Die Apokalypse, das Ende der Welt, ist ein beliebtes Thema des Kinofilms. Insbesondere aus den USA kommen zahlreiche Leinwandversionen dieses Ereignisses. Das liegt unter anderem daran, dass eine beträchtliche Anzahl von evangelikalen US-Amerikanern daran glaubt, dass die Apokalypse und die damit verbundene Wiederkehr Jesu Christi nicht mehr fern sind. So können wir uns zum Beispiel im Internet den Rapture Index ansehen, der uns sagt, wie es momentan um die Wahrscheinlichkeit des nahenden Weltuntergangs bestellt ist.
In Deutschland hat uns das Thema Apokalypse bislang weniger umgetrieben. Das hat sich auch daran gezeigt, dass apokalyptische Filme aus deutschen Landen eher rar waren. Doch Hell von Tim Fehlbaum hat dies jetzt geändert. In dem Werk des Nachwuchsregisseurs geht die Welt auf Grund extremer Sonnenstrahlung zu Grunde und es wächst – im wahrsten Sinne des Wortes – kein Gras mehr. Eine junge Frau macht sich mit ihrer Schwester und ihrem Freund auf eine Reise durch das wüstengleiche Deutschland auf der Suche nach einem Ort, an dem es noch Wasser gibt.
Da sich in den (post)apokalyptischen Fantasien der Amis sehr oft religiöse Subtexte offenbaren, haben wir einmal geschaut, wie es denn in Hell um die Religion bestellt ist. Und siehe da: Sieben religiöse Motive haben wir gefunden. Ob Tim Fehlbaum die wohl extra da versteckt hat, damit wir sie im Zuge eines Interpretationswahns aufspüren? Wohl kaum. Trotzdem hoffen wir, damit auch euch eine neue Perspektive auf diese und andere filmische Apokalypsen zu eröffnen.
1. Marie – Gottmutter und Thrillerheldin
Die von Hannah Herzsprung gespielte Hauptfigur in Hell heißt Marie. Da liegt es natürlich nahe, sie mit der Mutter Jesu zu identifizieren. Diese Parallele wird dadurch verstärkt, dass Maries Fruchtbarkeit, ihre Fähigkeit Kinder zu gebären, wiederholt eine Rolle spielt. Während des Films fragt sich der Zuschauer mehrfach, was er mit diesen Informationen anfangen soll, doch im Kontext eines religiösen Subtexts gelesen, ergeben diese Szenen dann wieder einen Sinn, indem sie Marie als potentielle Mutter des neuen Lebens auf der Erde offenbaren.
2. Elisabeth, die Kinderlose
In der Bibel gibt es eine Frau namens Elisabeth, die trotz der Ehe mit Zacharias kinderlos geblieben ist. Die beiden wünschen sich sehnlichst einen Nachkommen, doch Elisabeth ist inzwischen eigentlich zu alt, um noch Kinder zu gebären. Da erscheint ihr der Engel Gabriel und verkündet ihr eine Schwangerschaft, die natürlich auch eintritt. In Hell gibt es ebenfalls eine Figur mit dem Namen Elisabeth. Auch diese ist nicht mehr im gebärfähigen Alter und dennoch stark an Nachwuchs interessiert.
3. Der Prophet Micha
Im Buch Micha im alten Testament findet sich im 7. Kapitel, Vers 2-6 folgende Schilderung einer schlechten Welt: „Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut; ein jeglicher jagt den andern, dass er ihn verderbe, und meinen, sie tun wohl daran, wenn sie Böses tun. (…) Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund; (…).“ Dies beschreibt die Atmosphäre der postapokalyptischen Welt in Hell ziemlich treffend. Hier eine Verbindung zu der Filmfigur Micha, dem Sohn von Elisabeth, zu ziehen, ist vielleicht überinterpretiert, doch die Parallele fällt sehr stark ins Auge.
4. Fromme Bauern
Religion spielt neben den indirekten Anspielungen, die durch die Namen der Figuren gegeben sind, auch ganz explizit eine Rolle, wird dann aber eher in einer pervertierten Form dargestellt. So ist die Hofgemeinschaft der Bäuerin Elisabeth sehr frommer Natur. Die Leute sind gläubig, sie beten gemeinsam vor dem Essen. Allerdings ist gerade dieses Essen die Pervertierung der Religiosität.
5. Kirche – Gottes Haus
Eine weitere explizite Erwähnung findet die christliche Religion durch den Schauplatz einer kleinen Kirche, in der die Protagonistin Schutz sucht. Nicht nur sie findet dort kurzzeitige Errettung, auch für Elisabeth ist eben diese Kirche ein Ort, an dem ihre Gebete erhört werden. Wie durch den Twist des Films jedoch deutlich wird, macht Tim Fehlbaum hier keine Werbung für die Institution Kirche.
6. Noahs Vögel
In der Geschichte der Arche Noah, lässt der Erbauer der Arche Raben ausfliegen, die auskundschaften sollen, ob es wieder Land und Vegetation auf der Erde gibt (1. Mose 8: 6-12). Auch in Hell funktionieren die Vögel als Indikator dafür, dass wieder Leben möglich ist. Das glauben zumindest Marie und ihre Begleiter und treten die gefährliche Reise in die Berge an. Ob sie dort auch wirklich Wasser finden, werden wir euch aber natürlich nicht verraten.
7. Die Sonne als apokalyptischer Akteur
Die wohl deutlichste Parallele zwischen Hell und der Bibel ist das Bild der Sonne als Zerstörer des Lebens. In der Offenbarung des Johannes, eines der großen apokalyptischen Bücher der Bibel, ist es in Kapitel 16, Vers 8-9 ebenfalls die Sonne, die die Menschen verbrennt: „Da wurde der Sonne erlaubt, die Menschen mit glühenden Feuerstrahlen zu quälen. Und die Menschen wurden von glühender Hitze versengt.“ Die Tagline von Hell lautet: „Die Sonne wird euch verbrennen“ und stellt somit einen klaren Bezug zur biblischen Apokalypse her.