Mamma Mia 2 - Schöner wird der Kino-Sommer nicht mehr

21.07.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Mamma Mia! Here We Go AgainUniversal Pictures
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Vorab war fraglich, ob Mamma Mia 2! Here We Go Again genauso wie sein Vorgänger bezaubern kann. Nach dem Kinobesuch sind jegliche Zweifel restlos vergessen.

Achtung, Spoiler zu Mamma Mia! Here We Go Again: Sequels haben schon ihrer Natur nach die Aufgabe, den Auf- und Ausbau ihres Franchises zu rechtfertigen - in der Gunst der Fans, an den Kinokassen und idealerweise auch gegenüber den Kritikern. Das Jukebox-Musical Mamma Mia! versetzte 2008 viele Zuschauer mit seiner überbordenden Energie und vielen ABBA-Songs in Verzückung - und wurde mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 600 Millionen Dollar belohnt. Zweifel an Sinn und Zweck der Fortsetzung kamen jedoch spätestens mit der Veröffentlichung des ersten Trailers zu Mamma Mia 2! Here We Go Again auf, der uns den Atem stocken ließ: Würde der Film etwa ohne Meryl Streep, dem Zugpferd aus dem ersten Teil, aufwarten? Nun kennen wir die (traurige) Antwort, erst ganz zum Schluss betritt die dreifache Oscarpreisträgerin die Bühne - und dennoch bereitet das Sequel genauso viel Spaß wie sein Vorgänger. Tatsächlich sind die beiden Filme noch viel größer als ihre vielen Stars, die sich erneut voll und ganz in den Dienst zeitloser ABBA-Songs gestellt haben. Ein Sommermärchen kann es also auch abseits des Fußballplatzes geben.

Mamma Mia 2 geht neue Wege - und gewinnt

Wurde in Mamma Mia! nur angeschnitten, wie Donna (Meryl Streep) vor vielen Jahren die drei potentiellen Väter ihrer Tochter kennen lernte, geht der Nachfolger nun ins Detail. Dies hat zahlreiche Rückblenden zur Folge, in denen wir jüngere Versionen von Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth), Bill (Stellan Skarsgård) und natürlich auch Donna selbst zu Gesicht bekommen. Hiermit gingen die Macher durchaus ein Risiko ein, denn wo der erste Teil durchgehend von namhaften Darstellern zehrte, rücken jetzt eher unbekannte Schauspieler wie Josh Dylan und Hugh Skinner ins Rampenlicht. Lily James, die die junge Donna verkörpert, erlangte demgegenüber zwar schon durch die Cinderella-Realverfilmung von 2015 eine gewisse Bekanntheit, ist aber definitiv ein anderer Typ Frau als Streep.

Lily James und Jeremy Irvine in Mamma Mia! Here We Go Again

Indes zählen derartige vermeintliche Unzulänglichkeiten bei Mamma MIa 2 denkbar wenig. Die neuen Gesichter sind mit Elan bei der Sache, was einige lebendige Choreografien sowie geschickte Schnitte zusätzlich betonen. Bei einigen Gesangseinlagen scheint es gar nicht einmal wichtig, wer eigentlich gerade den jeweiligen Song schmettert, denn natürlich stehen die zahllosen ABBA-Hits für sich selbst und erstrahlen auch in diesem Film in vollem Glanz. Sie rechtfertigen, beschwören und veredeln selbst die hanebüchensten Wendungen, die das Drehbuch des Musicals auffahren mag - darunter die pathetische Enthüllung der wahren Beziehung zwischen dem sicherlich nicht zufällig Fernando (Andy García) heißenden Hotelmanager und Sophies Großmutter Ruby (Cher). Es gibt Geschichten, die offenbar nur die Lieder von ABBA erzählen können.

Mehr als sein Vorgänger kokettiert Mamma Mia 2 mit Melancholie und Schwermut, die - wie könnte es anders sein? - in Donnas Tod wurzeln. Mit dem Wissen um ihr Ableben lernt der Zuschauer die Figur noch intensiver kennen, was die ausgiebigen Rückblenden bereits auf dem Papier zu einer ziemlich wehmütigen Angelegenheit macht. Die liebgewonnene Frohnatur aus dem ersten Teil schwebt über dem Sequel wie ein Geist, der sich nicht austreiben lässt. Dies dem Film als Schwäche auszulegen, greift allerdings zu kurz, denn so verbinden die Macher Mutter und Tochter über alle irdischen Grenzen hinweg miteinander. Donna gebar Sophie einst auf Kalokairi, nun ist auch Sophie schwanger und fühlt sich - wie sie in einer Szene sogar selber sagt - ihrer Mutter näher als jemals zuvor. Die suggestive, mitunter sehr clevere Montage des Films unterstreicht die Schicksalhaftigkeit der Situation zusätzlich mit einer glitzernden Träne.

Mamma Mia! Here We Go Again

So einnehmend wie in Mamma Mia 2 wurde der Kreislauf des Lebens selten bebildert, geschweige denn besungen und betanzt. Regisseur Ol Parker hat die Ausgelassenheit des Originals in sein Sequel hineingetragen und mit einer Prise Weltschmerz versetzt, sodass sein Film der Beschaffenheit eines typischen ABBA-Songs noch ein Stückchen näher kommt. Nach Kritik an ihren Gesangseinlagen in Mamma Mia! treten Brosnan, Firth und Skarsgård dieses Mal kürzer, doch niemand Geringeres als Cher steht schon bereit, um für den angemessenen Glanz zu sorgen. Dem Ruf von ABBA erliegen sie alle. Wenn Märchen so aussehen, warte ich gerne wieder 10 Jahre auf den dritten Teil des Musicals.

Lest hier die Gegenmeinung: Mamma Mia 2 entzaubert das Original mit fatalen Logikfehlern

Habt ihr Mamma Mia 2 schon im Kino gesehen?

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