South Park - Kindermund tut Wahrheit kund

03.09.2012 - 08:00 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
South Park
Paramount Pictures
South Park
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Ein moviepilot-user hat uns diesen Text zur Aktion Lieblingsserie unter dem simplen Titel “South Park” zugeschickt. Wie ihr euch sicher denken könnt, geht es in diesem Artikel auch um genau diese Sendung. Lest selbst.

South Park. Vier Freunde. Vier Kinder. Kinder? Das ist doch langweilig. Was können denn Kinder Interessantes erleben, dass es auf Erwachsene zugeschnitten sein kann! Kinder sind doch naiv, sie wissen doch nichts vom Leben. Und genau darin liegt die Täuschung. Selbstverständlich sind die Kinder bei South Park nicht wie typische Kinder. Sie sind viel asozialer, intelligenter, zynischer. Die einzige Figur, die einem achtjährigen Kind annähernd gerecht werden kann, ist Butters in seiner süßen Naivität. Hingegen sind Stan und Kyle – mit denen sich die Macher Trey Parker und Matt Stone identifizieren möchten, eigentlich so, wie Erwachsene sein sollten. Verspielt, ja. Kindliche Interessen haben sie ebenfalls, aber der Differenziertheit und der Weitsicht, die sie an den Tag legen, lassen sogar die Erwachsenen ziemlich peinlich und unreflektiert aussehen.

Und da wäre noch der gute Cartman. Der dicke Rassist, der Egoist, der innere Schweinehund der Gesellschaft. Ausschließlich auf Eigennutz orientiert, völlig unempathisch und beinahe schon pervers. Cartman steht für die Masse, nicht für den Einzelnen. Er ist das, was viele denken, wonach sich viele richten, was aber viele niemals zugeben würden. Er ist das Lenkrad der Serie, der Kern, um den sich alles dreht. Derjenige, der alles umwälzt, dem man es erst einmal nachmachen muss.
Neben vielen anderen erwähnenswerten Charakteren, die aber den Rahmen sprengen würden, möchte ich auf meinen absoluten Lieblingscharakter eingehen: Randy Marsh! (Seht selbst.)

Im Gegensatz zu Homer Simpson, der den bildungsferneren Durchschnittsamerikaner mimen soll, ist Randy als Geologe der besseren Mittelschicht zuzuordnen. Aber Randy prügelt sich gerne bei Baseballspielen. Randy ist manisch, hedonistisch, begeisterungsfähig. Randy onaniert, während er Kochsendungen schaut (was ich völlig verstehen kann), Randy handelt erst und denkt dann nach. Er verpasst sich selbst Hodenkrebs, damit er auf Rezept kiffen kann. Er hält gerne pathosschwangere Reden über die Wirtschaftskrise, während er Margaritas schlürft. Er ist völlig suggestibel und dreht sich wie ein Fähnchen im Wind – er ist ein totaler Heuchler, aber dabei absolut liebenswert, weil man sich in ihm wiederfindet. Die Karikatur eines modernen Demokraten also. Der Kind gebliebene, verantwortungslose, moderne Mann. Unvergesslich ist sein als Prinzessin Leia verkleideter Einbruch, hinreißend seine Internetpornosucht und seine Verzweiflung, als das Internet ausfällt.

Auch in mir steckt ein kleiner Randy. Ein Revoluzzer, ein begeisterungsfähiger Hedonist, ein streitsüchtiges Kind. Ich jage zwar nicht jedem Trend nach, wie er es tut, aber ich kann ihn in seiner Euphorie und seinen Ausbrüchen so gut verstehen. Randy ist für Prolls zu intellektuell, für Intellektuelle aber zu prollig und damit verdient er mein ganzes Herz!

Entgegen anderer Serien hat sich South Park seit den ersten Staffeln massiv gesteigert. Die Charaktere und ihre Konstellationen werden immer ausgefeilter. Völlig skrupellos und ungehemmt werden gesellschaftliche Phänomene, Denkweisen und soziale Gruppen parodiert. Dabei wird jede Folge innerhalb von nur sechs Tagen gedreht, um möglichst aktuelle Ereignisse einbringen zu können.

Parker und Stone zeigen hiermit einen Schneid, der seinesgleichen sucht. Ständig werden sie verklagt (Tom Cruise vorn dabei wegen den ständigen Vorwürfen, er sei schwul), ständig haben sie einen wütenden Mob gegen sich gerichtet, verlieren wichtige Synchronsprecher, weil diese Anhänger von Scientology sind und die ständigen Seitenhiebe gegen ihre Religion als unvereinbar sehen, aber sie machen weiter. Sie lassen sich nicht mundtot machen. Das sind wahre Helden! Solche Menschen braucht die Gesellschaft!

Es ist nicht nur der unverwechselbare Humor, der South Park zu meiner absoluten Lieblingsserie macht – es ist insbesondere der Mut, über den Tellerrand zu schauen, sich selbst zu hinterfragen und der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten – nicht allein zum Zwecke der Verhöhnung, sondern auch mit Verbesserungsvorschlägen. Das alles wird hierbei aber nicht als kitschige Moralkeule gehandhabt, auch wenn es ironisch so dargestellt wird (‘I’ve learned something today…’), sondern Parker und Stone finden über den Humor Zugang zum Publikum. So kann ich nicht nur lachen, sondern werde dabei auch noch überzeugt. Kaum einer Serie gelingt dies mit einer solchen Trefferquote.

Last but not least habe ich dieser Serie unglaublich viele Lacher und unsterbliche Zitate zu verdanken, die meinen Alltag heute noch begleiten. Hier eine kleine Auflistung meiner Lieblingszitate, deren Grandiosität erst zutage kommt, wenn man die dahinterstehende Handlung kennt:

‘Who’s that Lady?’
‘Gonna take the easy way out.’
‘And the Persians, who didn’t go shopping…’
‘Look, Glenn! We’ve made it!’
‘Change? Spare some change?’
‘Oh, that’s a big boy, isn’t he?’
‘Only over my dead, lesbian body!’
‘Poke your Grandma!’

So ist South Park durch und durch eine Bereicherung für mein Leben. Ich will und werde niemals zu alt für South Park sein! Ich danke euch, Trey Parker und Matt Stone! Mögen euch die Ideen nie ausgehen! Möge euch der Mut nie verlassen! Möge es für euch Kilkenny (‘They killed Kenny!’) regnen!


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