Wenn man an Steven Spielberg denkt, kommen einem vermutlich zuerst Blockbuster-Meilensteine wie Der weiße Hai, Jurassic Park und die Abenteuer von Indiana Jones in den Sinn. Science-Fiction-Klassiker à la E.T. und Unheimliche Begegnung der dritten Art dürfen natürlich auch nicht vergessen werden. Doch Spielberg hat deutlich mehr gemacht.
Bei Netflix könnt ihr seit wenigen Tagen einen seiner besten Filme schauen, der oft unter dem Radar fliegt, da er sich überhaupt nicht in Spielbergs fantastisches Kino einfügen will. Tatsächlich haben wir es hier mit einer seiner düstersten Regiearbeiten überhaupt zu tun: das historische Thriller-Drama München aus dem Jahr 2005.
Thriller-Tipp bei Netflix: München ist einer von Steven Spielbergs düstersten und besten Filmen
Die Geschichte entführt ins Jahr 1972 und basiert auf wahren Begebenheiten: dem Münchner Olympia-Attentat, bei dem elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft durch ein Kommando der Terrorgruppe Schwarzer September getötet wurden. Die Handlung fokussiert sich auf den daraufhin folgenden Vergeltungsschlag.
Der Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana) soll elf Menschen in Europa ausfindig machen, die laut Geheimdienstinformationen für den Anschlag verantwortlich waren. Der Rachefeldzug führt ihn jedoch bald auf unheilvolle Pfade jenseits jeglicher Moral und Ethik. Kaufman und sein Team verlieren sich in einem Kreislauf des Tötens.
164 Minuten folgt Spielberg mit präzisen Beobachtungen und inszenatorischer Brillanz der zermürbenden Mission der Mossad-Agenten, ehe Eric Banas Hauptfigur niedergeschlagen feststellen muss, dass auf jeden Menschen, den sie töten, ein noch schlimmerer nachfolgt. Ihre Mission hat kein Ende. Vielmehr sind sie selbst Gefangene.
München ergibt mit Spielbergs Krieg der Welten ein perfektes Double-Feature
Spielberg erzählt München als aufwühlenden Thriller, der sich zwischen exzellenten Action- und Spannungsmomenten vor allem für die Abgründe interessiert, die sich offenbaren, wenn man auf Gewalt mit noch mehr Gewalt reagiert. Gerade im Zusammenspiel mit Krieg der Welten ergibt München ein starkes Double-Feature.
Die Sci-Fi-Neuverfilmung kam 2005 (nur wenige Monate vor München) ins Kino und lässt sich als Reaktion auf die Anschläge des 11. Septembers 2001 und den als "Krieg gegen den Terror" bezeichneten Gegenschlag lesen. Spielberg zeichnet in beiden Filmen sehr hoffnungslose Momentaufnahmen einer zerrissenen Welt mit quälenden Fragen ohne einfache Antworten.
- Zum Weiterlesen: Auch in Terminal verhandelt Spielberg den 11. September
Obwohl München geschichtlich verankert ist, wirkt er in vielen Passagen nicht weniger endzeitlich als die moderne Interpretation von H.G. Wells' prägender Alien-Invasion. Entsättigte Bilder, kaltes Licht und erschöpfte Blicke dominieren den trostlosen Racheakt, der sich mit einem Gefühl quälender Aussichtslosigkeit in die Erinnerung frisst.