Kingsman, der beste Bond-Film seit Jahren

25.04.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Manners. Maketh. Man.20th Century Fox / moviepilot
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Ihr sucht einen Film, der alles richtig macht, stylish und cool ist, und dessen pechschwarzer Humor noch mit einer Spur Britishness garniert wurde? Dann hört einfach auf die Lady, wenn sie euch sagt, der Film wird toll!

In dieser Rubrik suchen wir uns (oder vielmehr ihr euch) jede Woche einen ganz besonderen Kommentar aus und setzen ihn ein Wochenende lang auf den Thron des Kommentars der Woche. Wenn ihr also irgendwo auf so einen Kommentar stoßt, ob unter News oder Games, Filmen, Serien oder Personen, sagt Bescheid, und vielleicht steht er schon nächste Woche hier!

Der Kommentar der Woche
Wenn ein Film wie Kingsman: The Secret Service rundum perfekt ist und es schafft, pleasant28 zu derartigen Begeisterungsstürmen hinzureißen, dann haben nicht nur Regisseur Matthew Vaughn und Autor Mark Millar den Ritterschlag verdient - dann setzen wir den Kommentar der Lady auf den Thron der Woche! Gentlemen, a toast!

So, und jetzt überschlage ich mich einfach mal und bin ganz unobjektiv und gebe einfach volle 10 Punkte.

Als ich vor ewigen Zeiten den allerersten Teaser gesehen habe, dacht ich sofort "Den MUSST du sehen!!" Das habe ich auch meinen Freunden prophezeit. Und die haben nicht zugehört und kamen, nachdem sie in Kingsman waren, ich aber noch nicht, mit einem: "Mann, den musst du dir ansehen, auf jeden Fall, der ist so guuuut!" Und ich konnte nur denken "Ich weiß, ich hab's euch gesagt, ihr müsst mir nicht den Film empfehlen, den ICH EUCH schon vor einem JAHR empfohlen habe!"
Und heute Abend habe ich's endlich geschafft.
Hell Yeah, oder, um beim Motto des Films zu bleiben - Splendid! Dieser Film hat so verdammt viel richtig gemacht für mich. Ich bin seit Langem nicht mehr aus dem Kino gegangen und habe gesagt: "Dieser Film war jeden einzelnen überteuerten Cent wert, den ich da grade hingeblättert habe!"

Wo soll ich hier bitte anfangen?? Kingsman ist das, was man eine Zeit lang von Bond kannte, nur irgendwie ... individueller. Es nimmt die besten Elemente der Roger Moore-Bonds, vereint sie mit dem Agentencharme der Bonds aus der Generation davor, schnappt sich die Art Action, die ich an The Losers und R.E.D. so geliebt habe, rutscht mit der Flasche, auf der "Britischer Humor" steht, aus, kippt einen riesigen, aber perfekt bemessenen Schluck davon mit hinein und rundet das Ganze mit einer Prise My Fair Lady ab.

Die Story ist einfach, klassisch, fast schon klischeehaft, aber das völlig, ohne schal zu wirken. Ein simples "Verrückter Oberbösewicht samt Handlanger gegen Geheimdienst und seine besten Männer". Und ganz ehrlich - mehr will ich auch nicht von einem schönen Action-Agenten-Film. Das muss sich für mich nicht an Wendungen und Twists überschlagen (die dieser Film trotzdem immer wieder im kleinen, schön akzentuierten Maßstab aufweist!), da kenne ich nämlich einen anderen Spionagethriller (auch mit Firth), der sich so sehr in seinen eigenen Verstrickungen verheddert, dass er völlig entgleist. Aber das nur so nebenbei. Das ist hier eben nämlich nicht der Fall, und seine Einfachheit rettet ihn vor Verworrenheit.

Die Charaktere sind nicht eindimensional, dafür sehr sympathisch und zu keinem Zeitpunkt langweilig. Das liegt daran, dass wirklich jeder Darsteller verflixt noch mal BRILLIERT! Ich habe Colin Firth nie als Actionheld gesehen. Ich mochte seine Art, zu spielen, aber so souverän und schlichtweg COOL habe ich ihn noch nie erlebt. Er rockt das Ganze von vorne bis hinten und behält dabei trotzdem die stiff upper lip. Taron Egerton, den ich vorher nicht kannte, hat sich bei mir direkt ein "Respekt" verdient. Er ist lässig, charmant, bringt emotionale Tiefe mit, ohne kitschig zu werden, oder zu abgedroschen daherzukommen. Er war mir einfach nur total sympathisch, und das vom ersten Moment an, obwohl ich bei dem Proll, der in die Upper Class eingeführt wird, wirklich so meine Bedenken hatte. Mark Strong hat mich wieder einmal dran erinnert, warum er zu meinen liebsten Schauspielern gehört. Michael Caine hat hohes Niveau abgeliefert, Samuel L. Jackson zieht mal wieder eine perfekte Show ab, und auch die weibliche Besetzung glänzt durch die Bank mit Coolness und Frauenpower.

Was mich besonders begeistert hat, war die Umsetzung der Kampfszenen. Eine Szene MUSS ich hier lobend erwähnen, und das ist die Kampfszene in der amerikanischen Kirche. Bei einer solchen Massenschlägerei könnte es leicht passieren, dass man nicht mehr durchblickt, wer hier eigentlich wen verprügelt und aufschlitzt und erschießt. Aber das ganze Ding ist so perfekt durchchoreographiert und kameratechnisch (ich weiß echt nicht, wie sie das hinbekommen haben) so optimal gefilmt, dass ich in keiner einzigen Sekunde auf irgendeine Weise den Überblick verloren habe. Ich bin bei dieser Szene vor Aufregung und Begeisterung immer weiter nach vorne gerutscht auf dem Kinosessel und habe von vorne bis hinten nur gestrahlt. Es sah einfach so unglaublich GUT aus und hatte eine so PERFEKTE Dynamik, ich war vollkommen fasziniert. Und wie gesagt, Colin Firth ROCKT in dieser Szene! Und so sehen alle Kämpfe aus. Sie sind over the top, aber dabei so kreativ, dass das egal ist, und fesseln von der ersten bis zur letzten Sekunde.

Die Musikwahl besticht ebenfalls mit fieser Ironie und der auf den Punkt genau stimmenden Dynamik.

Der Film wird immer wieder relativ emotional, aber keine einzige gefühlvolle Szene wird vollkommen ausgelatscht, die klischeehafte Lovestory wird außen vor gelassen, und das tut dem Film gut. Der große Konkurrent Charlie ist eine überspitzte Karikatur eines auszustechenden Gegenspielers, und insofern einfach nicht ganz ernst zu nehmen, aber ich glaube auch nicht, dass dieser Film das wollte. Mich hat es echt nicht gestört.

Und ganz besonders wichtig und reizvoll an diesem Film ist einfach, dass er so herrlich britisch ist. Es gibt Seitenhiebe auf Amerika, die mich zum Grinsen gebracht haben. Der Humor ist stellenweise unfassbar makaber, ab und an echt flach, aber trotzdem saukomisch und so tintenschwarz, dass man eine Taschenlampe rausholen will, aber genau das liebe ich. Britischer Humor ist mir eben der liebste.
Außerdem haben die Kingsmen so unendlich viel Stil und Eleganz, da muss ich gar nicht mehr viel zu sagen. Die Gadgets sind so, wie ich sie mir von einem modernen Bond gewünscht hätte, aber auf den urbritischen Stil der Kingsmen geeicht und daher absolut passend.

Mein Gott, ich könnte noch stundenlang so weitermachen. Und es ist mir völlig egal, was die Leute sagen, die diesen Film von vorne bis hinten durchanalysiert haben und sich an der typischen Underdog-Story oder den übertriebenen Actionsequenzen stoßen - ich wurde von diesem Film perfekt unterhalten, ich hatte den größten Spaß im Kino seit langer, langer Zeit, und konnte mich mit vollem Herzen dafür begeistern. Logiklücken wie die plötzlich nicht mehr verschlossene Pubtür oder die auf wundersame Weise wieder reparierte Kette von Eggsy sind mir hier sowas von egal!

Ich habe gelacht, geweint, hatte Herzklopfen und musste immer wieder sehr, sehr böse grinsen. Und wenn ein Film so etwas mit mir anstellen kann, und ich mir mit dem Heimkommen als erste Amtshandlung den Soundtrack holen muss, reicht das denn nicht?

Vor dem Originalkommentar könnt ihr euch übrigens hier verneigen.

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