Die gar nicht neuen Leiden des Kapitalismus sind immer wieder Thema beim Tatort, egal aus welchem deutschsprachigen Kaff er nun kommt. Das ist selten innovativ, manchmal aber angenehm flapsig, wie neulich der Fall aus Wien. Die Berliner widmen sich in Tatort: Alles hat seinen Preis nun dem Finfanzsektor, in dem die großen Banken das Leben der kleinen Feinkostgeschäfte schwer machen. Irgendwo dazwischen in der Ausbeutungskette sitzt ein Taxi-Unternehmer und Hausbesitzer, der zu Beginn erschlagen an seinem Schreibtisch gefunden wird. Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) ermitteln…

Lokalkolorit: Kaum ein Tatort veredelt seine Heimat so gern mit Stadtaufnahmen wie jener aus Berlin, weswegen wir reichlich (nächtliche) Panoramabilder vom Alexanderplatz bekommen. Zur Atmosphäre tragen vor allem die gespenstischen Ausnahmen der seelenlosen Glas- und Betonbauten, etwa am Potsdamer Platz, bei. Tatort: Alles hat seinen Preis wandelt in der ersten Hälfte gern und häufig zwischen kleinen Altbauhinterhöfen und großen Bankfilialen, in deren leeren Fenstern sich gefeuerte Angestellte in die dunkle Nacht hinaus verloren spiegeln.

Plot: Taxi-Unternehmer Klemke sitzt tot an seinem Schreibtisch. Sekretärin Edith Welziehn (Renate Krößner) und Tochter Dagmar (Nicolette Krebitz) sind die Hauptverdächtigen. Ritter und Stark machen diverse Wettrennen durch die verstopften Straßen der Hauptstadt. Ja, warum eigentlich? Egal, ein verschuldeter Feinkostladen und eine Bänkerin mit sozialem Gewissen werden auch noch in den Pott gerührt, obwohl die unheimlich verschroben wirkende Frau Welziehn wie die verdächtigste Frau in ganz Berlin daherredet. Dass sie etwas mit dem Lemke hatte, sieht schließlich auch ein Fahrradfahrer ohne Räder.

Unterhaltung: Spektakuläre Krimi-Unterhaltung ist das, was wir in Tatort – Alles hat seinen Preis zu sehen bekommen, nun wirklich nicht. Die beiden Tatort-Debütanten Michael Gantenberg und Hartmut Block haben zuvor für die Unter Verdacht-Reihe mit Senta Berger geschrieben und das ist dem Berliner Fall anzumerken. Lange Verhör-Szenen sind schließlich die Spezialität des etwas behäbigen, aber charmanten Formats. Nur sind Dominic Raacke und Boris Aljinovic keine 70-jährigen Damen und rote Haare suchen wir auch vergebens. Vielleicht wurden die Fahrrad-versus-Auto-Rennen der beiden deswegen in den Krimi eingefügt. Wirklich gut wird ihr Fall trotzdem erst, wenn Renate Kroessner und/oder Nicolette Krebitz die Szenerie betreten. Letzterer trauen wir mit ihren etwas bräsig wirkenden Rehaugen alles zu, aber tröstend in den Arm würden wir sie dennoch gern nehmen.

Tiefgang: Eine Bänkerin, die Kleinunternehmern illegal Kredite verschafft und ein Feinkostladen, der einer Shopping Mall weichen muss. So ganz und gar nicht subtil wird hier der zerstörerischen Kraft des Kapitalismus nachgegangen, der am Ende auch eine Freundschaft weichen muss. Schuld an (fast) allem ist ein Mann, der, sofern er sie nicht umbringt, die Frauen in seinem Leben zumindest unglücklich macht. Kein Wunder, dass die Sekretärin die Reißleine zieht und Herrn Klemke erschlägt. Mit dieser Auflösung verlegt sich der zunächst ambitionierte Tatort aus Berlin dann aber doch wieder auf noch konventionellere Pfade. Eine Geliebte, die ihren im Gehen begriffenen Mann umbringt – Wie oft es diesen Plot wohl schon in der Geschichte des Krimis gab?

Mord des Sonntags: Konkurrenz ist nicht vorhanden, insofern muss der Preis an das unspektakuläre Dahinscheiden von Herrn Klemke gehen.

Zitat des Sonntags: “Du und ich, das gibt’s doch gar nicht ohne Geld.”

Für micht war der Tatort aus Berlin eine eher maue Angelegenheit. Hat er euch überzeugt?

Alles hat seinen Preis im Tatort aus Berlin

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