Superman-Regisseur Richard Donner: Selbst das MCU hätte es ohne ihn nicht gegeben

08.07.2021 - 12:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Richard Donners Superman bereitete auch den Weg für das MCUDisney/Warner Bros.
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Richard Donner lehrte Superman das Fliegen, doch der Einfluss des am Montag verstorbenen Regisseurs reicht bis in die Gegenwart von DC und Marvel.

Laufen lernte Superman in den Comics, das Fliegen übte er im Kino und sein Lehrer hieß Richard Donner. Am Montag ist der Regisseur und Produzent im Alter von 91 Jahren gestorben. Neben dem DC-Helden hob er auch Das Omen aus der satanischen Taufe, schickte Die Goonies in ihr größtes Abenteuer und inszenierte alle vier Lethal Weapon-Filme.

Wenn es um das Blockbuster-Kino geht, wird Donner trotzdem selten in einem Atemzug mit dessen Urvätern Steven Spielberg und George Lucas genannt. Das hat seine Gründe. Bleibend ist sein Einfluss auf den Superheldenfilm. Donners Schatten reicht nämlich tief in die Kino-Universen von DC und Marvel und das nicht nur wegen Superman.

Superman bot einen neuen Ansatz für Superhelden im Kino

Der lebenslange Fan von DCs Superman-Comics arbeitete sich mühsam hoch in der Traumfabrik. Nach kleinen Parts als Schauspieler in den 50ern riet man ihm, die Regie würde ihm mehr liegen. Daraufhin verdingte sich der 1930 in der Bronx geborene Richard Donald Schwartzberg in einer Vielzahl von TV-Serien.

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Es ist jene Ära, der Quentin Tarantino in Once Upon a Time in Hollywood ein Denkmal setzte. Die 60er Jahre, eine Zeit zwischen Fließband-Unterhaltung für die kleine Mattscheibe und künstlerischer Revolution im Kino. Richard Donner allerdings werkelte fern der kreativen Barrikaden.

Seinen Kino-Durchbruch feierte er erst spät mit dem Horror-Hit Das Omen (1976) über den teuflischen Bub Damien. Nachdem George Lucas und Steven Spielberg absagten, schnappte sich Hobby-Kryptonier Richard Donner den Regie-Stuhl bei Superman (1978), ausgestattet mit einem folgenreichen Kredo: Diese Comic-Verfilmung sollte ihren kostümierten Helden respektieren.

Der DC-Blockbuster wurde zur Blaupause des Genres

Erstmals sahen wir Superman (für die damalige Zeit) glaubhaft fliegen, lieben und kämpfen. Mit einem mythischen Ernst und unterstützt von einem epischen John Williams-Score entführt uns Donner nach Krypton, Kansas und Metropolis. Fern des spaßigen Camps der 60er-Jahre-Batman-Serie und dennoch nicht humorlos, war es der erste Superhelden-Blockbuster seiner Art und die Blaupause des Genres. Das zeigt sich etwa durch:

  • Die Struktur von Origin Story, erster Bewährung und Hauptfeind (Lex Luthor).
  • Den großen Aufwand für möglichst glaubwürdige Effekte, statt eines B-Movie-Budgets.
  • Den eher unbekannten Hauptdarsteller Christopher Reeve, der von Stars in Mentor- und Bösewichts-Rollen (Marlon Brando, Gene Hackman) unterstützt wird.
  • Den Drehplan, der eine zeitgleiche Produktion von Teil 1 und 2 vom selben Team vorsah, à la Avengers: Infinity War und Endgame.

Richard Donner stieß mit Superman auch an die Grenzen der Blockbuster-Maschinerie

Der letzte Punkt führte eher unfreiwillig eine weitere Parallele zum jüngeren Superheldenfilm herbei. Superman spielte weltweit zwar rund 300 Millionen Dollar ein, was mit Berücksichtigung der Inflation heute stattlichen 1,2 Milliarden Dollar entsprechen würde. Wegen Konflikten mit den Produzenten wurde Donner bei der Produktion des Sequels jedoch entlassen.

Margot Kidder und Christopher Reeve in Superman

Richard Lester stellte Superman II - Allein gegen alle (1981) fertig und erst 2006 erschien der sogenannte Donner-Cut. Die größten Unterschiede zum Snyder-Cut von Justice League: Beide Versionen sind sehenswert und unter drei Stunden lang.

Nach diesem Debakel blieb Donner dem Superheldenfilm vorerst fern, drehte stattdessen prägende Filme des amerikanischen 80er Jahre-Kinos, zwischen Kinder-Abenteuer (Die Goonies), Buddy-Action (Lethal Weapon) und Satire (Die Geister, die ich rief...).

Der ideale Mann für den ersten Superhelden-Blockbuster

Dass er nie dieselbe Verehrung erfuhr wie die Zeitgenossen Spielberg, Lucas, Joe Dante oder John Carpenter, liegt nicht zuletzt an der fehlenden Handschrift von Richard Donner. Verbindende Elemente seiner Filme waren eher Schauspieler (Mel Gibson) und Genres, nicht Themen und Stil.

Richard Donner entzog sich der Verehrung für große Regisseure, wie sie heute einem Zack Snyder oder Christopher Nolan zuteil wird. Wohl deswegen war er der ideale Mann für den ersten Superhelden-Blockbuster. Sein Superman ist der Film eines langgedienten Regie-Handwerkers, eine unterschätzte Art in Hollywood. Er vereinte das technische Verständnis, die Liebe zur Comic-Vorlage und eine klare Vision für ihre Adaption und brachte diese Elemente in Franchise-Form.

Superman war und ist ein Film, der moderne Hollywood-Unterhaltung auf den Punkt bringt und doch so viele Facetten wirft wie die Festung der Einsamkeit. Der DC-Blockbuster eröffnete diverse mögliche Wege für seine Sequels und Inspiration für unterschiedlichste Nachahmer, ob die düstere Note von Tim Burton (Batman), Sam Raimis Romantik (Spider-Man) und Bryan Singers Nostalgie (Superman Returns), Zack Snyders Mythen (Man of Steel) oder Patty Jenkins Ernsthaftigkeit (Wonder Woman 1984).

Donner hatte entscheidenden Einfluss auf die Karriere von Marvel-Boss Kevin Feige

Und er eröffnete mehr als nur Inspiration für Kevin Feige. 1994 begann der spätere Chef von Marvel Studios und Kopf des MCUs sein Praktikum bei The Donner Company, der Produktionsfirma von Richard und Lauren Shuler Donner (via Vanity Fair ).

Christopher Reeve in Superman

Der Comic-Fan, der mit Superman und den Lethal Weapon-Filmen aufwuchs, arbeitete sich von der Kaffeemaschine hoch bis zu seinem ersten Produzenten-Credit im Abspann von X-Men - Der Film, der 2000 ins Kino kam. Im selben Jahr ging Feige zu Marvel und der Rest ist Blockbuster-Geschichte. Sein Produzentenhandwerk lernte er vor allem von Lauren Shuler Donner, über deren Ehemann schrieb er anlässlich seines Todes bei Twitter :

Richard Donner hat mich nicht nur daran glauben lassen, dass ein Mann fliegen kann, sondern dass Comic-Figuren für die große Leinwand mit Herz, Humor, Menschlichkeit und Wirklichkeitsnähe adaptiert werden können. Vor allem aber lehrte er mich, dass es mit Respekt, Fürsorge und Güte für alle vor und hinter der Kamera geschehen kann und muss. Dick und Lauren wurden zu Beginn meiner Karriere Mentoren und wichtige Unterstützer während der Geburt des MCU.

Er verdanke den Eheleuten Donner seine Karriere, erklärte Kevin Feige weiter. Richard Donners Mantra von Respekt und Wirklichkeitsnähe im Umgang mit Comic-Helden dient derweil bis heute als Leitlinie des Marvel Cinematic Universe. Feige selbst beschrieb Superman deshalb mal als "Archetyp der perfekten Superhelden-Origin-Story". Und weiter: "Wir schauen ihn an, bevor wir fast jeden unserer Filme machen." (via YouTube )

Nun mag man geteilter Meinung sein, ob das MCU diesem Vorbild jemals nahegekommen ist. Richard Donners Platz im Pantheon des Superheldenfilms allerdings ist unbestreitbar.

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