Man hält es kaum für möglich,aber der Mann, der so harsche Worte für das deutsche Fernsehen fand, ist sprachlos: “Ich kann nichts sagen. Ich kann nur danken, danken allen, die hier mitgewirkt haben. Ich danke euch allen”, so die Ikone der deutschen Literaturkritik Marcel Reich Ranicki – Mein Leben über die Verfilmung seiner Autobiographie, die von Regisseur Dror Zahavi nun fürs Fernsehen verfilmt wurde. Am gestrigen Abend fand in Köln die Premiere des Streifens statt, bei der das gesamte Team anwesend war. Die Hauptrollen spielen Matthias Schweighöfer als junger Marcel Reich Ranicki und Katharina Schüttler als seine Frau Tosia.
Im Jahre 1999 veröffentlichte der Literaturkritiker seine Autobiographie: “Mein Leben”. Das Buch wurde bisher mehr als eine Million mal verkauft. Es vergingen sechs Jahre, bis die Rechte an einer TV-Verfilmung geklärt waren. Der fertige Film erzählt Reich-Ranickis Leben zwischen 1928 und 1958 – die Kindheit in Polen, die Jugend in Berlin, das Leben im Warschauer Ghetto und die Flucht aus dem Ghetto. Das Bemerkenswerte an dem Roman sind Reich Ranickis Wortwitz, seine hellwache Kenntnis der deutschen und polnischen Literatur, die er in den Bericht seines Lebens mit einflicht. Ohne pauschal “die Deutschen” zu verdammen erinnert sich der Literaturkritiker an schöne und traurige Erlebnisse eines Lebens, welches ihn aus Polen nach Berlin und ins Warschauer Ghetto führte. Auf letzteren Lebensabschnitt konzentriert sich die Verfilmung.
“Die Atmosphäre und die Umrisse der Figuren – da haben Sie alles!” wird Reich Ranicki in Bezug auf die Verfilmung zitiert. Er und seine Ehefrau durften zwar den Film bereits vorab zuhause begutachten, die Anwesenheit auf der Kölner Premiere ließen sich beide jedoch nicht nehmen. “Reich-Ranicki erscheint im Film keineswegs als weltfremder Bücherwurm, sondern als einer, der hellwach ist und andere Menschen sehr genau einschätzen kann. In einer der besten Szenen wird er von einem besonders brutalen Wehrmachtssoldaten schikaniert und rettet sich, indem er ihn auf Fußball anspricht. Aus dem Kopf erzählt er den Verlauf eines Spiels von Hertha BSC gegen Schalke nach. Das imponiert seinem aus Berlin stammenden Peiniger so sehr, dass er ihn laufen lässt”, so der Hessische Rundfunk.
Marcel Reich Ranicki – Mein Leben läuft am 16. April um 20:15 Uhr in der ARD, die Berliner Premiere findet heute Abend statt.