Unsympathische neoliberale Bonzen kennen wir aus American Psycho. Das Handlungsprinzip “Gewinn das Spiel oder stirb” brachte uns Das Millionenspiel in eindringlicher Form auf den Bildschirm. Der fiese Bonze kommt nun aus Edinburgh, und das Spiel ist weniger mörderisch, als wir gedacht haben.
Old Town vs. New Town
Im schottischen Edinburgh existiert eine unsichtbare Mauer zwischen der Altstadt (Old Town) und der Neustadt (New Town). Old Town, dort wo die Top-Banker der Royal Bank of Scottland leben, steht für niedliche Häuschen, noble Villen und schicke Parks. New Town ist das genaue Gegenteil: Armut, verkommene Mietskasernen, Gewalt, Unterschicht. Alice McDonald (Liz White) hat wie so viele hier ein Problem: Schulden, und zwar viele, nämlich 12.000 Pfund. Um das Geld reinzubekommen, lässt sich ihr Bruder Sean (James Anthony Pearson) auf ein krankes Spiel ein.
Klassenhygiene als Sportart
Alistair Raskolnikov (Dougray Scott – Mission: Impossible 2) und Jamie Stewart (Alastair Mackenzie), zwei aalglatte und stinkreiche Banker aus der Old Town, suchen immer wieder den Kick. Den bekommen die beiden, indem sie jungen Unterschichtlern ein simples Spiel anbieten: Versteck dich vor uns, und ein Batzen Scheine gehört dir. Der Nächste zappelt schon herum und nennt sich Sean. Für ihn ist das der einzige Ausweg, um schnell an die fehlenden 12.000 Pfund zu kommen, wegen denen seine Schwester am Boden zerstört ist. Doch Sean spielt mit seinen Peinigern bald sein eigenes Spiel..
Audiokommentar: Regisseur war in seiner Jugend Punk
Zusätzlich zum Hauptfilm befinden sich auf der Silberscheibe umfangreiche Audiokommentare des schottischen Independent-Regisseurs Richard Jobson, um dessen vierten Film es sich hier handelt. Das Noir-Genre mit ausufernder Bandengewalt hat Jobson schon 2004 in The Purifiers behandelt. Jobson, der in seiner Jugend Punk gewesen ist, spricht sehr sympathisch und tiefgründig über Menschen, Jugend und Gesellschaft. New Town Killers musste mit einem niedrigen Budget auskommen. Wie bei allen Low Budget Filmen gehörten kreative Lösungen bei den Dreharbeiten dazu, die fast ausschließlich in Edinburgh stattfanden. Jobson ist selbst begeisterter Edinburgher, sieht jedoch New Town Killers nicht als “Abrechnung”, eher als eine Parabel auf die soziale Realität der Stadt und auf die ganze Gesellschaft. Dougray Scott hat das gefühlsneutrale Spiel seiner Hauptrolle sofort erfasst. Da fast der gesamte Film bei Nacht spielt, fanden die Dreharbeiten auch nahezu durchgehend im Dunkeln statt.
Platz war auf der Scheibe außerdem für den Videoclip des extra für den Film komponierten Songs von Isa & The Filthy Tongues, sowie für eine Menge Setfotos, und noch einiges mehr.
Stylische Note ohne Handlung
New Town Killers spielt gekonnt mit negativen, ja destruktiven Emotionen und Affekten. Nahezu großartig ist der visuelle Noir-Style des Filmes, ebenso wie die Musik und den Schnitt. Vergessen wird im Film jedoch die Handlung, die die Spannung nicht halten kann, und das “Spiel” nicht wirklich in Gang bringt. Der Plot ist an manchen Stellen zudem unlogisch, und wird einfach “abgearbeitet”. Für Freunde des Genres wird dies eher eine Enttäuschung sein.
Manhunting-Genre
Seit Graf Zaroff – Genie des Bösen sind viele Jahrzehnte vergangen. 2009 kam The Tournament auf den Kinomarkt, in welchem ein Club gelangweilter Millionäre für 10.000.000 Dollar Preisgeld für den Sieger wieder einmal Leute zu Tode hetzt. Da haben die 12.000 Pfund bei New Town Killers regelrecht Stil.
New Town Killers erscheint am 01. April auf DVD und BluRay bei Kinowelt.
Hier folgt der offizielle Trailer: