Klasse statt Masse - So sahen die ersten Oscars aus

15.02.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Heute blicken wir zurück auf die Anfänge der Oscars
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Heute blicken wir zurück auf die Anfänge der Oscars
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In unserem großen Oscar-Special blicken wir heute einmal ganz weit zurück, nämlich auf die Anfänge der Academy und der von ihr ins Leben gerufenen Preisverleihung rund um das kleine goldene Männchen.

Zum sage und schreibe 84. Mal findet in diesem Jahr die Oscarverleihung statt. Am 26. Februar wird die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) die größten Leistungen im Bereich des Films in 24 verschiedenen Kategorien auszeichnen. Über 800 Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt werden dieses Mega-Event live vor dem Fernseher miterleben. Doch die Oscarverleihung war nicht immer eine Veranstaltung solch enormen Ausmaßes. Sowohl Preise, wie auch Zuschauer waren in den ersten Jahren deutlich reduziert.

Hollywoods Elite schließt sich zusammen
Einer der großen Wegbereiter bei der Gründung einer Akademie, die zuerst einmal die Verwirklichung der Interessen der Filmschaffenden gewährleisten sollte, war der in der 20er Jahren extrem einflussreiche Chef der Metro-Goldwyn-Mayer-Studios, Louis B. Mayer. Mayer versuchte 1927 gemeinsam mit weiteren Kollegen, auf die Krise zu reagieren, die das Filmgeschäft seit einiger Zeit fest im Griff hatte. Mit dem Radio entwickelte sich zum einen ein Konkurrenzmedium zum Film und zum anderen sorgten die erstarkten Gewerkschaften dafür, dass die Produktion von großen Filmen deutlich kostenintensiver wurde. Mit einer eigenen Organisation sollten nicht nur die persönlichen Interessen besser vertreten werden, sondern die Filmindustrie sollte ebenso im Bezug auf ihr Image in ein positiveres Licht gerückt werden. Gemeinsam mit Hollywoodgrößen wie den Warner Brothers, Cecil B. DeMille und Mary Pickford wurde die AMPAS gegründet, deren erstes offizielles Bankett am 11. Mai 1927 stattfand. Der damals als “King of Hollywood” bekannte Douglas Fairbanks übernahm die erste Präsidentschaft der neu gegründeten Organisation.

Ein Fest unter Freunden – Die erste Oscarverleihung
Douglas Fairbanks war auch zwei Jahre später einer der beiden Hosts bei der ersten offiziellen Verleihung der Academy Awards. Gerade einmal 270 Menschen waren am 16. Mai 1929 bei einem privaten Brunch im Hollywood Roosevelt Hotel zu Gast, als zum ersten Mal die kleinen goldenen Männchen verteilt wurden. In lediglich zwölf festgelegten Kategorien verlieh die Academy ihre ersten Preise, wobei auch die Anzahl der Nominierten mit zwei bis drei Personen/Filmen pro Kategorie noch sehr gering war. Anders als heute wurden die Preise für Leistungen innerhalb der letzten zwei Jahre vergeben. Interessanterweise war der allererste Oscarspreisträger tatsächlich ein Deutscher. Der Schauspieler Emil Jannings war zu dieser Zeit ein extrem populärer Stummfilmdarsteller in den USA. Da er kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland stand, wurde ihm bereits im Vorfeld der offiziellen Veranstaltung der Preis für den besten Hauptdarsteller in den beiden Stummfilmen Der Weg allen Fleisches und Sein letzter Befehl übergeben. Damit ist und bleibt Emil Jannings der einzeige männliche deutsche Schauspieler, der je in dieser Kategorie den Oscar gewann. Als bester Film wurde das Weltkriegs-Drama Flügel aus Stahl (Wings) von William A. Wellman ausgzeichnet. Wings ist damit der bisher einzige Stummfilm, dem diese Auszeichnung zu Teil wurde. Dies könnte sich in diesem Jahr, wie wir alle wissen, mit dem nominierten Stummfilm The Artist durchaus ändern.

Vom Dinner zur ‘großartigsten Show der Welt’ – Die Folgejahre der Oscars
Die allererste Oscarverleihung war die einzige in der Geschichte der Academy Awards, die nicht medial übertragen wurde. Dies wäre womöglich auch nicht sonderlich spannend für die Zuhörer gewesen, waren doch neben Jennings auch bereits alle anderen Gewinner drei Monate zuvor bekannt gegeben worden. Diese Vorgehensweise änderten die Verantwortlichen im nächsten Jahr. Lediglich den Tageszeitungen wurde im Vorraus eine Liste mit den Gewinnern zugespielt, wobei die Bekanntgabe erst nach der Zeremonie stattfinden durfte. Seit die Los Angeles Times 1940 das Embargo brach und Besucher der Oscars mit einer Zeitung in der Hand erschienen, die die Gewinner bereits abgedruckt hatte, wurde die bis heute übliche Vorgehensweise rund um die versiegelten Umschläge eingeführt. Bei der zweiten Oscarverleihung im Jahre 1930 gab es auch zum ersten und einzigen Mal weniger Kategorien als im Vorjahr. In lediglich sieben wichtigen Bereichen wurden Preise verliehen, wobei die Anzahl der Nominierten pro Kategorie deutlich anstieg. In den darauffolgenden Jahren erweiterte sich das Feld der Kategorien kontinuierlich, da man sich auch in der Academy den technischen Entwicklungen anpasste. 1935 wurden zum ersten Mal Preise für den besten Schnitt (Conrad A. Nervig für Eskimo), die beste Filmmusik (Das leuchtende Ziel), sowie den besten Song (Tanz mit mir für The Continental) vergeben. Die besten Nebendarsteller wurden sogar erst ein Jahr später mit ihrer eigenen Kategorie gewürdigt. Heute etwas kurios mag der Preis für die beste Tanzregie klingen, der zwischen 1936 und 1938 vergeben wurde. Regieassistenten mögen dagegen der Zeit zwischen den Jahren 1934 und 1938 hinterher trauern. In diesem Zeitraum konnte nämlich auch ihre Arbeit mit einem Oscar belohnt werden.

Das 25. Jubiläum der Academy Awards 1953 war schließlich die erste Oscar-Show, die im Fernsehen übertragen wurde. Moderiert wurde sie von Schauspieler und Komiker Bob Hope sowie dessen Kollegen Konrad Nagel, der den in New York stattfindenden Teil der Veranstaltung präsentierte. Passenderweise gewann Cecil B. DeMilles Die Größte Schau der Welt den Preis für den besten Film, auch wenn Fred Zinnemanns Klassiker Zwölf Uhr mittags mit Gary Cooper und Grace Kelly als der klare Favorit galt. Vielleicht verbildlicht aber kein anderes Ereignis so präzise das Selbstverständnis, mit welchem sich diese glamouröse Veranstaltung bis heute präsentiert.

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