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Schulzeit ist Kampfzeit

29.08.2015 - 09:00 Uhr
Crows Zero
Tristone Entertainment
Crows Zero
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Aktion Lieblingsfilm 2015

Es gibt doch so viele schöne Filme, über die man schreiben kann. Und so viele, die ich als persönlichen Lieblingsfilm betiteln könnte. Memento zum Beispiel. Terminator oder Heat. Giganten der Filmwelt, die sich ihren Platz in der Ruhmeshalle zahlloser Fans verdient haben. Und ich bilde da keine Ausnahme. Sind schließlich alles technisch und erzählerisch überragende Filme.

Vom Film, den ich in diesem Beitrag als meinen Favoriten krönen möchte, unterscheidet sie das jedoch. Manchmal geht es mir bei Filmen nämlich nicht um objektive Perfektion, sondern darum, dass er mich auf seine eigene Art persönlich anspricht. Dann geht es mir um das, was weit hinter der Mauer aus festgeschriebenen Bewertungskriterien steckt. Dann geht es um die Seele. Und in Takashi Miikes Crows Zero steckt eine Art roher und ehrlicher Emotion, die ich seit der Erscheinung im Jahr 2007 höchstens noch in der ebenfalls großartigen Fortsetzung erlebt habe.

Willkommen an der Suzuran High School.

Sobald du in dieses Reich aus geballten Fäusten, eisernen Bruderschaften und lässig hingeschmierten Graffiti trittst, wird dir schnell klar: dieser Trip wird etwas besonderes. Zu den leidenschaftlichen Klängen der japanischen Rock-Formation The Street Beats rauscht die beste Opening-Sequenz aller Zeiten über den Bildschirm und wir befinden uns kurz darauf inmitten eines Kampfes um den Platz an der Spitze der Nahrungskette. Die Suzuran-Hochschule dient als Bühne einer Generation von verkommen Jugendlichen. Die vollgeschriebenen Gemäuer dieser Einrichtung geben eine eindrucksvolle Kulisse ab und der schroffe Grundton befremdet anfangs genau so sehr wie die skurrilen Erscheinungen der Schüler. An der Schule gilt nur das Gesetz des Stärkeren und das einzig Wichtige in diesem kleinen Kosmos ist der gewaltsame Weg nach oben. Rivalisierende Gruppierungen kämpfen um die Vorherrschaft, schließen Bündnisse und repräsentieren eine eigene Kultur der Ehre und des Faustrechts. Schon zu diesem Zeiptunkt schafft es Crows Zero, eine verschrobene und einzigartige Atmosphäre zu erzeugen, die man in anderen Filmen nicht findet.

Aus der Masse an großmäuligen Emporkömmlingen heraus sticht unser Protagonist: Genji, Sohn des Yakuza-Bosses Hideo Takiya, mit der Aufgabe, sich an die Spitze der Suzuran durchzuschlagen. Dargestellt von Charisma-Bolzen Shun Oguri legt der junge Krieger eine ungeheuer dominante Aura an den Tag, die er als Anführer seiner Leute auch dringend braucht – denn der Endgegner in diesem Brawler-Videospiel ist der übermächtige König der Suzuran, Tamao Serizawa. Um dessen Heer an loyalen Trupps besiegen zu können, braucht Genji starke Gefolgsleute. Und so zieht er los, um mit Siegeswillen und Herz die Treue möglichst vieler Mitstreiter zu gewinnen. Dabei trifft er nicht nur auf mächtige Gegner, sondern auch auf alte Bekannte, skurrile Gestalten und regelrechte Monster.

Crows Zero ist der männlichste Film aller Zeiten. Freundschaft und Loyalität, Selbstbestimmung und Lebenswille, Durchsetzungsvermögen und Unterordnung – all das sind Themen, denen sich jeder von uns stellen muss und dieser auf den ersten Blick naiv wirkende Schlägerstreifen greift all das auf und trieft dabei vor Coolness und Style. Es wird nicht nur gerauft. Zwischen den von Miike wuchtig in Szene gesetzten Prügelein ist das Geschehen geprägt von einer Vielfalt an emotionalen Szenen. Mal lässig, mal mitreissend, mal drastisch, mal romantisch und auch mal humorvoll. All diese Gefühlslagen werden mit unerschütterlichem Stilbewusstsein zusammengebunden und zelebrieren zwischen den Zeilen ein ungemein wichtiges Gefühl: den rebellischen Kampfgeist der eigenen Jugend.

Mir ist schon klar, dass der Film in den Augen argwöhnischer Kritiker niemals einen solchen Stand erreicht, wie er es bei mir getan hat. Doch es könnte mir nichts egaler sein, denn dieser Film traf mich schon nach der ersten Sichtung direkt ins seelische Empfinden und sicherte sich den Platz in der Liste meiner ganz persönlichen Lieblingsfilme. In einer Zeit, in der ich als planloser Jugendlicher noch keine Ahnung von meiner Zukunft hatte, gab mir dieser Film eine Weisung mit: Fäuste hoch und gerade stehen! Es ist eine Pflicht des Lebens, den Kampf für die eigenen Ideale aufzunehmen und sich würdevoll zu behaupten. Diese Wertevorstellung wird von keinem anderen Streifen besser transportiert. Und weil ich diese Ansicht teile, ist der Film ein Teil meiner Grundeinstellung und damit auch ein Teil von mir selbst.

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Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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