisseur Thomas Stiller (Tatort: Der traurige König) dem Rollentausch der beiden Polizisten nach, zwingt Falke in die Passivität, während Lorenz in Zeitlupe durch Kugelhagel sprintet. Im einigermaßen überstürzt abgehandelten Finale erweist sich der öffentlich-rechtliche Ostergruß nichtsdestotrotz als laues Krimilüftchen. Um eine der dämlicheren Todesszenen der jüngeren Tatort-Geschichte kommt der Zuschauer leider auch nicht herum.

Die fünf Horrorbunnys in diesem Hamburger Tatort sagen weder das Ende der Welt in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden voraus, noch wohnen sie in der Höhle von Caerbannog. Ihr flauschig-schießwütiges Auftreten wird in den ersten Minute sogleich entlarvt, wenn unter den Masken harmlose Normalos hervorschauen. Das Mastermind der Hobby-Farbbeutel-Weitwerfer hat allerdings andere Pläne, als nur ein paar reiche "Gutmenschen" mit Geballer einzuschüchtern. Was übrigens einen faszinierenden Krimi hergeben würde: Die Zeit vor dieser Aktion, in der sich Mr. Mysterioso (Thomas Sarbacher) aus noch unbekannten Gründen in die Gruppe von Alt-Hausbesetzern und Neu-Flashmobbern einschmuggelte. Wie viele biergeschwängerte Treffen er durchmachen musste mit den immergleichen Geschichten von damals, als alles noch viel revolutionärer war. Wie sein genervter Zeigefinger immer verführerischer über den Abzug streifte ...

Falke kommt die Nachricht von der bewaffneten Geiselnahme jedenfalls gelegen. Der entfremdete Sohnemann wird 15, da bietet sich die Rettung der Kollegin als Umgehung drohender Aussprachen an. Bis auf ein paar SMS-Konversationen - modisch, aber träge Einblendung - muss das sonst so tatkräftige Nordlicht zugucken und Plot rekapitulieren. Es ist eine Sache, eine dynamische Figur festzuhalten, um zu gucken, was passiert. Eine vollkommen andere, unglaublich dröge Sache ist es, Wotan Wilke Möhring im Wesentlichen Folgendes in den Mund zu legen: "Das ist das Motiv. Eigentlich selbsterklärend, ne, Digger? Ich erkläre es dir trotzdem noch dreimal"

Drinnen kämpft ein psychologisch angehauchter Thriller ums Leben, in dem eine aktionistische Polizistin auf unfreiwillige Geiselnehmer trifft, die beim winzigsten Lichtschein eines Notausgangs abhauen würden. Gäbe es da nicht den Oberhasen mit dem Plan. Nur wird immer zum besorgten Falke geschnitten, wenn die schwer zu unterscheidenden Entführer zur Sorge des Drehbuchs werden könnten. Lorenz bleibt der heroische Kugel-Sprint, aber - die größte Ungerechtigkeit - nur Falke kommt zum Schuss.

Mord des Montags: Aus Versehen wird die aus dem Ei schlüpfende Künstlerin erschossen und in Sekundenschnelle wieder vergessen. Im Grunde kein Problem, wäre da nicht die Inszenierung, die - im Kontext des Films aus dem Rahmen fallend - das Ganze als Gag ausschlachtet.

Zitat des Montags: "Wir färben euch rot."

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