Luc Bessons sexy Comic-Heldin im Interview

30.09.2010 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Adèle und der Fluch des Pharaos
Universum Film GmbH
Adèle und der Fluch des Pharaos
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Comic-Heldinnen haben es schwer in einer Welt, die überwiegend von Männern beherrscht wird. In der Comicadaption Adèle und der Fluch des Pharaos von Luc Besson ist jedoch eine Frau die Hauptdarstellerin und die mischt ihre testosteronstrotzenden Widersacher ganz schön auf.

Louise Bourgoin spielt in der Verfilmung adele, einem Comic von Jacques Tardi die abenteuerlustige Hobbyarchäologin Adèle Blanc-Sec, die den Leibarzt des legendären Pharao Ramses wiederbeleben will. Am 30. September startet der Film in unseren Kinos. Im Interview spricht die attraktive Französin aber jetzt schon über die Arbeit mit dem berühmten Luc Besson, eine toughe Filmheldin und ihren Ritt auf einem Pterodactylus.

Waren Sie mit dem Werk von Jacques Tardi vertraut, als Luc Besson Ihnen die Rolle anbot?
Louise Bourgoin: Ja, ich kannte und liebte alle neun Bände der Serie. Adèle Blanc-Sec ist eine der wenigen Comicheldinnen, die weder Tussi noch Flittchen ist. Sie schert sich nicht darum, was andere von ihr denken. Sie ist stark und sie hat Biss – genau das mag ich so an ihr. Tardis Geschichten sind ziemlich unkonventionell. Das Ende ist stets überraschend, nichts, was passiert, ist vorhersehbar. Die Tatsache, dass er zu zeichnen beginnt, bevor er genau weiß, wohin die Geschichte führt, macht seine Arbeit umso
freier, frech und originell.

Wie haben Sie Luc Besson kennengelernt?
Louise Bourgoin: Eines Tages rief mich seine Assistentin an und fragte, ob ich mich mit ihm treffen würde, ohne nähere Details. Wir verabredeten uns gleich für den nächsten Tag. Er gab mir das Drehbuch, und ich las es noch am selben Abend. Ich rief Luc sofort an, um ihm zu sagen, dass ich unbedingt dabei sein wollte. Als wir uns tags darauf wieder trafen, sagte er: Du bist Adèle!” Das Ganze dauerte keine 24 Stunden. Ich war sehr stolz, dass er mir eine solch facettenreiche Rolle anvertraut und an mich geglaubt hat, obwohl meine Filmographie noch recht mager ist. Ich konnte den Beginn der Proben kaum erwarten, und da Luc ein solcher Perfektionist und ein Arbeitstier ist, konnte ich mich monatelang im voraus auf den Part vorbereiten, was wunderbar war.

Wie war die Arbeit mit Luc Besson?
Louise Bourgoin: Als ob man mit Superman arbeitet. Luc schläft gerade mal drei Stunden pro Nacht, er hat immer Zeit für seine Familie, die Schauspieler und seine Crew. Er bleibt stets fokussiert und objektiv, er weiß genau, was er will – und das bekommt er auch. Mit ihm mitzuhalten war eine aufregende Erfahrung. Wir haben die Rolle der Adèle zusammen ausgearbeitet, sowohl physisch – ich habe mir sogar einen steiferen Gang antrainiert – als auch emotional. Vor Drehbeginn konnte ich das komplette Skript auswendig und bin meinen Text immer und immer wieder durchgegangen. Luc meinte: Wenn ich meinen Dialog sprechen kann, ohne mich von ihm ablenken zu lassen, dann würde ich ihn wirklich beherrschen. Während ich also auf und ab ging und meine Zeilen sagte, blödelte Luc herum und versuchte, mich aus dem Konzept zu bringen. Als ihm das nicht gelang, wusste ich: Jetzt habe ich es drauf.

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet, eine Comicheldin zu spielen?
Louise Bourgoin: Ich hatte besonderen Respekt vor Adèles äußerer Erscheinung. Sie hat ein einmaliges Gesicht, mit der Stupsnase und den Sommersprossen. Es ist ihr gleichgültig, was sie trägt – ihre Hüte sind ausgesucht unförmig, aber das kümmert sie nicht. Es ist schön, eine weibliche Figur zu haben, die sich nicht an die Normen hält.

Auf welchen Charakterzug haben Sie sich am meisten konzentriert?
Louise Bourgoin: Mir persönlich ist es eine enorme Hilfe, wenn ich mich allmählich in eine Figur verwandeln” kann. Der Performance kommt das definitiv zugute. Ich habe mich schon immer gern verkleidet. Das liegt wohl daran, dass meine Mutter mich als Kind nur dann fotografiert hat, wenn ich mich verkleidet hatte. Ich weiß nicht warum, aber Kostüm bedeutete: Foto. Ich liebte das, also trug ich jeden Tag eine andere Verkleidung – ich war Davy Crockett, eine Fee, ein Marienkäfer…

Erzählen Sie uns von der Adèle Blanc-Sec in Luc Bessons Film.
Louise Bourgoin: Ich würde sagen, Lucs Adèle ist etwas sympathischer als die Adèle aus den Comics. Sie ist menschlicher, aufrichtiger. Im Verlauf der Geschichte begreifen wir, dass es Dinge gibt, die sie verletzen, dass sie Fehler hat, die sie natürlich zu verbergen versucht. Sie ist eigensinnig, temperamentvoll, anrührend und brutal ehrlich, mit echtem Sinn für Humor. Sie ist eine Art weiblicher Indiana Jones”.

Die Story hält jede Menge fantastische Abenteuer für sie bereit: Sie darf auf einem Pterodactylus reiten, Mumien erwecken, in einem Sarkophag den Nil hinunter paddeln und das Leben des Präsidenten retten. Aber sie hat auch intimere, emotionale Momente, besonders mit ihrer Schwester. Es macht Spaß, eine so mutige Action-Heldin zu spielen. Das ist im Kino selten, meistens sind Frauen nur schmückendes Beiwerk für die Männer, wandelnde Klischees, um den Männern etwas zu tun zu geben. In adele lenkt die Heldin das Geschehen vom Anfang bis zum Ende selbst. Eine Traumrolle für jede Schauspielerin.

Wie sind Sie mit Ihren Co-Stars ausgekommen?
Louise Bourgoin: Sie waren alle jeweils nur einige Tage am Set. Das war ein wenig frustrierend, weil ich kaum Gelegenheit hatte, sie richtig kennenzulernen – abgesehen von Laure de Clermont-Tonnere, die Adèles Schwester Agathe spielt. Wir haben uns sehr gut verstanden. Mit Mathieu Amalric zu arbeiten, war wirklich ein Traum. Obwohl… Durch die Latexmaske und die dunkle Brille, die er als Professor Dieuleveult trägt, war es ein bisschen, als würde ich Mathieus Geist gegenüber stehen. Ein sonderbares Gefühl.

Da merkt man erst, wie schwierig das Schauspielen ist, wenn man seinem Partner nicht in die Augen sehen kann; kein Ausdruck, auf den man reagieren könnte. Jacky Nercessian, unser Esperandieu, ist ein sensationeller Schauspieler. Er hat mich ständig zum Lachen gebracht. Ich habe nur schöne Erinnerungen an diese Dreharbeiten.

Was halten Sie von Hugues Tissandiers Sets?
Louise Bourgoin: Als ehemalige Kunststudentin muss ich gestehen, dass ich von seinen Kulissen überwältigt war. Es war ein echter Schock, als ich zum ersten Mal das Grab von Ramses II. betrat. Und Adèles Wohnung – ihr Schlafzimmer, das Bad, die ganze Einrichtung – war genau der Comicvorlage nachempfunden. Hugues hat großartige Arbeit geleistet.

Und die Kostüme?
Louise Bourgoin: Luxuriös! Ich trage im Verlauf des Films 18 verschiedene Kostüme. Olivier Bériot ließ sich von zeitgenössischen Radierungen inspirieren. Wenn es keine Vorbilder gab, sind die Entwürfe allein aus seiner Fantasie entstanden, wie zum Beispiel der Tennis-Dress oder das Safari-Outfit, das ich in der Wüste trage. 1912 spielten wohl nicht viele Frauen Tennis, das war eher ein Herrensport. Also gab es auch kaum entsprechende Abbildungen. Adèles Kostüme sind ein Kompromiss zwischen der Mode der damaligen Zeit und den Anforderungen des Films. Und ich muss sagen: Es war faszinierend zu sehen, wie sich alles zusammenfügte und mein Charakter Stück für Stück lebendig wurde.

Haben Sie eine Lieblingsszene in adele?
Louise Bourgoin: Als ich das Drehbuch las, war das definitiv die Szene mit dem stotternden Polizisten auf dem Revier – wahnsinnig komisch. Ich freute mich so sehr darauf, dass ich mich zu stark unter Druck setzte und mehrere Takes brauchte, bis sie im Kasten war. Die Szene mit Patmosis, dem mumifizierten Atomphysiker, der aus einer Vitrine in meinem Apartment steigt und eine Tasse Tee verlangt, ist auch köstlich. Auch die Tennis-Sequenz ist toll und nebenbei sehr ästhetisch. 1912 war von einer Dame auch auf dem Tennisplatz Eleganz gefordert.

Ich musste erst lernen, wie man sich damals bewegte – Vorhand, Rückhand, Schmetterball; ein Ausfallschritt in eine Art Ballettsprung, das hintere Bein gestreckt und diese Pose auf den Zehenspitzen halten, während man den Ball zurückschlägt… Es war ganz schön kompliziert, sieht auf der Leinwand aber sehr gut aus. Und dann natürlich Adèles Ritt auf dem Urzeitvogel. Luc hat tatsächlich einen Pterodactylus-Dompteur aufgetrieben – ich hatte keine Ahnung, dass es noch welche gibt! (lacht) Drei Monate habe ich dafür trainiert. Ich fing mit zehn Metern über dem Boden an, bis ich ohne Sattel oder Geschirr so hoch flog wie der Eiffelturm. Ich muss zugeben: Ich war ziemlich stolz auf mich. Im Vergleich dazu war der Kamelritt in Ägypten ein Spaziergang.

Mit Material von Universum Film

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