Neues aus Büttenwarder - Urlaub auf dem Bauernhof

Wie wäre es mit Urlaub auf dem Land? Dann möchte ich euch heute einen kleinen Aufenthalt im schönsten Bauerndorf des deutschen Fernsehens empfehlen. Auf geht’s nach Büttenwarder (Neues aus Büttenwarder), in eine Welt, die manch junger Stadtmensch von heute nur noch aus dem Fernsehen kennt, in der Kühe nicht lila sind, Fleisch nicht in Tiefkühltruhen gezüchtet wird und der geneigte Landwirt von heute seinen Hof nicht nur deshalb hat, um möglichen Lebenspartnerinnen oder Lebenspartnern eine Unterkunft für den Auftritt in Kuppelshows des deutschen Privatfernsehens zu bieten.

Nein, der geneigte Bauer aus Büttenwarder hat seinen Hof vor allem dafür, den entsprechenden Nennwert zu schaffen. Zumindest wenn es nach Kurt Brakelmann, dem Mann, dem Visionär, in dem es immer am Arbeiten ist, und Adsche Tönnsen, seinem treuen Freund, dargestellt durch das kongeniale norddeutsche Kultduo Jan Fedder und Peter Heinrich Brix, geht. Nicht unbedingt durch die klassische Landwirtschaft, sondern durch Ausgrabungen von Weltkriegsschätzen, den Verkauf historischer Fundstücke Goethes oder die touristischen Besonderheiten ihrer Heimat. Und damit herzlich Willkommen in Büttenwarder, dem kleinen norddeutschen Dorf, in dem unsere beiden Hauptpersonen, aber auch allerhand weitere eigentümliche Persönlichkeiten beheimatet sind.

Zur Übernachtung bietet sich vor allem der Dorfkrug an: Betrieben von Vorzeigehypochonder Shorty und Zentrum des Dorfes, trifft man alle bedeutenden Dorfbewohner im Grunde täglich hier an. Und wenn Adsche und Brakelmann, Kuno und der Bürgermeister Schönbiehl mal nicht persönlich da sind, dann sind diese doch zumindest in Form der Massen an Deckeln voller angeschriebener ‘Lütt un Lütt’ allgegenwärtig.

Wer hingegen etwas mehr Ambiente sucht, dem sei Brakelmanns Gästezimmer empfohlen. Hängematte und Hawaii-Tapete in direkter Stallnähe sind einfach eine Kombination, die jeder Besucher zu schätzen weiß. Vielleicht schafft Brakelmann damit auch den nötigen Nennwert, um seine Deckel zu bezahlen, auch wenn er die Einnahmen grundsätzlich fifty-fifty mit Adsche teilen muss. Aber das ist wohl sowieso zu optimistisch gedacht, denn bei all seinen Ideen kommt leider selten etwas Zählbares heraus.

Und auch ernsthafte bäuerliche Tätigkeiten sucht man meist vergebens, wenn nicht gerade mal Brakelmanns Tierpension Vollverpflegung für Bären anbietet, die Pferdezucht mit romantischer Musik in freier Natur vorangetrieben wird oder mit Schafen das Liebesspiel im Zelt simuliert wird. Ohnehin, Erotik und Romantik wird in Büttenwarder groß geschrieben.

Frauen findet man hier allerdings leider ebenfalls eher selten, obwohl Shorty schließlich schon fünf Mal verheiratet, Gretchen Tönnsen mit Goethe leichtgläubig war und Adsche und Brakelmann über Jugendliebe Gerlinde Ködenbröck sinnieren.

Aber dafür gibt es beste Unterhaltung dank Kuno, der immer wieder die neuesten Stunts von Killerkralle, seineszeichens Halbblut – halb Mensch, halb Megaman – umsetzt oder der neuesten Geschäftsideen der umtriebigen Dorfbewohner, die regelmäßig im Fiasko enden. Die Feierlichkeiten zu den jährlichen Festlichkeiten bieten gewiss ebenfalls allerhand Spaß, auch wenn Karneval gerne mal im Hochsommer stattfindet.

Auch die landschaftlichen Sehenswürdigkeiten sind in der Romantikoase Büttenwarder beachtlich. Nirgendwo sonst findet man den äußerst seltenen Vogel Erlentrillich, aber auch die Bombentrichter in der Boddenbeeker Brache und die Natur rund um den Dorfteich bieten Natur pur. Und wer dann doch einmal aus Büttenwarder heraus möchte, der kann sich ja immer noch mit Trecker oder Gemeinschafts-Mofa auf einen Tagesausflug nach Klingsiehl oder Barsinghausen aufmachen. Doch wer einmal in Büttenwarder die Liebenswürdigkeit der Bewohner kennen gelernt hat, möchte hier eigentlich nie wieder weg.

Wer auf etwas mehr Historie steht, kann sich auch gerne den Geschichten von Büttenwarders ältestem Bewohner widmen. Adsches Onkel Krischan (alias Reichsmarschall Tönnsen) ist 105 und kennt daher auch noch die Überbleibsel aus den Weltkriegen, die sich in Büttenwarder auch abseits des Bombentrichters so finden lassen. Zumindest erzählt er gerne davon…

Dass das Dorf mit all diesen Bewohnern nicht komplett im Chaos endet, ist primär der Verdienst von Büttenwarders seit 1962 regierendem Diktator, Verzeihung, Bürgermeister. Dr. Waldemar Schönbiehl. Der Verfasser der Dorfchronik und politische Tausendsassa hat sich seinem Büttenwarder mit Herz und Seele verschrieben und hat dabei sogar die vielversprechende Chance sausen lassen, Bundespräsident zu werden. Seine Eignung zu Höherem ist gewiss über jeden Zweifel erhaben.

Aber vielleicht ist auch das eine von vielen Geschichten, die Büttenwarder alljährlich seit mittlerweile 15 Jahren schreibt. Um die Wahrheit zu erfahren, sollte man Kunos Weisheiten folgen und den besten norddeutschen und wunderbar trockenen Humor bei einem kleinen Urlaub in Büttenwarder bei seinen chaotischen und doch liebenswürdigen Dorfbewohnern genießen. In diesem Urlaub kann man dann nicht nur die Besonderheiten des norddeutschen Landlebens kennen lernen, sondern zahlreiche Erkenntnisse über den Sinn des Lebens gewinnen. Oder so ähnlich…

Und zum Abschluss gibt’s dann noch nen Lütt un Lütt, der Alkoholpegel will schließlich gewahrt bleiben. Prost!