Die ehrenvolle Bürde, die mir die höchst geschätzte Sciencefiction auferlegte, als sie mich bat, meine liebste Serienfigur zu küren, brachte mich kurzzeitig in echte Schwierigkeiten. Denn auch fiktive Charaktere können einem im Verlauf vieler Staffeln und Jahre so sehr ans Herz wachsen, dass man ihnen nahezu freundschaftliche Gefühle entgegenbringt. (Das können vielleicht diejenigen unter euch nachempfinden, die momentan täglich für ihre Lieblings-Figuren abstimmen - für andere Menschen mag diese Form der einseitigen Freundschaft eher bedauernswert klingen). Und mal ehrlich: Wer möchte schon seine Freunde auf einer Rangliste platzieren?
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Am Ende wurde die Wahl dann doch ohne lange Qual schnell getroffen und die gesuchte Person war gefunden: Leslie Knope aus der Mockumentary Parks and Recreation. Klar gibt es in dem großen, weiten Serienuniversum spannendere Gesellen, aber jetzt mal ehrlich: Walter White und Jesse Pinkman würden mich im Zweifelsfall Todesgefahren aussetzen, die Seinfeld-Freunde sind zu sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht, ich leide an einer leichten Drachenhaut-Allergie und in den Ghettos von Baltimore möchte ich mich auch nicht herumtreiben. Also begebe ich mich auf eine Reise in das beschauliche Örtchen Pawnee im US-Staat Indiana und stelle euch Leslie Knope vor, die alle Eigenschaften aufweist, auf denen eine gute, solide und ehrliche Freundschaft beruht.
Leslie ist eine unverbesserliche Optimistin
Um ehrlich zu sein, ging mir Leslie, die von der großartigen Amy Poehler verkörpert wird, in der ersten Staffel der pseudo-dokumentarischen Comedy Parks and Recreation tierisch auf den Keks. Als stellvertretende Leiterin des Grünflächenamtes kümmert sie sich um die Pflege und den Erhalt der örtlichen Parks - und zwar mit einer Leidenschaft und Ernsthaftigkeit, die nicht nur ihre Kollegen, allen voran Ron Swanson (der von Nick Offerman gespielt wird und in dieser Rubrik einen eigenen Text verdient hätte) zuweilen nervt. Zum Glück bin ich trotz anfänglicher Bedenken am Ball geblieben und habe mich in den sechs folgenden Staffeln vom Gegenteil überzeugen lassen. Leslies Optimismus ist unerschütterlich, so ist sie stets bester Laune und kämpft fröhlich, bis jedes Problem gelöst und jedes Ziel erreicht ist - nicht nur ihre eigenen, sondern auch die ihrer Freunde. Ob Leslie nun Ron vor seiner Obsession für seine Ex-Frauen Tammy I und Tammy II heilt, ihrer besten Freundin Ann Perkins (Rashida Jones) in jeder Lebenslage mit Rat und Tat zur Seite steht oder in ihrer Freizeit Müll aus dem örtlichen Bach fischt, Leslie macht's mit vollem Enthusiasmus.
Leslie ist selbstbewusst und dabei sehr loyal
Auch wenn Leslie gelegentlich sehr naiv wirkt und sich in absurden Details verliert, arbeitet sie hart an ihrer Karriere als Politikerin, die sie als erste Präsidentin der USA direkt ins Weiße Haus führen soll. Doch bevor es nach Washington DC geht, nimmt Leslie die Belange ihrer geliebten Heimatstadt Pawnee (die unter anderem mit Problemen wie Fettleibigkeit und hoher Diabetesrate ihrer Einwohner, einer Waschbären-Plage und Umweltverschmutzung verursacht durch die örtliche Süßigkeitenfabrik zu kämpfen hat) sehr ernst. Wenn es darum geht, ihre Pläne durchzusetzen, kann Leslie sich auch mal schweren Herzens über die Meinungen ihrer Freunde hinwegsetzen. Allerdings würde sie niemals ihre eigenen Prinzipien verraten oder ihre Vertrauten hintergehen. Loyalität und Prinzipientreue gehören zu Leslies stärksten Eigenschaften. Korruption und Bestechlichkeit sind ihr hingegen fremd. Sehr sympathisch, diese Frau.
Leslie macht die perfekten Geschenke, einzigartige Komplimente und liebt Waffeln
Eine Schachtel Pralinen oder eine schnöde Duftkerze? Verlegenheitsgeschenke sind keine Option für Leslie und sie gibt keine Ruhe, bis sie das perfekte, individuell zugeschneiderte Präsent für den Beschenkten auftreibt. Ron Swanson stiegen die Tränen in die Augen, als Leslie heimlich einen Sensor in dessen Bürotür installieren ließ, so dass er ohne körperliche Anstrengungen (Aufstehen) die Türen schließen kann. Zu seinem Geburtstag bekam er ein Dinner for One, das ausschließlich aus Bacon und Whisky bestand. April Ludgate (Aubrey Plaza) freute sich über ein Ölgemälde, auf dem sie selbst als triumphierende Amazone die abgeschlagenen Köpfe aller Bandmitglieder der Black Eyed Peas in der Hand hielt und Leslies Freund Ben (Adam Scott) durfte seinen Bürostuhl gegen den Eisernen Thron austauschen. Wer eine Freundin wie Leslie hat, muss also nie wieder den freudig-überraschten "Oh, toll, für mich? Ähm, danke"-Blick vor dem Spiegel üben. Über die meisten Geschenke und Überraschungspartys durfte sich ihre beste Freundin Ann freuen, für die Leslie außerdem die vielleicht liebreizendsten Komplimente der Seriengeschichte erfand ("Oh Ann, du poetische, vornehme Land-Meerjungfrau" / "Ann, du wunderschöne, regel-brechende Motte").
In sieben Staffeln, 125 Episoden und sechs Jahren Parks and Recreation sind mir Leslie und ihre Truppe aus dem Grünflächenamt ans Herz gewachsen. Außerdem teilen wir die Vorliebe für ausgedehnte Frühstücke. Und Waffeln. Das ist auch nicht zu verachten.