Mordinstinkt: Fünf Fragen an den Regisseur

28.04.2009 - 08:45 Uhr
Jean-Francois Richet und Vincent Cassel
Toronto International Film Festival
Jean-Francois Richet und Vincent Cassel
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Jean-Francois Richet erzählt im Interview er von seiner Arbeit an und mit der Figur Jacques Mesrine.

Jean-François Richet hat das Leben des französischen Verbrechers Jacques Mesrine mit einem zweiteiligen Biopic verfilmt. Für seine Regiearbeit wurde er vor kurzem mit einem César für den Film geehrt. Im Interview beantwortet er Fragen zur Figur, mit der er sich in vier Stunden Film kreativ auseinandergesetzt hat:

Frei von der Leber gesprochen: Wer ist Mesrine in Ihren Augen?
Ein Mann der Ehre. Das fällt mir als Erstes ein. Er gibt sein Wort, und egal, in welche Umstände er gerät, er wird alles daran setzen, dieses Wort zu halten. Ein Mann, der in seinen Träumen lebte. Eine komplexe Figur, der man den Namen “Mann mit tausend Gesichtern” verlieh – und jedes davon ist eine Facette seiner Persönlichkeit. Es macht viel mehr Spaß, sich mit solch einer Figur zu beschäftigen. Aber es ist natürlich auch viel schwieriger. Man wird besessen. Selbst jetzt entdecke ich immer noch neue Seiten an ihm und finde neue Dinge heraus. Er lebt seine Träume aus und verträumt nicht sein ganzes Leben. Er ist ein Mitglied der Mittelklasse und erfindet sich aus einer Ablehnung, einer Geste der Verneinung neu, weil er sich in seinem Milieu nicht wiederfinden kann. Es ist kein Sozialdeterminismus, der ihn in ein Leben als Verbrecher treibt. Er will nicht in einer Fabrik arbeiten. Um Geld zu kriegen, geht er also dahin, wo man Geld bekommen kann: in Banken. Er hat sich ein Leben als Gangster erträumt, mit Ehre, als er seinen Pfad geschmiedet hat. Seine Fantasie von dem Geschäft, dem man als Gangster nachgeht, stammt direkt aus Gary-Cooper-Filmen. Vermutlich hatte ihn der Algerienkrieg traumatisiert, wie viele andere junge Männer, die dort kämpfen mussten.

Ein Frauenheld?
Ein Romantiker. Ein Romantiker durch und durch, der sich verzehrende Liebesbriefe an Jeanne Schneider schrieb..

Gibt es einen eigenen Mesrine-Stil?
Er raubte gerne mehrere Banken am Stück aus. Er wartete auf die Polizeisirenen, setzte sich ins Auto und fuhr weiter, um in der nächsten Straße wieder eine Bank auszunehmen.

Ein Manipulator?
Nein, ein Mann mit Charisma im Überfluss. Er muss gar nicht manipulieren. Er wird immer als ausgesprochen intelligent und sehr nett beschrieben.

Er hatte Spaß an der Provokation?
Provokation als Zeichen seines Geschmacks, als Widerstand, um sein Ego zu füttern. Sich als Staatsfeind Nr. 1 von Reportern von “Paris Match” interviewen zu lassen, während die gesamte französische Polizei nach einem sucht, ja, das ist Provokation durch und durch.

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