Spoilerknigge - Shut Up, Bitch!

05.10.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Spoilerknigge - Shut Up, Bitch!
AMC/moviepilot
Spoilerknigge - Shut Up, Bitch!
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Wir befinden uns im Jahre 2013 n.Chr. Die ganze Welt verfolgt gebannt das Breaking Bad-Finale… Die ganze Welt? Nein! Einem von inkompetenten Medien bevölkertes Deutschland wurde die Suppe durch spoilernde Berichterstattung gründlich versalzen.

[Achtung, der folgende Aufreger der Woche enthält Zitate aus anderen Artikeln, die die Handlung der letzten Staffel von Breaking Bad vorwegnehmen. Auch lässt der Kontext Rückschlüsse auf wichtige Entwicklungen des Serienfinales zu. Es gilt also: Lesen auf eigene Gefahr!]

Eigentlich wäre es ganz simpel. Wenn man über Filme, Serien oder generell fiktionale Stoffe schreibt, sollten grundsätzlich keine entscheidenden Handlungselemente verraten werden, um den Leser nicht um die persönliche Erfahrung zu bringen. Sollte es doch notwendig sein, behilft man sich mit einer noch simpleren Methode: Eine Spoilerwarnung, wie am Anfang dieses Artikels vorgemacht. Nicht schön, aber ungemein hilfreich. Und irgendwie sehr befreiend, ermöglicht es dem Autor und euch, dem Leser, selbst darüber zu entscheiden, wie mit dem Text umgegangen werden soll. Dabei spielt es keine Rolle, ob man als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitet oder als Fan in einem Internetforum schreibt. Theoretisch…

Leider nahmen es einige deutsche Medien in dieser Woche nicht ganz so genau. Vor allem die renommierte und – möchte man meinen – erfahrene Frankfurter Allgemeine Zeitung ließ in den entscheidenden Momenten das nötige Fein- und Fingerspitzengefühl vermissen. Sie spoilerte, was das Breaking Bad Finale her gab, und nutzte sowohl die Einleitung als auch die Bilder, um dem Leser auch den letzten Spaß an Walters und Jesses Schicksal zu verderben. Der Breaking Bad -Fan, der über keine Zeitmaschine verfügte und auch keine dubiosen Sharingportale im Netz anzapfte, erlebte folglich ein böses Erwachen, als er Dienstag früh die FAZ aufschlug und ihn ein überaus ausführlicher Artikel über das Finale von Breaking Bad erwartete – während die deutschen Erstausstrahlung auf dem Pay-TV-Sender AXN erst am Abend erfolgte. Ein Aufreger der Woche über Inkompetenz und mangelndes Einfühlungsvermögen gewisser Medien, die stattdessen den Serientitel “Breaking Bad” etwas zu wörtlich nahmen, indem sie mit Regeln der Etikette brachen.

Tagesaktualität um jeden Preis
Blogger Stefan Niggemeier und andere Onlineportale versuchten am Montag Abend noch vor dem nahenden Unheil zu warnen. Auch moviepilot fühlte sich am Dienstag dem Filmfan verpflichtet und hat auf den besagten FAZ-Artikel mit einer warnenden News reagiert. Trotz aller Warnungen fielen zahlreiche Leser dem Artikel zum Opfer, was entsprechende Kritik und einen erzürnten Shitstorm im Netz entfachte. Der Spoiler der FAZ beschränkt sich dabei nicht auf ein einziges Fettnäpfchen, sondern war gleich ein dreifacher Affront gegen die eigene Leserschaft. Zwar war eine Spoiler-Warnung vorhanden, jedoch erfolgte diese erst nach einer zu detaillierten Einleitung. Ausserdem war das begleitende Bild ebenfalls akut Spoiler-gefährlich. Und wie bereits genannt, war der Zeitpunkt der Veröffentlichung vor der deutschen Erstausstrahlung in seinem Timing unübertroffen. Es wäre das mindeste gewesen, wenn die Zeitung zumindest die Pay-TV Premiere am Dienstag Abend abgewartet hätte – Tagesaktualität hin oder her. Die Free-TV- Zuschauer müssen ohnehin noch bis 2014 warten, bis das Finale über die Leinwand flimmert. Zumindest hat die FAZ in der Onlineversion ihres Artikels eine klitzekleine Vorwarnung eingefügt. Aller Anfang ist schwer, aber immerhin.

Die FAZ war zwar das Schwärzeste, aber lange nicht das einzige Schaf, das in dieser Woche anderen von weit hinten aus der Kehle in die Suppe spuckte. Am Mittwoch schob die Welt einen Nachruf auf Walter White nach und lässt bereits in der Überschrift den gesunden Menschenverstand vermissen. Auch die Süddeutsche gab sich die Blöße, aber fügte zumindest nachträglich noch eine Spoilerwarnung hinzu. Aber nicht bloß große Tageszeitungen machten es dem Leser das Serienleben schwer, sondern auch kleinere Portale und Channels auf sozialen Netzwerken. Auf diversen offiziellen Facebookseiten wurde unachtsam mit Aussagen um sich geschmissen, die nicht nur unmissverständlich vorwegnahmen, was mit den beiden Protagonisten der Serie geschah.

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