Peter Jackson - Vom Splatter-Regisseur zum Hobbit

31.10.2011 - 08:50 Uhr
Peter Jackson bei Dreharbeiten zu Herr der Ringe
Warner Bros. Pictures
Peter Jackson bei Dreharbeiten zu Herr der Ringe
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Heute feiert Regisseur Peter Jackson seinen 50. Geburtstag. Er hat sich vom kleinen, belächelten Splatter-Regisseur aus Neuseeland zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Filmemacher aller Zeiten entwickelt. Wir gratulieren.

Ich hörte erstmals von Peter Jackson, als in einem kleinen Kino um die Ecke Brain Dead lief und ein Freund mich vor die Leinwand schleppte in einen Film, von dem ich nichts vorher wusste. Aber dann sah ich etwas, was ich nie vergessen werde und das mir heute noch ein Schmunzeln aufs Gesicht zaubert. Rot war die Leinwand, rot wie Blut und wie es so ist mit dem Blut: Es zieht die Zensur nach sich und so hatte ich das Glück, diesen Film des damals für mich namenlosen Regisseurs aus Neuseeland überhaupt im Kino gesehen zu haben. Seine Splatter-Groteske um einen Rattenaffen, durch den eine halbe Stadt im Rot ertrinkt, provozierte. Nicht nur, weil er soviel Blut in die Geschichte einbaute, sondern auch, weil er seinen Film als konsequente Komödie inszenierte. So stockt der Atem ob den Körperflüssigkeiten, die durchs Bild spritzen, aber die Lacher machen sich beim geneigten Zuschauer breit, weil es keine bessere und zugleich bizarr-komische Liebeserklärung an das Genre, an die Eingeweide, an das Blut gibt.

Danach hatte ich Peter Jackson auf dem Schirm. Ich holte Meet the Feebles und Bad Taste nach, aber erst bei Heavenly Creatures – Himmlische Kreaturen lief er meines Erachtens zur wahren Kunstform auf. Es ist die Geschichte einer Freundschaft in den 50er Jahren. Zwei Mädchen (Kate Winslet und Melanie Lynskey) fliehen in ein imaginäres Paradies, doch ihre Traumwelt hilft ihnen nicht, mit ihren Problemen in der Familie und Schule fertig zu werden. Inszeniert als poetischer Thriller findet Peter Jackson Bilder, die atemberaubend und formvollendet vom Einzug des Bösen erzählen, die davon berichten, wie eine erträumte Idylle zerstört wird. Er erzählt seine authentische Geschichte präzise und formal brillant. Damals war Peter Jackson knapp 33 Jahre alt. Schon hier war er – nach seiner Frühphase als Splatter-Liebhaber – ein ernstzunehmender Filmemache­r.

Dann gab es vier Jahre keinen Film von Peter Jackson, aber die Filmwelt schaute auf Neuseeland. Es braute sich nämlich was zusammen im Land der grünen Hügel. Hobbit-Unterkünfte wurden gebaut, Ork-Schwerter geschmiedet und ganz nebenbei eine Filmindustrie aus dem Boden gestampft. Es wundert heute immer noch so manchen Branchenkenner, wie der kleine, belächelte Splatter-Regisseur aus Neuseeland dem großen Warner Bros. Studio die Millionen für die Verfilmung von Der Herr der Ringe abringen konnte, zudem angedacht in drei Teilen. Ich stelle mir eine Präsentation seinerseits vor, bei durch seine leuchtenden Augen und seine Leidenschaft für den Stoff, für den Film, die Fans, für das ganze Projekt den Studiobossen der Atem stockte. 2003 – nach dem Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs und knapp 15 Jahre nach seinem ersten Film Bad Taste – war Peter Jackson einer der erfolgreichsten und bekanntesten Filmemacher aller Zeiten, auf dem Gipfel ganz oben angekommen, mit drei Oscars in der Schrankwand.

Klar, dass – wenn die Spitze erklommen worden ist – nicht alles glücken kann. King Kong, von einigen verschrien und belächelt, zeigt Peter Jacksons Liebe zur Vorlage und will deren Charme unbedingt ins Bild pressen. Bei In meinem Himmel tobt sich der Regisseur wieder in surrealistischen Bilderwelten aus, was nur bedingt gelingt, ehe er sich wieder an einen Stoff wagt, dessen Verfilmung Millionen Fans auf der ganzen Welt mit Argusaugen überwachen werden. Der Hobbit: Eine unerwartete Reise wird – da brauche ich kein Prophet sein – das Kinoereignis 2012.

Aber heute sollte der arbeitswütige Peter Jackson ruhen und sich von allen seinen Fans gratulieren lassen. Ein halbes Jahrhundert ist er alt und wir werden hoffentlich noch einige große Filme von ihm sehen.

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