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Romeo Must Die - Eine ungewöhnliche Begegnung

29.08.2015 - 09:00 Uhr
Romeo Must Die
Warner Bros
Romeo Must Die
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Aktion Lieblingsfilm 2015

Am 25. August 2001 startete ein Flugzeug des Typs Cessna 402B von den Bahamas, sollte eine Gruppe von Menschen sicher in das sonnige Miami zurückbringen. Das Flugzeug hob ab und stieg in die karibischen Lüfte hinauf, allerdings nicht so lange, wie man es gehofft hatte, denn der zweimotorige, kleine Privatflieger war mit der Kameraausrüstung und den Passagieren an Bord ziemlich überladen und so begann die Maschine kurz nach dem Start abzustürzen und auseinander zu brechen, in Flammen aufzugehen und das menschliche Leben an Bord auszulöschen. 9 Menschen waren an Bord der Maschine und mit ihnen 9 aussichtsreiche Zukünfte. Eine davon hatte wohl schon geahnt, dass womöglich irgendetwas Schlimmes passieren wird, wie sie zumindest 1 Monat zuvor in einem Traum beschreibt: “Jemand folgt mir und ich weiß nicht wieso. Ich habe Angst. Und dann hebe ich ab. Ganz weit weg. Als würde ich in der Luft schwimmen. Niemand kann mich erreichen. Niemand kann mich berühren.“ Wer jetzt denkt, dass ich gerade die fesselnde Geschichte eines Dramas umreiße, welches fiktiv ist, der irrt sich leider.

Dieser 25. August hat nämlich genau so statt gefunden und ist ein schwarzer Tag für viele Musik- und Filmfans, für Angehörige und Freunde sowieso. Denn an diesem Tag starb die 22-jährige Aaliyah Dana Haughton, als sie mit ihrem Team von den Dreharbeiten zu ihrem Musikvideo „Rock the Boat“ zurückfliegen wollte. Leider kam sie nie an und mit ihr ging ein Musik- und Schauspieltalent von uns, ein charismatischer, herzensguter Mensch, der uns wohl alle mit seiner Spielfreude und seinem Gesangstalent weiterhin begeistert hätte. Doch geschafft hatte sie bis hier hin „nur“ 2 Filme und 3 Musikalben, was für eine 22-jährige natürlich trotzdem gigantisch ist, doch jeder Fan hätte sich sicher gerne weiterhin Neues von ihr gewünscht. Trauriger Weise ist das nicht mehr möglich.

Einer der Filme, die sie geschafft hatte, ist Romeo Must Die und auch wenn ich mit dieser Einleitung alle anderen Beteiligten erst mal hinten anstelle, so war genau sie der Grund warum ich diesen Film überhaupt gesehen habe. Dabei ist Romeo Must Die ein Film, der meine Sehgewohnheiten komplett auf den Kopf stellt, denn ein Actionblockbuster mit Jet Li steht bei mir eher selten auf der Speisekarte. Doch hier kam ich natürlich nicht dran vorbei und irgendwie schien das bei meiner Erstsichtung vor Jahren mein Filmherz auch nicht weiter zu stören, aber beginnen wir von vorn:

Party, Alkohol, automatische Maschinengewehre und der Streit zwischen Asiaten und schwarzen Amerikanern, die um das örtliche Hafengebiet kämpfen, stehen hier auf der Tagesordnung. Das ist im Grunde die Story und das wars auch fast schon. Garniert wird das Ganze mit asiatischen Kampfszenen mit verstecktem Seil in Jet-Li-Manier und dem Rumgeballer schwarzer Gangster. Zwei Clanbosse, die sich gegenüber stehen, fast schon wie in Lucky Number Slevin, nur das es sich hier nicht um einen Rabbi und einen Schwarzen handelt. Der Sohn des einen schon aufgeknüpft an der nächsten Straßenlaterne mit einer Kugel im Kopf. Fehlt nur noch der Sohn des anderen. Brenzliger aber auch schon oft dagewesener Stoff für einen Film. Doch der Fokus liegt auf dem, was die beiden Parteien am verletzbarsten macht: deren Familie und Kinder. Dabei entwickelt sich zwischen zweien der Kinder unserer verfeindeten "Clanbosse" eine Freundschaft. Die zwischen dem Rache-suchenden Han Sing (Jet Li) und der lebensfrohen Trish O’Day (Aaliyah) und genau das macht diesen Actionfilm auch zu einer zugegeben einfältigen Geschichte von Freundschaft und Liebe, die so schon gefühlt tausende Male gedreht wurde, die mich aber dennoch irgendwie nicht loslässt.

Jet Li und Aaliyah harmonieren

Also warum suche ich mir ausgerechnet diesen Film heraus? Wie ihr sicherlich schon vermutet, wertet eine Person Romeo Must Die für mich besonders auf und das ist Aaliyah, die jüngste Sängerin, die jemals auf einer Oscarverleihung gesungen hat (und zwar den Soundtrack zu Anastasia bei der Oscarverleihung 1998), wie einige vielleicht nicht wissen werden. Jede Szene mit ihr zeigt ihre Authentizität, ihre Wärme und ihre Spielfreude. Das kann niemand spielen der ein Arschloch ist und auch wenn das ihre erste Rolle überhaupt war, mit ihrer Schönheit und ihrer Aura reißt sie auf sympathische Weise diesen Film an sich. Dabei harmoniert sie mit Jet Li und auch in einer kurzen Szene mit ihrem Bruder wunderbar. Es macht Spaß ihre Figur kennenzulernen, es macht Spaß ihre Mimik zu deuten, es macht einfach Spaß ihr beim Schauspielen zuzusehen. Wie sich langsam das Potenzial in ihr entfaltet und wie sie mit zunehmender Laufzeit immer stärker wird. Und auch wenn einige mich für verrückt erklären mögen bei dem was ich jetzt sagen werde: sie wäre für etwas Größeres bestimmt gewesen, das sieht man auf den ersten Blick. Sie, die stetige Arbeiterin, die permanent versucht hat sich künstlerisch zu verbessern. Sie, die mit gerade mal 21 Jahren ihre erste große Rolle spielte und gleichzeitig als Executive Producer des Soundtracks am Film mitwirkte. Und auch wenn dieser Streifen aus heutiger Sicht ein technisch zum Teil schwach gemachter Blockbuster ist, so hat sie mich trotzdem damit begeistert und ich werde Romeo Must Die wohl noch des Öfteren ansehen, nicht nur weil der grandiose Soundtrack von ihr und ihrem Kumpel DMX stammt. Romeo Must Die, ein für meinen Geschmack normalerweise eher schmächtiger Film, wurde dadurch für mich zum mordernen Märchen und schließlich auch zu einem meiner Lieblingsfilme, bei dem ich im Schwelgen liege und den ich mir immer und immer wieder ansehe und Schuld daran ist diese eine Frau. Diese eine Frau, die als zuvor nie dagewesene R'n'B-Stilikone, als Vorbild für viele Frauen und als lebensfroher, herzlicher Mensch ihren Weg nach ganz oben ging, doch leider nie dort ankam.

Aaliyah als Trish O'Day

Zugegebenermaßen ist das eine Sicht auf diesen Film, die vielleicht etwas speziell ist und die nur wenige nachvollziehen können, doch nicht umsonst fühlten sich nahezu alle Menschen, die Aaliyah begegnet sind oder mit ihr zusammenarbeiteten, von diesem Umstand geehrt. Und auch ich fühle mich geehrt ihr bei all dem zusehen zu dürfen und Romeo Must Die dafür abzufeiern, auch wenn der 25. August 2001 mir und allen anderen „Fans“ für alles Weitere einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. In ihrer Musik und ihren Filmen wird sie wohl immer weiterleben und die Menschen erreichen, die sich von ihr noch immer begeistern lassen und das obwohl sie schon lange nicht mehr unter uns weilt. Vielleicht kennen sie viele von euch nicht und vielleicht ist meine Sicht auch etwas verblendet, aber vielleicht schaffe ich es auch mit diesem Text, dass sich der ein oder andere von euch ein wenig mit ihr beschäftigt und das entdeckt, was ich damals entdeckte, als ich sie zum ersten mal hörte und später dann auch sah. Ich kann es mir nur wünschen.

Jetzt jedenfalls sitzt sie hoffentlich irgendwo in den Wolken und trinkt einen Kaffee mit James Dean, Heath Ledger, 2Pac, Bob Marley und all den anderen.

Aaliyah, we miss you.

Sie war eine wundervolle und talentierte Künstlerin, die von jedem vermisst werden wird, deren Leben sie berührt hat. Jet Li

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Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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