Lindholms Geisterwelt-Ausflug gruselte nur wahre Krimifans

01.02.2010 - 07:00 Uhr
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Eigentlich steht die Lindholm-Reihe für einen soliden Tatort mit einer eisernen, weiblichen Frontfrau. Maria Furtwänglers Ausflug in die Geisterwelt der Pampa schien jedoch fader denn je. Schon lange wurde dem Zuschauer kein so schlechter Lindholm mehr vorgesetzt.

Maria Furtwängler hatte schon deutlich stärkere Momente als im gestrigen Tatort: Vergessene Erinnerung. Was als spukiger Ausflug in die Provinz gedacht war, geriet zum Inszenierungsdebakel. Farblos und seifenoperngleich wirkten die Dorfbewohner, Charlotte Lindholm machte sich als egoistische Zicke unbeliebt. Der fadeste Lindholm-Fall sollte lieber erfüllen, was der Titel versprach: eine vergessene Erinnerung.

Foto-Show: die Bilder zum Tatort : Vergessene Erinnerung

Dunkle Wälder, Nebenschwaden und ein Autounfall mit Gespenstern – Eigentlich hatte Regisseurin Christiane Balthasar vor, einen Mysterythriller aus dem Tatort zu machen, in dem Charlotte Lindholm einem ganzen Dorf gegenübersteht. Die Ermittlerin landete im Straßengraben und erwachte Stunden später mit erheblichen Gedächtnislücken. Und prompt legte sie den ollen Bauern das Handwerk, denen sie mit ihrem Wagen in die Quere geraten war. Denn unter dem Deckmantel des Biogemüses pflanzten diese Cannabis an und hatten Jahre zuvor ein Ehepaar in den Tod getrieben, welches an derselben Stelle starb, an der Lindholm aufprallte. Und gruseligerweise sahen sich die Verstorbene und Lindholm auch noch frappierend ähnlich…

Leider wollten die Handlungsstränge nicht so recht zueinander finden. Drogenhandel, Gedächtnisverlust und doofe Bauern: Es schien so, als ob die Drehbuchautoren selbst zwischen Cannabis und Amnesie den Sinn der Handlung verloren hätten. Dass die Lindholm-Reihe mal in der Stadt, mal auf dem Land angesiedelt ist, sollte nicht die Grundlage dafür bieten, ein ganzes Dorf als Wilderer, Drogenhändler und profitgeile Kriminelle zu verteufeln. Thomas Thieme, der zuletzt den Helmut Kohl in Der Mann aus der Pfalz gab, wurde regelrecht als zurückgeblieben dargestellt – und war dann natürlich auch noch der Mörder. Wo die alleinerziehende Lindholm normalerweise als Sympathieträger die Handlung trägt, schrieben ihr die Autoren diesmal eine zickige Kratzbürstigkeit zu. Verletzend, egoistisch und auf ihr eigenes Wohl bedacht – zuguterletzt hätte fast noch ihr Sohn David daran glauben müssen, um den sich die Ermittlerin mal wieder nicht kümmern konnte. Und dem treuen Mitbewohner (Ingo Naujoks) schnitt die kühle Polizistin mal wieder das Wort ab, als er seine Gefühle äußern wollte.

Bleibt zu hoffen, dass der nächste Lindholm-Fall wieder plausibler geschrieben wird und Charlotte Lindholm zurück an die Spitze der Tatort-Reihe führt.

Und was meint ihr: Bot der Tatort: Vergessene Erinnerung Spannung oder hätte er tatsächlich lieber unausgestrahlt bleiben müssen?

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