Recep Beeildich! war im Jahr 2008 der erfolgreichste Filmheld in der Türkei. Schon jetzt gibt es den Nachfolger Recep Ivedik 2. Und der schlägt auch hier die Besucherekorde. Der letzte vergleichbare türkische Erfolg in Deutschland war 2006 das hochumstrittene Gewalt-Epos Tal der Wölfe – Irak mit 410 000 Zuschauern. Doch diesen Rekord hat der schwabbelige, behaarte Antiheld aus Istanbul bereits in zweieinhalb Wochen Laufzeit gebrochen.
Wobei diese 413 000 Zuschauer zu 99,9 % Türken sind, wie der Verleiher Kinostar meint. Dennoch läuft der Film hierzulande mit deutschen Untertiteln. Aber nicht nur für das Zehntelprozent Deutsche, die den Film sehen wollen, sondern auch für die Türken, die die Istanbuler Redegeschwindigkeit nicht mehr gewöhnt sind oder es noch nie waren.
Das Erfolgskonzept des Films ist ein einfaches. Recep Ivedik ist ein ungehobelter und unkultuvierter Faulpelz, der von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt. Sein Waschbärbauch ist genauso Markenzeichen wie die Haare, die der Mensch wirklich am ganzen Körper in Massen trägt, sowie sein stets oranges Hemd. Recep Ivedik klopft einen Spruch nach dem anderen, flucht und ist ein Flegel, wie er im Buche steht. Das scheint zu gefallen.
Jedoch ist es nicht nur diese Lachnummer von einem vertöpelten Landei, das den Erfolg erklärt, und sicher auch nicht die als minimal zu bezeichnende Geschichte. Vielmehr bietet der Film insofern Identifikationsfläche, als er mit gesellschaftlichen Gegensätzen spielt, mit Klassenunterschieden in der Türkei von heute. Wie es ganz wunderbar in der Süddeutschen Zeitung heißt: “Das türkische Trampeltier Ivedik trifft auf eine Welt, in der Wesen seinesgleichen nur scheitern können. Dieser Bär mit einem Bart weiß nicht, dass man im Latte-Macchiato-Tempel Starbucks keinen Bergtee bestellen kann, im Sushi-Laden schmiert er sich fingerdick höllenscharfes Wasabi aufs Brot, in einem Istanbuler Yoga-Club, wo sich bleistiftdünne Damen entspannen, passt er auf keine Plastikmatte, und auf den Black-Dress-Partys völlig verwestlichter Werbefritzen erscheint das anatolische Landei im Drachenanzug.”
Auch wenn Recep Ivedik wenig deutsche Zuschauer findet, türkischer Film ist hierzulande von Interesse, davon zeugen Veranstaltungen wie die türkischen Filmtage in München, die am 21. März beginnen. Nur werden da wahrscheinlich andere Filme laufen als Recep Ivedik 2.