Netflix' hat einen neuen Klassenclown und er heißt Noch nie in meinem Leben .... Genau genommen ist es der lüsterne, traumatisierte, amerikanisch-indische Klassenclown. Die geniale Teenie-Serie verspeist mit ihren raffinierten Dialogen, Witz und Schlagfertigkeit Konkurrenten wie Riverdale und Elite zum Frühstück.
Wie jeder Clown verbirgt Noch nie in meinem Leben ... eine sehr traurige Seite, die sich nach und nach entfaltet und uns das große Herz der Serie offenbart.
Noch nie in meinem Leben ... ist zum Brüllen komisch und zum Heulen traurig
Anstatt mit ihrer Therapeutin über den Tod ihres Vaters zu reden, will Protagonistin Devi von ihr wissen, ob sie "bumsbar" sei, wie sie am besten an Jungs rankommt und ob sie Alkohol für sie kaufen würde. Ihre besten Freundinnen fragt sie, ob man Männer bis zum Penis oder bis zu den Füßen küssen muss, wenn man "runtergeht" und den Jungen ihrer Träume einfach so, ob er mit ihr Sex haben möchte. Hauptsache sie muss nicht an ihren toten Vater denken.
Hauptdarstellerin Maitreyi Ramakrishnan spielt Devi authentisch, bissig und mit Hingabe. Sie liefert in den lustigen und traurigen Momenten gleichermaßen stark ab. Die raffinierten Dialoge stammen von den Showrunnern Mindy Kaling, Lang Fisher und ihrem Team, die in ihrer Schlagfertigkeit manchmal sogar an Gilmore Girls erinnern.
Einen einzigartigen Clou hat die Serie mit ihrem humorvollen Erzähler gelandet. Wenn ein älterer Herr das Leben von Teenager-Mädchen kommentiert, könnte das schnell nach hinten losgehen. Doch wer hätte gedacht, dass der mittlerweile 61-jährige US-Tennis-Star John McEnroe der perfekte Erzähler für den turbulenten Alltag einer indisch-amerikanischen Teenagerin auf der Suche nach einem festen Freund ist.
Warum er sich selbst spricht und die Geschichte erzählt, erfahren wir übrigens ganz am Ende der 1. Staffel.
Der Trailer zu Noch nie in meinem Leben ...
Indische Traditionen und lüsterne Teenager gehen Hand in Hand
Mindy Kaling, die mit ihrer Comedy-Serie The Mindy Project in den 2010er Jahren große Erfolge feierte, bringt in Noch nie in meinem Leben ... ihre eigenen Erfahrungen als indisch-amerikanische Frau auf den Tisch. Die Folge Noch nie in meinem Leben ... habe ich mich besonders indisch gefühlt, in der Devi mit den Traditionen ihrer Familie kämpft, wurde auch von Mindy Kaling alleine geschrieben.
Wenn Devi in indischer Tracht auf dem Weg zu den Ganesh-Puja-Feierlichkeiten von einem kleinen Mädchen damit konfrontiert wird, dass Disney-Prinzessin Arielle schöner sei als Jasmin, dann will die Serie Lacher generieren. Im nächsten Moment stimmt sie nachdenklich, wenn Devi den Eltern des Mädchens ungefragt erklärt, dass sie sich in der Kleidung gar nicht wohl fühlt.
Abgesehen von den indischen Feierlichkeiten, unterscheidet sich Devis Alltag nicht sonderlich von dem ihrer zwei besten Freundinnen - die übrigens ebenfalls divers aufgestellt sind und von ihren Schulkollegen, wie sie selbst sagt, "liebevoll politisch inkorrekt" UN genannt werden.
Paxton Hall-Yoshida ist Netflix' neuer Archie Andrews
Devis Cousine Kamala, die sich zwischen einer arrangierten Ehe und ihrem Freund Steve (und Verachtung ihrer Familie) entscheiden muss, bingt alle Staffeln Riverdale: "Was wirklich interessant ist, ist, dass alle verschiedene Hintergründe haben, aber alle gut aussehen." Kamala beneidet Betty aus Riverdale und wie tapfer sie sich gegen ihre Mutter auflehnt und für ihren Freund Jughead einsteht.
Ihr entgeht auch nicht, dass bei Riverdale die Teenager gemeinsam nackt duschen und es die Eltern nicht stört. "So ist das im amerikanischen Fernsehen."
- Zum Anhören: Der Moviepilot-Podcast zu Riverdale
Apropos schöne Teenager. Auch in Noch nie in meinem Leben ... werden die Jugendlichen teils von bereits einer Weile erwachsenen Schauspielern verkörpert. Devis (und jedermanns) Objekt der Begierde, Paxton Hall-Yoshida, wird vom 29-jährigen Darren Barnet gespielt. Sogar John McEnroe bewundert lautstark seinen markanten Kiefer.
In bester Riverdale-Manier wird er oben ohne eingeführt, als er aus dem Wasser steigt und wie Archie mit Bauchmuskeln, Geheimnissen und Hundeblick besticht.
Netflix liefert die Teenie-Serien, die wir brauchen
Bei Netflix gibt es mittlerweile so viele gute und diverse Teenie-Serien, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Es scheint, als würde der Streaming-Dienst all das, was Jahrzehnte kriminell unterrepräsentiert wurde, in Serien wie Elite, Sex Education, I Am Not Okay With This, Atypical und mehr endlich nachholen und die frischen Ansätze liefern, die wir so dringend brauchen.
Abseits vom Üblichen sehen wir bekannte und neue Geschichten mit anderen Augen, gebrochene Stereotypen, underwanderte Klischees und werden plötzlich über Probleme anderer unterrichtet, die bisher verschleiert waren.
Noch nie in meinem Leben spielt in der obersten Liga mit und baut den Teenie-Olymp bei Netflix weiter aus.
Auch als Podcast: Warum Netflix die besten Teenie-Serien macht
Andrea, Matthias und Max diskutieren in der neuen Podcast-Folge von Streamgestöber - auch bei Spotify - über die besten Teenie-Serien bei Netflix:
Warum Netflix so gute Teenie-Serien und Jugendfilme macht, weshalb sich dort eher die Männer als die Frauen ausziehen und warum sich die beiden Staffeln Sex Education und alle drei Staffel Chilling Adventures of Sabrina lohnen, erfahrt ihr bei uns.
Habt ihr Noch nie in meinem Leben ... schon gesehen?