Der türkische Kriegsfilm Can Feda von Regisseur Çagatay Tosun sollte eigentlich ab dem 12.04.2018 in den deutschen Kinos gezeigt werden, allerdings fanden die geplanten Vorführungen nur unter überraschenden Einschränkungen oder erst gar nicht statt. Von der Premiere mit den Darstellern wurden viele Zuschauer wegen einer Altersbeschränkung ausgeschlossen, von der sie nichts wussten. Zahlreiche andere Kinos nahmen den Film gleich ganz aus ihrem Programm, wie Blickpunkt Film berichtet. Folge waren fälschliche Meldungen einer revidierten FSK-Freigabe auf Druck "deutscher Stellen" und angebliche Auffühungsverbote vor 23 Uhr. Zensurvorwürfe machten in den sozialen Medien die Runde.
Es ist der bisherige Gipfel in der hitzigen Diskussion um Can Feda, in dem Mitglieder einer türkischen Spezialeinheit in ein Land geschickt werden, in dem seit sieben Jahren ein Bürgerkrieg tobt. Die Handlung des Films hat einige Parallelen zur türkischen Militäroffensive in Nordsyrien, weswegen die kurdische Nachrichtenagentur ANF ihn als "Propaganda" für "Kriegsverbrechen" beschreibt. In einer E-Mail an die moviepilot-Redaktion über den Film wurden vor vier Tagen "Anzeigen wegen Volksverhetzung" gegen Kinos angedroht, die Can Feda zeigen. Auf der anderen Seite der Debatte stehen die Meldungen in türkischen Medien über eine angebliche deutsche Zensur des Films.
Nur der Trailer für Can Feda erhielt eine Altersfreigabe
Laut der türkischen Zeitung Sözcü (via Turkish Press ) untersagten die Produktionsfirmen dem in Deutschland zuständigen Verleih AF-Media, den Film aufzuführen, nachdem die FSK eine Altersfreigabe ab 18 Jahren sowie Vorführungen ausschließlich an Wochenenden nach 23 Uhr festgelegt habe. Allerdings schreibt die FSK Zeiten für die Aufführung gar nicht vor und stellte in einer Pressemitteilung klar, dass der Film tatsächlich gar keine FSK Altersfreigabe erhielt. Lediglich ein Trailer für Can Feda wurde freigegeben.
Damit ist erstmal fraglich, wie nun mit der deutschen Veröffentlichung von Can Feda verfahren wird. AF-Media zufolge läuft in dieser Hinsicht noch eine Entscheidungsfindung. Auch die genauen Ursachen für die Einschränkungen sind noch unklar, ein explizites Aufführungsverbot scheint aber nicht zu bestehen. Jedenfalls führen einzelne Kinos Can Feda noch auf, zum Beispiel zwei Cineplexes in Berlin . Wie Blickpunkt Film anmerkt, kann der Film auch ohne Altersfreigabe aufgeführt werden, allerdings nur mit Zugang ausschließlich für Erwachsene. Dennoch ist die Reichweite des Films zunächst eingeschränkt.
Was haltet ihr von der Kontroverse um Can Feda?