KADO: The Right Answer - Es muss nicht immer Action sein

14.08.2017 - 08:55 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Toei Animation
Crunchyroll
Toei Animation
1
1
KADO: The Right Answer zeigte dieses Jahr hervorragend, dass der Konflikt einer Geschichte sich nicht nur auf kämpferische Auseinandersetzungen verlassen muss. Jedenfalls, bis die Serie das selbst vergaß.

Dieser Artikel spoilert große Teile der Serie KADO: The Right Answer. Interessierte finden den Anime im deutschen Crunchyroll-Katalog.

KADO: The Right Answer war wohl eine der größten Serien-Überraschungen in diesem Jahr. Als Umsetzung des noch zu selten genutzten Konzeptes einer friedlichen Alien-Invasion konzentrierte sich die Serie eher auf die dabei entstehenden Kommunikationsschwierigkeiten und logistischen Herausforderungen, statt eine der agierenden Seiten sofort die Waffen zücken zu lassen. Das Ergebnis war ein faszinierendes Gedankenexperiment, das Möglichkeiten zur rapiden menschlichen Weiterentwicklung betrachtet und sich mit ihrer Auswirkung auf wesentliche Aspekte unseres alltäglichen Lebens befasst. Dabei wirkte die Einführung eher wie der Start eines unscheinbaren Bürokratie-Dramas.

Ein ganz normaler Arbeitstag
Episode 0 von KADO folgt dem Protagonisten Koujiro Shindo, einem japanischen Regierungsangestellten. Sein Auftrag besteht darin, den Besitzer einer Plattierung vom Verkauf seines erfolglosen Unternehmens zu überzeugen, für eine ungewöhnlich große Abfindung. Stattdessen lässt er sich zunächst die Arbeit der Firma erklären, geht der Ursache ihres Scheiterns auf den Grund und findet mit der Hilfe eines Experten eine neue Nische, in der das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Regierung aufgehen wird. Shindos Ziel besteht darin, für alle Beteiligten aus einer Abmachung den größten Nutzen zu ziehen, um die gesamten positiven Auswirkungen zu maximieren. Es war ein kurzes, ansprechendes Drama, das besonderen Wert auf seinen menschlichen Faktor legte. Die Serie hätte sicher toll funktioniert, wären kommende Episoden ebenfalls dieser Struktur gefolgt.

KADO: The Right Answer

Doch schon zum Ende der Pilot-Folge zeigt sich, dass sie nur als Einführung von Shindo und seiner Vorgehensweise diente, um ihn in einem größeren Kontext zu implementieren. Bei seiner Rückreise werden er und die anderen Gäste des Flugs von einem plötzlich erscheinenden Würfel verschluckt, in dem sie während eines Großteils von Folge 1 jenseits unseres Blickes verweilen. Erst zum Ende hin tritt Shindo zusammen mit einer exotisch wirkenden Gestalt aus dem Würfel, und es zeigt sich, dass er seine Talente auf einer ganz anderen Ebene einsetzen muss.

Evolution im Schnelldurchlauf
Das neue Gesicht an seiner Seite ist Yaha-kui zaShunina , ein Wesen aus einer anderen Dimension, das uns Technologien und Gaben jenseits unserer Vorstellungskraft anbietet. Der Prozess beginnt mit der Veröffentlichung von Bauplänen unerschöpflicher Energiequellen, lässt die Gewährung eines mehrdimensionalen Wahrnehmungsvermögens folgen und soll schließlich mit dem sofortigen Aufstieg in eine höhere Lebensform enden. Beim letzten Schritt zeigen sich schließlich die wahren Motive von zaShunina sowie mein größtes Problem mit der Serie, denn kurz vor ihrem Ende wechselt sie ihren zentralen Konflikt schon zum zweiten Mal, und lässt einige der interessantesten Fragen offen.

Zunächst zum Begriff: Der Konflikt einer Geschichte stellt eine zentrale oder mehrere kleinere Problemstellungen dar, Hindernisse, die überkommen werden müssen und oft ähnlichen Motiven folgen: Rache. Der Transport eines McGuffins. Die Bekämpfung eines ominösen Himmelsportals. Diese sind der offensichtlichsten Deutung des Begriffes entsprechend eher kämpferischer Natur, aber es gibt auch Konflikte auf anderer Ebene: Überstehe deinen Arbeitsplatz. Werde beliebt. Mach deinen Artikel fertig.

Die ersten zwei wesentlichen Problemstellungen in KADO ähneln sich in ihrer Art, gehen aber in ihrem Ausmaß stark auseinander. Folge 0 passt größtenteils in Shindos Arbeitsalltag, bei dem in jedem neuen Fall zwischen der Regierung und Privatpersonen möglichst profitable Abkommen geschlossen werden müssen. Ein Großteil der Serie beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Problem, nur muss nun zwischen den Mitgliedern der Vereinten Nationen, ihren Einwohnern und einer Privatperson jenseits unseres Universums vermittelt werden. Die Entwicklungen werden massive Auswirkungen nach sich ziehen, darunter eine vollkommene Umkrempelung der Infrastruktur. Eine unerschöpfliche Energiequelle bedeutet neben der hohen Gefahr ihres Missbrauchs auch die vollständige Bedeutungslosigkeit einer ganzen Industrie und Millionen verlorener Arbeitsplätze. Zu den Vorteilen der zweiten Gabe gehört die plötzliche Unnötigkeit von Schlaf, der zuvor etwa ein Drittel unserer Zeit einnahm und nun eine optionale Tätigkeit ist, der wir uns von nun an nur noch aus Gewohnheit oder als Zeitvertreib hingeben. Die neu gewonnene Zeit muss irgendwie genutzt werden, und Läden oder andere Etablissements können sich von ihren bisherigen Ruhezeiten verabschieden. Diese Entwicklung anzusehen, wäre sicher interessant geworden, doch KADO geht diesen Fragen nur teilweise auf den Grund. Stattdessen wird die dritte Phase von zaShuninas Plan gestartet, und diese würde im Tod unzähliger Menschen resultieren.

KADO: The Right Answer

Es war eine Wendung, die mich tatsächlich überrascht hat, einfach weil sie zu offensichtlich und abgedroschen war, um sie vorherzusehen. Zuvor ging es um die ersten Schritte einer neuen, drastischen Evolution, jetzt musste der Power-Level des bösen, bösen Aliens überholt werden. Ich weiß es zu schätzen, dass die Handlung auf eine persönliche Ebene zwischen ihren drei Hauptcharakteren geführt wurde, doch das wahllose Hin- und Herschmeißen von Dimensionslasern war eine enttäuschend plumpe Weise, für Spannung zu sorgen.

Ich glaube, dass KADO die womöglich beste Version jener Geschichte ist, für die sich die Autoren entschieden haben, doch ich trauere dennoch der Version hinterher, die uns dadurch verloren ging. Die begonnenen Gedankengänge wurden vorzeitig abgebrochen, die bisher sehr intelligente Handhabung bei der Verhandlung und Kommunikation zwischen grundsätzlich unterschiedlichen Kulturen fiel in den Hintergrund.

Dabei hätten sich diese Aspekte nicht mal gegenseitig ausschließen müssen, doch aufgrund der kurzen Dauer von zwölf Folgen wurden weder den logistischen Vorgängen noch der Auflösung die angemessene Zeit geschenkt. Bei einer höheren Folgenzahl würde die Serie, wie einige der Highlights der letzten Saison, jetzt noch laufen und ich könnte wohl nach ihrem Finale eine weitaus enthusiastischere Empfehlung aussprechen. KADO gehört immer noch zu meinen Lieblingen des Jahres, doch letzten Endes war die Serie ein wenig zu gehetzt, zu vorhersehbar, und irgendwie... zu Anime.

Habt ihr KADO schon gesehen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News