Müde und fade beginnt die Berlinale

12.02.2010 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Apart Together von Wang Quan'an
Lightshades Filmproductions Ltd.
Apart Together von Wang Quan'an
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Der chinesische Eröffnungsfilm Apart Together von Wang Quan’an kann die Kritiker so gar nicht überzeugen. Wieder einmal ist der Beginn der Berlinale missglückt.

Warum nur hat sich Dieter Kosslick für Getrennt zusammen von Quan’an Wang als Eröffnungsfilm für die 60. Berlinale entschieden? Das weiß wahrscheinlich nur er, denn bei den Kritikern ist der Film überhaupt nicht gut angekommen. Erzählt wird in dem Drama die tragische Liebesgeschichte zweier Menschen vor dem Hintergrund eines geteilten Landes. Im China des Jahres 1949 flieht der Soldat Liu Yansheng vor dem Militär und der Diktatur Mao Tse Tungs. Seine Flucht nach Taiwan glückt, wodurch er jedoch seine große Liebe aus den Augen verliert. Erst Jahrzehnte später trifft er sie wieder und die Gefühle der beiden entbrennen aufs Neue.

Völlig enttäuscht ist Cristina Nord von der taz “Die Kamera – der Deutsche Lutz Reitemeier führt sie – ist behäbig; langsam fährt sie an den Figuren vorbei oder umkreist sie, die Einstellungen dauern lange, ohne dass man wüsste, warum, und einmal, als sich die beiden alten Herren betrinken, fängt sie an, leicht zu schwanken. Getrennt zusammen zielt darauf, maximal verständlich zu sein, und wird dabei maximal fade.” Politische Untertöne findet Peter Zander in der Welt hier nur in Andeutungen. Getrennt zusammen "jedenfalls ist kein “großes Kino”, keine kinematografische Überwältigung, sondern ein kleines, stilles Kammerspiel, mit langsamem Erzählfluss, unaufgeregter Kamera und verhaltenem Spiel. Und politischen Untertönen, die man, wie so oft, wenn sie aus China kommen, in feinen Andeutungen suchen muss."

Tiziana Zugaro vom festivalblog hat “auch wegen dieser Fülle von Nebenschauplätzen das Gefühl, dass dieser Film irgendwie haarscharf am Thema vorbei gedreht ist. Quan’an Wang hat zwar ein sehr gutes Gespür für die Absurditäten, die in der Geschichte stecken. Dennoch wird hier zuviel behauptet und zu wenig erfahrbar gemacht. … In Getrennt zusammen fehlt die innere Haltung des Films. Es scheint, als habe sich die Rücksichtnahme und das Bestreben, nicht weh zu tun, von den Figuren schleichend auf den Film übertragen.”

Laut Dominik Kamalzadeh vom Standard hebt der Film zumindest von der üblichen Praxis ab, auf die sponsorenfreundliche Abstimmung von Stars und Schauwerten zu setzen. So kommt er “nicht umhin, diesen ein wenig zu braven, zu wohlig austarierten Film auch als Verneigung vor der Großelterngeneration zu sehen, die mit ihrem entbehrungsreichen Dasein dem modernen China den Weg bereitet hat. Auf besonders rutschigem Parkett bewegt man sich mit dieser Arbeit nicht.” Harald Jähner von der Berliner Zeitung kann dem Ganzen immerhin noch etwas Positives abringen. “Ein ziemlich volkspädagogischer, rührender Film zur Versöhnung ist Getrennt zusammen: eine süß-saure Auseinandersetzung über die Leerstellen der chinesischen Geschichte mit ihren vielen gewaltsamen Trennungen.”

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