Community

Low Budget At Its Filthiest: John Carpenters "Assault On Precinct 13"

25.01.2018 - 13:40 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Mund auf, Augen zu
Capelight
Mund auf, Augen zu
0
2
"John Carpenter’s Assault on Precinct 13" mausert sich nach all den Jahren zu meinem absoluten Lieblingsfilm des Regisseurs. War es lange Zeit "Die Mächte des Wahnsinns", den ich als Jungspund nachmittags auf Premiere (heute SKY) sah und der nachhaltig Eindruck hinterlassen hatte, ist es mittlerweile sein nihilistischer Belagerungs-Thriller, der nach jeder Sichtung immer besser wird.

„Look at that, two cops wishing me luck. I’m doomed.“

Spürbar inspiriert vom amerikanischsten Genre, dem Western, ganz besonders Howard Hawks "Rio Bravo", erzählt Carpenter die Geschichte einer Polizeidienststelle, die kurz vor ihrer Schließung von einer Bande von Jugendlichen angegriffen wird. Um den Attacken Herr zu werden, sind die wenigen Bediensteten gezwungen, mit den Insassen zu kooperieren.

Unter den ersten Opfern der Gang befindet sich ein kleines Mädchen. Die auf offener Straße kaltblütig verübte Hinrichtung ist eine der wenigen Szenen der Filmgeschichte, in der ein Kind vor den Augen des Zuschauers getötet wird. Damit setzt Carpenter den Ton für den Rest der Geschichte und macht deutlich, mit welcher Willkür die Gang vorgeht und dass es wirklich jeden treffen kann. Allen voran die US-Freigabebehörde MPAA, die dem Film ein finanziell schädigendes X-Rating geben wollte, würde man die Szene nicht entfernen. Carpenter und Filmverleih stimmten zu, brachten den Film letztendlich doch mit besagter Szene und dem gewünschten R-Rating ins Kino. Diese Schlawiner!

Keine Gefangenen macht auch die lineare Erzählung, die ohne Umschweife zum Punkt kommt. Keine Szene zuviel, keine Minute zu wenig. Wie auch? Die simple Geschichte wird sowieso erdrückt von der unfassbaren Atmosphäre, die den Neo-Western durchzieht. Ein heruntergekommener Vorort von Los Angeles als perfektes Setting unter dem versmogten Abendrot, scheinbar unmenschliche Killer, die durch wortkarges Auftreten mysteriös und bedrohlich bleiben.

Am Steuer: Che Guevara

Auf der anderen Seite werden wir Zeuge der Entwicklung einer ungewöhnlichen Figurenkonstellation aus verzweifelten Polizisten und kriminellen Insassen, die immer wieder mit gelungenen One-Linern und pointierten Dialogen überrascht. Und nicht zu vergessen: Carpenters großartiger, weil minimalistischer Soundtrack, dessen Einsatz von Synthesizern und Klavierstücken dem grandiosen Werk den finalen Schliff verleiht und wesentlich zur düsteren Stimmung beiträgt. Wie Carpenter selbst sagte, ließ er sich bei seiner Komposition von Led Zeppelins „Immigrant Song“ und dem Theme aus Dirty Harry beeinflussen.

Dreckig, schonungslos und konsequent – John Carpenters zweiter abendfüllender Spielfilm ist der Beweis, dass eine gute Geschichte ohne großes Budget auskommen kann. Anders ausgedrückt: Low Budget at its filthiest!

In Deutschland kam der Film am 09. März 1979, drei Jahre nach US-Start am 05. November 1976, mit einer FSK18-Freigabe in die Kinos. 1983 folgte die Indizierung der ungeschnittenen Fassung, welche 2005 wieder aufgehoben wurde. Capelight veröffentlichte den Film ungekürzt und mittlerweile ab 16 Jahren freigegeben auf DVD und erstmals auf Blu-ray einzeln  und im schicken Mediabook mit Bonus-DVD .

2005 folgte ein Remake mit Ethan Hawke und Laurence Fishburne, das ich vor einer Weile mal gesehen und als recht gelungen in Erinnerung habe.

https://www.youtube.com/watch?v=BaJR2zlnp7o


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News