Mütter machen Porno ist peinlich und veraltet wie Sexualkunde in der Schule

23.07.2020 - 08:35 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Mütter gucken Porno
Sat.1
Mütter gucken Porno
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Sat.1 lässt fünf Mütter einen Porno für ihre Kinder drehen. Ihr Versuch einer sexuellen Aufklärung ist so hilfreich wie Sexualkunde in der Schule.

Früher war alles besser! Ich weiß noch, wie ich mir als Jugendlicher zu Mitternacht auf Kabel Eins hin und wieder Softpornos angesehen habe, um vielleicht mal hin und wieder einen Nippel erhaschen zu können. Oder das Tittenheftchen durchgeblättert, das der beste Kumpel mal mitgebracht hatte.

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Was waren wir doch alle brav und lieb. Heute ist das ganz anders, dieses Internet ist das Tor zu tiefsten Abgründen. Mit ein paar Klicks können sich Kinder die härtesten Pornos angucken. Das versaut doch deren Sexualität. Denn zwischen Realität und Fiktion können die doch gar nicht unterscheiden. Verbieten sollte man sowas! So oder so ähnlich wird in der Reality-Doku Mütter machen Porno bei Sat.1 über (Internet)Pornographie gesprochen, gestern lief der erste von 2 Teilen (das Finale folgt nächsten Mittwoch).

Mütter machen Porno: Lass das mal die Mutti machen

Das Internet ist böse. Kinder am Abgrund der sexuellen Verrohung. Hilft ja alles nichts, die Mütter müssen ran und einen Porno drehen, der nach ihren Vorstellungen angemessen für ihre eigenen Kinder ist.

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Klar, die Vielzahl der pornografischen Filme ist für Männer gemacht und zeigt die immer gleichen Muster: Die Frau ist da, um den Mann zu befriedigen, darf sich bis zu seinem Höhepunkt gern noch ein wenig erniedrigen lassen und als Dank gibt’s dann den Samen ins Gesicht gespritzt. Ein problematisches Bild, über das mit Kindern und Jugendlichen geredet werden sollte.

Mütter machen Porno: Stereotype ersetzen Stereotype

Anstatt aber mit ihnen zu reden, sehen sich die Mütter nun allein dazu auserkoren, diesen zweifelhaften Rollenbildern den Kampf anzusagen. Ein löbliches Ziel, wenn sie diese nicht mit ihren eigenen vertrockneten Ansichten ersetzen würden.

Sex and the Mutti

So ist eine der Mütter der Meinung, dass es nicht normal sei, wenn die Kinder in diesem Film nicht einen sexuellen Akt zwischen Mann und Frau sehen würden. Zwei Männer, zwei Frauen oder gar drei Personen? Nicht normal.

Zwei der Mütter besuchen die Erotikmesse Venus und sind geradezu angewidert von dem sexuellen Zirkus, der sich ihnen dort präsentiert. Leder, BDSM oder andere Fetische sind einfach abstoßend. Auch nicht normal.

Mütter machen Porno: Five Girls, One Fuck

Fairerweise muss ich sagen, dass hier auch (zwei) Mütter dabei sind, die durchaus offener und zugänglicher für nicht-heteronormative Themen sind, aber im allgemeinen Konsens kristallisiert sich schon eher eine heterogene Mutti-Masse raus.

Um die ach so armen Jugendlichen geht es in diesem Format eigentlich auch gar nicht. Wir sehen ausschließlich den Müttern dabei zu, wie sie zu trauriger Klaviermusik erschrocken vor Bildschirmen sitzen und "das könnte meine Tochter sein!" rufen.

Dazwischen gibt es dann Besuche bei einer Sexologin, einem Porno-Produzenten und einer Domina. Gewürzt mit erschrockenen Gesichtern und trauriger Klaviermusik natürlich.

Am Ende wird dann ein cheesy Erotikfilm entstehen, den die Mütter vielleicht ganz hervorragend finden, die Kinder aber sicher so toll wie eine Stunde Sexualkunde in der Schule. Wem bitte ist damit geholfen?

Mütter machen Porno: Um wen geht's hier eigentlich?

Würde man nämlich den Jugendlichen tatsächlich zuhören, die in Mütter machen Porno höchstens mal kurze Statements abgeben dürfen, könnte man wirkliche Erkenntnisse erlangen.

So blöd und hilflos sind die nämlich alle nicht. Die allermeisten können sehr wohl Realität von Fiktion unterscheiden. "So ist das Internet, so funktioniert das einfach.“, sagt ein Jugendlicher über die Verfügbarkeit von Pornos im Internet. So funktioniert das, wir können es nicht ändern. Auch ein Porno von Müttern, die sich mit der Lebensrealität ihrer Kinder nicht auseinandergesetzt haben, wird das nicht ändern können.

Über die Stereotype, die Rollenbilder, die in den Pornos dargestellt werden, können wir allerdings reden. Denn diese gab es auch schon zu meinen verruchten Kabel Eins Mitternachtszeiten, da hat das Internet erst mal nichts mit zu tun.

Aber auch zu meiner Zeit hat mit mir niemand ordentlich über Sexualität, Pornos und die dort dargestellten Stereotype geredet. In der Schule habe ich ein Kondom über eine Banane gezogen und zu Hause haben sich meine Eltern in Sachen Aufklärung auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert (sorry!).

Empörten Muttis beim Drehen eines alternativen stereotypen Pornos zuzusehen, so löblich die Idee auch sein mag, löst das Problem leider nicht. Dann lieber Sex Education auf Netflix gucken, in Dauerschleife.

Was ist eure Meinung dazu?

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