Zwischen den beiden James-Bond-Abenteuern FEUERBALL (1965) und MAN LEBT NUR ZWEIMAL (1967) mit der unvergessenen Karin DOR (1938-2017), also auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere als Schauspieler, drehte der bereits verstorbene OSCAR-Preisträger Sean CONNERY (1930-2020) diese wahnwitzige Komödie für den Hollywood-Major WARNER BROTHERS. Regie bei diesem tolldreisten Spaß, der im Original A FINE MADNESS heißt, führte Irvin KERSHNER, der noch Filme wie DER TOLLE MR. FLIM-FLAM (1967), DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) und SAG NIEMALS NIE (1983) wieder mit Sean CONNERY drehen sollte. Das Drehbuch schrieb Elliott BAKER, der auch den gleichnamigen Roman (1964) verfasst hatte. Für die Produktion war Jerome HELLMAN verantwortlich, der im Frühjahr 1970 für ASPHALT-COWBOY (1969) einen OSCAR bekommen sollte. Der Mann hatte wohl ein Faible für sehr ungewöhnliche, aber erfolgversprechende Filmstoffe.
Simson Shillitoe (Sean CONNERY) ist Verfasser von Gedichten und damit eigentlich auch sehr erfolgreich. Nun ist es aber so, dass sich Gedichte nirgendwo auf der Welt gut verkaufen, so dass der durchtrainierte Simson immer knapp bei Kasse ist und auch einen Nebenjob als Gebäudereiniger zum Lebensunterhalt braucht. Trotz dieser Widrigkeiten könnte er sehr zufrieden sein. Dem gutaussehenden Burschen liegen die Frauen von Manhattan gleich reihenweise zu Füßen. Seine patente Ehefrau Rhoda (Joanne WOODWARD, im wahren Leben lange mit Paul NEWMAN verheiratet) erträgt alle seine Eskapaden mit großer Gelassenheit, auch wenn sie hin und wieder von ihrem sexy Göttergatten eine gescheuert kriegt, wenn der Grobian sich mal wieder nicht im Griff hat. Nun gerät der heillos überforderte Simson durch eine sich verschärfende Schreibblockade und die Alimentenforderungen seiner geschiedenen ersten Ehefrau so unter Druck, dass er immer mehr ausrastet, mit seinen erheblichen Körperkräften unbeteiligte Leute verprügelt und nach eigenen Angaben unter schweren Depressionen leidet.
Selbst ein spontanes Schäferstündchen mit einer hingebungsvollen und sexuell ausgehungerten Sekretärin (Sue Ann LANGDON) auf der Arbeit, bei dem das ganze Büro in Seifenschaum ertränkt wird, ist für den attraktiven Charmebolzen völlig selbstverständlich und verschafft dem hormongeplagten Schwerenöter keine spürbare Erleichterung. Als sich die Dinge immer mehr zuspitzen, sucht die dann doch zusehends verzweifelte Rhoda Hilfe bei einem berühmten Psychiater (Patrick O NEAL, ein Jahr später als treuloser Ehemann von Doris DAY in ALS DAS LICHT AUSGING (1967) zu sehen) namens Dr. Oliver West, der Simson gegen dessen Willen in eine Spezialklinik einweisen lässt. Auch die Kollegen (Colleen DEWHURST, Clive REVILL, Werner PETERS) des Psychiaters sind sehr interessiert an diesem ungewöhnlichen Fall und diskutieren sogar über die Möglichkeit einer folgenschweren Operation, die Simsons überbordende Wutausbrüche ein für allemal beenden könnte. Doch da kommt Lydia West (Jean SEBERG), die vernachlässigte und frustrierte Gattin des erfolgreichen Psychiaters, zufällig in die Klinik geschneit...
Was für ein ungewöhnlicher Film! Mit dieser Rolle wollte Sean CONNERY sein Image als Superheld und Sexbomber James Bond wohl gehörig auf den Kopf stellen. Da muss Studioboss Jack WARNER aber ganz schön ins Schwitzen gekommen sein: Zu viel Provokation ist nicht unbedingt hilfreich an den Kinokassen.
Dieser wohl als Satire gemeinte Film schießt sicherlich an einigen Stellen übers Ziel hinaus, ist aber einfach so ungewöhnlich, dass man ihn unbedingt mal gesehen haben sollte. Er ist allerdings in Sachen Geschlechterdiskurs politisch völlig inkorrekt. Im Wahn wendet die männliche Hauptfigur auch Gewalt gegenüber Frauen an, und über das gockelhafte Macho-Getue brauchen wir erst gar nicht zu reden. Der Film verteilt aber Spitzen gegen alles und jeden, wagt für eine Hollywood-Studioproduktion erstaunlich viel. So etwas war wohl nur in dieser Übergangsphase zwischen 1965 und 1975 möglich. New Hollywood lässt schon mal grüßen!
Uneingeschränkt großartig ist die phantastische Besetzung mit den Hollywood-Legenden Joanne WOODWARD und Jean SEBERG, wobei schon zu fragen ist, wie erstere diese unvorteilhafte Rolle überhaupt annehmen konnte. Aber auch Joanne WOODWARD war wohl eine lustvolle Provokateurin und kannte sich sicher bestens im Umgang mit einem sensiblen und weltweit begehrten Ehemann aus.
Die Besetzung des herausragenden deutschen Schauspielers Werner PETERS (DER UNTERTAN (1951) und ein bekanntes Gesicht aus den Doktor-Mabuse-Filmen) in diesem Film ist eine wunderschöne Überraschung, auch wenn seine Rolle als zudringlicher Psychiater wie gewohnt ganz und gar nicht schmeichelhaft ist. Aber in diesem Film machen sich ja alle zum Affen.
Auch wenn einige Szenen aus heutiger Sicht als unannehmbar erscheinen, sollte man diesen Film, der selten zu sehen ist, unbedingt eine Chance geben. So durchgeknallt hat man Sean CONNERY nie wieder sehen können!