Mashups – als Buch top, als Film flop?

05.10.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Abraham Lincoln Vampirjäger, ein Mashup
20th Century Fox
Abraham Lincoln Vampirjäger, ein Mashup
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Mashups sind gedruckt in aller Munde bzw. Bücherschränke, im Kino blieb der große Erfolg aber bisher aus. Wir wollen schauen, ob dies nur an den bisherigen Filmen selbst liegt oder sich das Genre generell nicht fürs Kino eignet.

Am Mittwoch ist bei uns Abraham Lincoln Vampirjäger gestartet, der zwei beliebte Genres als sogenanntes Mashup miteinander verbindet, die zudem bald solo über die Kinoleinwände flimmern: Historienfilme und Vampirstreifen. Doch zumindest nach den US-Einspielergebnissen zu urteilen – dort lief er schon im Juni an – gelingt es ihm nicht, das Publikumspotential auszuschöpfen, das die zu erwartenden Zuschauer von Lincoln von Steven Spielberg und die Fans etwa der Twilight-Reihe bilden; in den USA spielte er gerade mal etwas mehr als die Hälfte seiner Produktionskosten von knapp 70 Millionen US-Dollar ein. Auch Cowboys & Aliens, der im letzten Jahr ebenfalls zwei Genres verknüpfte, lag sogar mit den internationalen Einnahmen nur gut 11 Millionen über seinem Budget von 163 Millionen, und das, obwohl er mit Indiana Jones Harrison Ford und James Bond Daniel Craig auch schauspielerisch zwei Welten zusammenbrachte. Ganz anders dagegen der Buchmarkt, auf dem seit dem 2009er Erfolg von Pride and Prejudice and Zombies fast zwei Dutzend Romane ähnlicher Machart erschienen sind mit Namen wie Little Women and Werewolves, Android Karenina oder Jane Slayre.

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Bei einem Mashup-Roman wie Pride and Prejudice and Zombies von Seth Grahame-Smith wird ein literarischer Klassiker, in diesem Falle Stolz und Vorurteil von Jane Austen, mit Elementen populärer (Film-)Genres wie Zombie- oder Vampir-Geschichten kombiniert. Pride and Prejudice and Zombies machte es sich acht Monate lang auf der Bestsellerliste der New York Times gemütlich und sorgte, so eben diese New York Times, dafür, dass sich auch jede Menge männliche Leser für eine Erzählung begeisterten, die immer noch zu 85 Prozent Liebesroman und Gesellschaftsstudie ist. Bei solchen Publikumsaussichten ist es nicht verwunderlich, dass neben etlichen Buchverlagen auch Hollywood auf diesen jüngsten Trend aufmerksam wurde, mit einem Werk gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Abraham Lincoln Vampirjäger zugrundeliegende Roman stammt dabei wie das Drehbuch von Seth Grahame-Smith, auch der Autor von Pride and Prejudice and Zombies, der im Kino jedoch kein Erfolgsgarant ist. Das Zurückschwappen der Mashup-Welle in das Medium, das sie teilweise inspirierte, gleicht statt einer Springflut momentan eher der Nordsee während einer Wattwanderung.

Mehr: Deutscher Abraham Lincoln Vampirjäger Trailer

Zwar ist es etwas gewagt, bis zum Erscheinen ähnlicher Projekte wie Hänsel & Gretel: Hexenjäger oder der Verfilmung von Urvater Stolz und Vorurteil und Zombies allgemeingültige Aussagen über die Gründe für den Misserfolg von Mashups im Kino zu treffen, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Also: Cowboys & Aliens litt darunter, dass das Western-Genre nicht gerade ein Kassenmagnet ist, und Aliens wohl lieber in reinen Science-Fiction-Filmen gesehen werden. Kommen dann auch noch Indy und Bond dazu, ist das wohl einfach viel zu kompliziert für viele Zuschauer. Und kommen zwei Lincoln-Filme so kurz hintereinander, warten wir doch lieber auf den Richtigen vom Spielberg, also: schlechtes Timing. Auch dürfte das Publikum für Romane doch noch ein wenig anders sein als das für Blockbuster. Wenn für diese nicht gerade Spielzeuge wie die Transformers, Spiele wie Schiffe versenken oder reine Fantasyromane wie Harry Potter oder Twilight verfilmt werden, sind die Zuschauer weniger geneigt, sich das Ganze anzutun. Was für den Leser eine nette Abwechslung zu ‘ernsthafter’ Lektüre bietet, ist für den Kinozuschauer eher keine Alternative zum puren Blockbuster-Eskapismus. Das Problem dürfte also darin liegen, dass Mashup-Filme zwischen allen Stühlen sitzen, und die Schnittmenge der Leute, die an allen Zutaten gleichermaßen interessiert sind, nicht groß genug ist, um derartige Aberdutzendmillionendollarproduktionen zu einem einträglichen Geschäft zu machen. Ein Buch ist schlicht billiger herzustellen, da braucht’s nur einen Autor und ’ne Schreibmaschine.

Aber vielleicht ist das ja auch alles Unfug, und der kommende Megaerfolg der Verfilmung von Pride and Prejudice and Zombies ebnet den Weg für eine ganze Reihe an Mashups; dann könnten uns bald auch Werke erwarten, die nicht eine literarische Komponente mit einem Filmthema verbinden, sondern ihre Inspiration zu beiden Hälften aus berühmten Filmen beziehen: Zwei verliebte Riesenroboter, von denen einer an einer tödlichen Krankheit leidet? Transformers Love Story. Ein Dinosaurier arbeitet sich zum Pressezar hoch, sehnt sich aber insgeheim nach seiner Kindheit zurück? Citizen T-Rex. Und schließlich: Er ist ein mysteriöser Cafébesitzer, sie seine alte Flamme, zusammen sind sie Die Mumien von Casablanca.

Was haltet ihr von Mashups in Buch und Film?

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