Im Leben der Stars und Sternchen gibt es die gleichen Probleme wie sie auch Manfred Mustermann hat. Egal ob Beziehungstress, Verschuldung oder Krankheiten – die Boulevardpresse ist voll von oberflächlichen Auseinandersetzungen, was die Probleme im Privatleben der großen Idole angeht. Das Drama Berlin Calling von Regisseur Hannes Stöhr, der mit seinem Debüt Berlin is in Germany bereits beeindrucken konnte, dringt einen Schritt tiefer in die Materie. Er zeigt ein authentisch gestaltetes Portrait des Berliner DJs Ickarus (Paul Kalkbrenner), der am Höhepunkt seiner Karriere angelangt ist, bis er schließlich aufgrund eines exzessiven Drogenrausches in einer Nervenklinik in der Hauptstadt eingeliefert wird.
Dabei gibt sich Hannes Stöhr nicht mit der trivialen Zurschaustellung des Karrieretiefs eines Prominenten zufrieden, wie es in den meisten Boulevardblättern der Fall ist, sondern interessiert sich auch für die Schritte danach. Selbst wenn sich der Lebensstil von Ickarus unter dem Motto live fast, die young gut zusammenfassen ließ, zwingt Hannes Stöhr, der auch das Drehbuch schrieb, seinen Protagonisten, weiterzukämpfen. Das Ergebnis ist eine ausführliche Charakterstudie, die Milieuaspekte und konventionelle Dramaturgie im authentischen Berliner Club-Szene-Gewand vereint.
Der Soundtrack von Paul Kalkbrenner, der auch abseits der Kinoleinwand als DJ agiert, treibt Hannes Stöhrs vierte Regiearbeit mit treibender Kraft an und ist gleichzeitig auch noch das Highlight des Films. Soundtechnisch gibt es in Berlin Calling folglich nichts zu bemängeln. Auch das Experiment Kalkbrenner als Schauspieler funktioniert über weite Strecken. Obwohl einige Musikschaffende den Ausflug ins Schauspielfach wohl besser nie unternommen hätten, ist dem Techno-Musiker einer der besseren, wenn auch längst nicht perfekten, Filmauftritte geglückt. Einen Blick zu riskieren, kann im Fall von Berlin Calling aber eigentlich nicht schaden.
Was: Berlin Calling (2008)
Wann: 21:55 Uhr
Wo: EinsFestival
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