Magic Mike XXL - Bitte mal frei machen, Jungs

27.07.2015 - 11:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Männer als fleischige Sexobjekte. *roar*Warner Bros.
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Error! Error! Nackte Männer und sie objektivierende Frauen! Hilfe, da ist ein Fehler in der Maskulinitätsmatrix! Aber wenn die gesellschaftliche Geschlechternorm plötzlich fehlerhaft ist, was dann?

Also, ich muss vielleicht gleich voranstellen, dass ich eigentlich nicht die gewünschte Zielgruppe für Magic Mike XXL bin. Ich bin zwar weiblich, und in den USA bestand das bisherige Publikum zu 96% aus Frauen, aber Muskeln sind mir sehr egal. Channing Tatum finde ich auch nicht megaheiß und mein Interesse an klassisch normativer Maskulinität und Sexualität ist auch eher so meh bis hm. Und ich wurde mal bei den Chippendales rausgeschmissen. Aber das ist eine andere Geschichte und ich schwöre, ich konnte nichts dafür, dass der Stripper auf seinem eigenen Körperöl ausgerutscht ist und ich lachen musste. Es war Situationskomik. Ich bin sehr affin für Slapstick. Aber ich schweife ab. Fakt ist: Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Film gut finden würde:

Magic Mike XXL. Eine Gruppe Stripper, nein, "männlicher Entertainer", namens "The Kings of Tampa" wollen es ein letztes Mal so richtig krachen lassen. Denn langsam werden sie zu alt und dazu hat ihr Boss sie gerade sitzen gelassen, um mit dem jüngsten Stripper der Mannschaft nach Asien durchzubrennen und da eine neue Stripshow aufzuziehen. Der ehemalige Star der Truppe - Magic Mike (Channing Tatum) - kommt für die letzte Show dann eigens noch mal aus dem Ruhestand getanzt und die Jungs machen sich auf einen Roadtrip nach South Carolina zu einem Stripper-Kongress. Ende Geschichte.


Anfang Subtext: Man darf sich nicht von den Brustmuskeln und rhythmisch zuckenden Beckenböden der Darsteller ablenken lässt. Und Ablenken meine ich hier im Guten wie im Schlechten: also weder, dass man den Film und seine Darsteller einfach als peinliche, übersexualisierte und zu alte Boy Band-Mitglieder abstempelt, noch dass man sabbernd an Channing Tatums Six-Pack hängen bleibt. Wenn man das kann, merkt man es sofort: Männliche Stripper sind ein Fehler in der Matrix normativer Geschlechterrollen. Und wir wissen ja, was dann passiert! Sodom und Gomorrah! Katzenbabies sterben! Erich Honecker steht von den Toten wieder auf und errichtet ein sozialistisches System voller Ost-Rock-Zombies!

Aber in Magic Mike XXL geschieht nichts der Gleichen. Im Gegenteil. Hier ändert sich das System subtil, aber nachhaltig. Und zwar so:

1) Man ändere die Blickrichtung

Wenn heterosexuelle Männer sich nackig machen und ihre Körper zeigen, anstatt diejenigen zu sein, die, wie sonst meist üblich, auf nackte (weibliche) Körper starren, dann kehrt sich hier eine Struktur um. Böse Zunge würden behaupten, dass Stripper, damit ihre Macht und damit Männlichkeit verlieren, denn ein Mann wird nicht angeguckt, er guckt! Er ist der Träger des Blickes und damit auch der Objektivierung und damit eben auch der Entscheider darüber, wie er sein Objekt bewertet und behandelt. Glotzen jetzt also Frauen Männern plötzlich auf die Brüste, macht das einen großen Unterschied. Zumindest für die beglotzten Männer. Denn es fühlt sich anders an, wenn man plötzlich zum "es" wird.


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