Update, 18.10.2018: Heute startet Krypton beim deutschen Pay-TV-Sender Syfy, weswegen wir diesen Seriencheck vom 23.03.2018 noch einmal hervorgeholt haben.
Wer schon immer mal wissen wollte, was Supermans Opa so in seiner Jugend getrieben hat, der findet seit gestern in Krypton die Antwort auf diese Frage. Allerdings lautet sie zumindest nach der Pilotfolge der Serie von David S. Goyer und Damian Kindler: Den üblichen In-einer-Dystopie-inmitten-von-Intrigen-und-Liebeswirren-als-Jungspund-die-Welt-retten-während-noch-viel-mehr-auf-dem-Spiel-steht-und-man-in-fast-100-Jahre-Franchise-Geschichte-eingebunden-ist-Kram.
Dystopie auf Krypton
Krypton ist zwei Generationen vor Supermans Geburt eine Oben-hui-unten-pfui-Gesellschaft, in der der Rang der Familie über das Lebensglück entscheidet. Wem die Gilde der Gesetzgeber unter Führung des Russel Crowe-Lookalikes Daron-Vex (Elliot Cowan), der wiederum von einem Wesen mit vielgesichtiger Goldmaske überwacht wird, der Stimme Raos, den Rang aberkennt, der muss im Handlungsort Kandor von der glänzenden Wolkenstadt hinab in die schmuddeligen Slums ziehen. Ein Schicksal, das auch der Familie von Supermans Großvater Seg-El (Cameron Cuffe) zuteil wird: Nachdem wiederum dessen Großvater nicht von seinen Warnungen Abstand nehmen will, Krypton werde von Außerirdischen bedroht, muss er in die Phantomzone abwandern, seine Familie wird ins Erdgeschoss geschickt.
Dort schlägt sich Seg-El aber im Wortsinn gut durch, denn seinen ersten Auftritt als junger Erwachsener hat er bei einer Kneipenschlägerei mit Geldeintreibern, in der er neben seinen Prügel-Fertigkeiten und seinem schelmischen Blick auch seinen Geschäftssinn beweist: Sein Kumpel Kem (Rasmus Hardiker) nimmt Wetten auf den Ausgang an, dank derer Seg-El seine Schulden bezahlen kann.
Intrigen, Liebeswirren und Weltenrettung mit den Kryptoniern
Da er aber auch am Gemeinwohl interessiert ist, hilft er kurz darauf, vor Gericht einen Attentäter unschädlich zu machen, und wird dafür von Daron-Vex nicht nur mit der Aussicht auf Wiederherstellung seines Ranges belohnt, sondern auch mit der Hand von dessen Tochter Nyssa (Wallis Day) zwecks baldiger Reproduktion. Sex oder gar Liebe sind dafür in diesen Kreisen Kryptons allerdings nicht mehr vorgesehen, alles geschieht mittels keimfreier technischer Vorrichtungen und im Hinblick auf den genetisch bestmöglichen Nachwuchs. Dafür eröffnet Nyssa Seg-El, nicht ihr Vater, sondern sie habe ihn in Wirklichkeit als ihren Fortpflanzungsgefährten ausgewählt. Herzdame Seg-Els ist wiederum Lyta Zod (Georgina Campbell), Tochter von Militärgilden-Chefin Alura Zod (Ann Ogbomo), die späterhin Seg-Els Eltern vor Gericht erschießt, nachdem diese sich als Terroristen bzw. Freiheitskämpfer geoutet haben. Das wirft der jungen Liebe zusätzlich zur Opposition ihrer Häuser einen Knüppel zwischen die Beine, ganz zu schweigen davon, dass auch Lyta sich mit einem anderen zusammentun soll. Zumindest legitimiert Seg-El sein neu gewonnener Waisen-Status als Superheldenanwärter, denn ohne diesen ist da bekanntlich wenig zu reißen.
Als wäre das nicht schon genug der Herausforderungen für einen jungen Mann, taucht mittendrin auch noch ein gewisser Adam Strange (Shaun Sipos) aus der Zukunft auf. Er eröffnet Seg-El, nur dieser könne als Großvater des späteren Superman dessen zukünftige Geburt, das gegenwärtige Krypton und alles andere im Universum gleich mit retten. Ein gewisser Brainiac, Weltensammler aus Passion, habe es nämlich unter anderem auf Supermans Heimatplaneten abgesehen.
Das gute alte Superheldengeschäft für Supermans Großvater
Jede Menge Figuren, Handlungsstränge, Themen und bekannte Versatzstücke also, für die die Pilotfolge von Krypton allerdings nicht die Hoffnung schürt, sie würden im Weiteren auf besonders originelle Weise verrührt werden. Hauptdarsteller-Newcomer Cameron Cuffe hat zwar neben seinem einnehmenden Grinsen auch noch Nachdenklichkeit, Zorn und Unglaube als Gesichtsausdrücke parat, sein Seg-El weist aber bisher keine Alleinstellungsmerkmale auf und wirkt neben den jüngsten DC-Serien-Helden Jefferson Pierce in Black Lightning und Kara Danvers in Supergirl nicht wie ein Schritt nach vorn.
Auch das Aussehen der beiden Aspekte von Kandor bietet nichts, das man noch nicht anderswo gesehen hätte, zumal das wohl eher schmale Syfy-Budget beim Design der Hauptschauplätze offensichtlich ein Wörtchen mitzureden hatte. So scheint dann die Zukunft von Krypton als Serie ebenso sehr vorherbestimmt zu sein wie das Schicksal des titelgebenden Planeten. Wie diesen die Zerstörung, dürfte sie eine sehr plotlastige Entwicklung voller Machtkämpfe, Intrigen, Seitenwechsel und Enthüllungen erwarten, in die mehr und mehr Elemente des Superman-Franchise eingewoben werden.
Als giftgrüner Hoffnungsschimmer könnte sich allerdings Antagonist Brainiac erweisen, der in seiner derartigen Comic-Gestalt bisher noch in keiner Superman-Realversion aufgetaucht ist und dessen Schiff am Ende der Pilotfolge von Krypton alle anderen Kulissen übertrumpft. Potential bietet zudem die Romeo und Julia-artige Beziehung im Mittelpunkt vor dem Hintergrund einer definitiv zum Untergang bestimmten Gesellschaft. Seg-El mag zwar den Rest des Universums retten können, außer Kandor, das in den Comics ein Dasein als Flaschenstadt auf der Erde fristet, dürfte aber nichts von Krypton übrigbleiben, sosehr er sich auch anstrengt. Ob dies genutzt wird, um Krypton eine eigene Identität im Schwall der Superheldenserien zu geben, werden die nächsten Wochen zeigen. Allzu große Einsätze sollte man darauf aber nicht verwetten.
Krypton ist in Deutschland ab heute immer Donnerstags bei Syfy zu sehen. Heute ab 20:15 Uhr mit einer Doppelfolge, ab nächster Woche ab 21:00 Uhr mit jeweils einer Episode.
Was haltet ihr von der 1. Folge von Krypton?